Tag 48 in Dis
Die Helden
flanieren gerade gemeinsam mit Barnabas, dem fliegenden gepeinigten
Knochenschädel, über den Innenhof der Dornenfestung Averdevar, das Heim der
drei Vetteln Hildegrel, Cyrdea und Nadra. Barnabas war besonders guter Laune,
da Kyrol seine Zähne erstaunlich gekonnt aus der Hosentasche eines Redcaps
gezogen hatte, dafür dass er meinte kein besonders guter Dieb zu sein. Die
Gruppe schritt an einem ungeöffneten Portal im Innenhof vorbei, dass von einem
satyrköpfigen Wächter mit Schlangenkörper bewacht wurde. Der Körper des
Wächters, der mehr wie eine Perlenkette geformt war, war um das Portal
geschlungen und beobachtete die Helden aufmerksam. Ebenso aufmerksam wurden sie
von drei überaus hässlichen Redcaps mit besonders dunkelroter Mütze beobachtet,
deren Gesichter sehr auffällige Koteletten zierten und bereits einen
Vorgeschmack auf den Wahnsinn gaben, dem sie verfallen waren. Es schien sich
dabei um Madcaps zu handeln. Eine besonders verrückte Art von Redcaps, dessen
Geduldsfaden etwa so kurz war wie die Gesamtlänge eines Pantoffeltierchens. Während
einige andere Redcaps hinter Dornenbüschen im Hof hin und her huschten, standen
die drei direkt vor dem Eingang zur Halle der Vetteln und bereits nach einigen Schritten Richtung Tor überkamen Sirasi und Alviss ein mulmiges Gefühl. Die Gesichter der Madcaps schienen ebenso angespannt wie ein Drahtseil zu sein, dass kurz vor dem Zerbersten war. Ebenso
zerborsten wäre jeglicher Spiegel, in den die drei Sensenträger mit ihren
vernarbten entstellten Gesichtern geblickt hätten. Etwa 40 Fuß bevor die Helden
das Zugangstor zur Halle erreichtersigefolgt von und dem mittleren Madcap der Kragen und
er ließ eine Hasstirade auf die Abenteurer los, die sämtliche in Kadavern
lebende Insekten, Körperöffnungen zur Ausscheidung von verdauten Lebensmitteln
und seltsamerweise Goblinspeichel enthielt. Aus all den mehr oder weniger
verständlichen Worten hörte man zumindest heraus, dass es ihm sehr missfallen
hat, dass die Helden sich die die Späße der Redcaps eingemischt haben, gemeint
sind Barnabas Zähne. Noch bevor sich jemand eine beschwichtigende Antwort zurechtlegen
konnte, brüllte Ulgan bereits eine Drohung inklusive passender Gebärden zurück.
Alviss versuchte Ulgan noch darauf hinzuweisen, dass vermutlich etwas mehr
Feingefühl zum Ziel führen könnte, allerdings hatten die drei Madcaps und etwa
zehn weiterer Rotkäppchen ihre Sensen bereits kampfbereit in den dunklen Himmel
erhoben und zum Angriff geblasen. Barnabas war wenig überraschend binnen
Millisekunden abgetaucht, beziehungsweise in seinem Fall „Wir werden alle
sterben!“ brabbelnd senkrecht Richtung Himmel verschwunden. Gut für ihn, denn
die Madcaps waren außerordentlich schnell und versuchten ohne Umschweife Ulgan
und Aline in zwei Teile zu Hacken, allerdings ohne Erfolgsaussicht gegen Alines
Schwertkünste und Ulgans Schildparade. Alviss stürzt erst einmal ein braunes
zähflüssiges Extrakt in den Rachen und gesellt sich an die linke Flanke von
Ulgan, bereit einen Madcap mit dem Namen Trugio mit seinem Rapier zu
durchbohren. Nun setzt Ulgan zum Gegenschlag an und hackt ungehemt auf den
scheinbaren Anführer der Madcaps ein. Obwohl das Blut in alle Richtungen spitzt
und schießt, hält sich das irre kleine Männchen noch irgendwie auf den Beinen.
Sirasi hat sich einstweilen seitlich zu der Madcap-Dreierkette in Position
gebracht und lässt einen Blitzt aus ihrer Hand fahren, der die drei ordentlich
zum zucken und rauchen bringt. Jedoch sind das zähe kleine Biester und so
stehen sie immer noch stinkig und kampfbereit da. Ungewohnt, aber mit
taktischem Geschick, macht Aline einen Schritt außer Reichweite der Sensen und
leert den Inhalt einer simpel aussehenden Glassphiole in sich. Aline wirkt nun nicht
nur unglaublich agil und schnell, sondern ihre tatsächliche Position scheint
nicht mehr klar ersichtlich zu sein. Unmittelbar danach wird sie und auch Sirasi schon
von Redcaps, die hinter Dornenbüschen hervorgesprungen sind, attackiert. Eine
Sense gleitet einfach an Aline vorbei und schneidet nur durch ein luftiges
Abbild Alines. Sirasi bekommt die Klinge einer Sense jedoch deutlich zu spüren
und ein Wunde klafft nun auf ihrem Oberkörper. Nun stürmen noch mehr der
rotbekappten Giftzwerge an Alviss und Ulgan heran. Alviss pariert die Angriffe
mit seinem Rapier gekonnt. Ulgan scheint sich mit seinem Gegenüber regelrecht
zu spielen, denn während er den Angriff mit dem Schild blockt, schubst er
zwischendurch sogar einen der Madcaps nach hinten, was die Angreifer nur noch
mehr in Rage bringt. Sirasi scheint das zu spüren bekommen, denn sie wir von
zwei Redcaps in die Zange genommen und dabei am Oberschenkel aufgeschlitzt. Aus
der Wunde tritt sofort einiges an Blut, aber die Wychlaran ist hart im Nehmen. Im
Gegenzug wird Trugio`s Wanst und Hals von Alviss Rapier perforiert, sodass er
noch während dem Herumfuchteln mit seiner Sense röchelnd zur Seite kippt. Ulgan
hatte einen ähnlichen Plan, wobei seiner darin bestand, die dunkelrote Mütze
des Redcaps inklusive des darunterliegenden Kopfes zu spalten. Noch während der
Anführer der Madcaps in sich zusammensackt, geht Ulgans Axt bereits auf den
letzten verbleibenden Madcap nieder und trennt ihm fast den Arm ab. Sirasi hat
allmählich genug von den um sie herumschwirrenden Giftzwergen. Sie vollführt
einen Flugzauber, wehrt die dadurch provozierten Angriffe ab und fliegt etwa 30
Fuß in die Höhe, was ihr ein paar gehässige Flüche der Redcaps einbringt. Die
haben am Boden der Tatsachen allerdings wenig Zeit und Atem für weitere lockere
Sprüche, denn Aline setzt zu einem verheerenden Angriff an. Dem ersten Feind in
ihrer Nähe schlitzt sie zuerst quer von rechts oben nach links unten über den
Oberkörper und durchbohrt seinen Torso im Nachsetzen mit einem wuchtigen Stoß.
Noch beim Herausziehen des bereits stark mit Blut besudelten Schwertes,
schwingt sie ihr Schwert über den Wanst eines unmittelbar danebenstehenden
Redcaps, der zwar noch auf den Beinen bleibt, aber sichtlich Probleme damit
hatte, seine Gedärme nicht in der Gegend zu verstreuen. Nachdem sich der Redcap
bemühte mit einer Hand alles beisammenzuhalten, war sein Kopf ungedeckt, was
ihm Aline mit dem Entfernen des Gleichen von seinen Schultern mit einem
sauberen Schnitt dankte. In unglaublicher Geschwindigkeit geht sogar noch ein
weiterer Schwerthieb über den nächstgelegenen Redcap hinweg, der nach hinten taumelte und
sich nur schwer erfing. Zwei noch stehende Redcaps versuchen Aline das Massaker
heimzuzahlen, jedoch wehrt sie den ersten ihrer Angriffe mit Leichtigkeit ab
und der zweite schien in seiner Nervosität mit seiner Sense danebenzuhacken. An
der anderen Front gehen gleich vier Angriffe, jeweils zwei mit der Sense und
zwei mit den Spitzen der schweren Eisenstiefeln, auf Alviss der sich mit seinem
Rapier erneut durch alle Angriffsversuche durchtänzelt und sie mit Leichtigkeit
pariert. Ulgan lacht über den kläglichen Versuch der Redcaps die dicke Luft in
der Dornenfestung zu zerschneiden. Nachdem Alviss Rapier wieder gezielt durch
die Luft wirbelt und zwei Löcher in Brust und Kopf eines einknickenden Gegners
hinterlassen, lacht Ulgan erneut, nur diesmal über das eintagsfliegenartige
Verhalten der Redcaps. Damit er nicht nur mit Lachen beschäftigt ist, holt
Ulgan noch einmal mit seiner Axt aus und entzweit einen weiteren Widersacher in
seiner Nähe mit einem wuchtigen Hieb. Da Alviss ihm in direkter Bahn zum
nächsten Feind steht, trampelt Ulgan kurzerhand über eine der sich allmählich
stapelnden Leichen und zieht noch einmal auf einen Redcap ab, der daraufhin
leblos nach hinten kippt. Der vorletzte noch lebende der Angreifer wird von
Sirasi per Zauberspruch ins Schlummer-Feywild geschickt. Dem Letzten wandte sich
Aline zu, trennte das Sensenblatt mit einem gezielten Schwertstreich von seinem
Stil und begann den zappelten Redcap zu würgen. Der verzweifelte Giftzwerg
versuchte zwar noch seinen Stiefelspitz in Aline zu rammen, der Tritt ging
allerdings nur gegen ihre Rüstung. Noch bevor dem hässlichen Rotmützchen die
Augen aus dem Schädel poppten, fragte sie ihn, ob er endlich genug von den
Späßen habe. Als er irgendwie erkenntlich machen konnte, dass er nur noch hier wegwill,
lies Aline ihn los und riet ihm sich so weit es ging von den Helden zu
entfernen, oder auch er würde sein klägliches Leben aushauchen. Im selben
Moment kam Ulgan herangestürmt und ließ seine Axt in den Brustkorb des noch
schlafenden Redcaps sausen, was den Kampf endgültig beendete. Alle Redcaps die
noch im Inbegriff waren irgendwie in das Geschehen einzugreifen, machten auf
ihren eiserenen Hacken kehrt und gingen selig pfeifend davon, als gäbe es
nichts zu sehen. Nun war es endlich Zeit mit
den drei Vetteln oder zumindest mit der Green-Hag Nardra ins Gespräch zu
kommen. Wie aus dem Nichts kam auch Barnabas wieder an die Seite der Helden und
war voll des frohen Mutes. Er hatte schließlich nie daran gezweifelt, dass die
Helden den Kampf überleben würden. Das Tor zur Halle der Hexe war einen Spalt
weit aufgegangen und als der schwebende Schädel ins Dunkel blickte, wurde er
erneut nervös und wollte schon wieder das Weite suchen. Allerdings überredete
Sirasi ihn mit den Helden mitzukommen, da er ja noch ein gutes Wort für sie bei
den Hexen einlegen müsse, dafür dass er seine Zähne wiederbekommen hat.
Da das
Eingangstor etwa 20 Fuß breit und fasst ebenso hoch war konnten Alviss, Ulgan
und Barnabas nebeneinander, gefolgt ihren Mitstreitern, die riesige Halle
betreten. Es war ein teilweise bizarres Bild, dass die Helden zu sehen bekamen.
Gedimmtes Licht, dass von übergroßen, behaarten und wespenähnlich geformten
Glühwürmchen ausging, schuf eine düstere Atmosphäre. Die Wände bestanden aus
hunderten von dornenbestückten Ranken, an den ab und an eine verzerrte knorrige
Fratze zu erkennen war. Der Boden war eben und abwechselnd mit Stein und sich
scheinbar leicht bewegenden Moos versehen. Ab und zu standen ein paar
teilnahmslose Zombies im Raum herum, die aber keine Notiz von den Helden
nahmen. Im Bereich der bemoosten Stellen wuchsen seltsame algenähnliche Pflanzen,
die ebenfalls von grotesken Gesichtern geziert wurden. Die Halle erstreckte
sich auf eine Länge von etwa 200 Fuß und nur auf der rechten Seite befand sich
ein leicht erhöhter Bereich, dessen Rückwand eher glatt erschien und sich ein
mehrere Meter hohes Regal befand, dass aus noch lebenden Bäumen, Ästen und
Ranken bestand. Die Regalbretter, wenn man sie so nennen konnte, waren gefüllt
mit Fläschchen, Reagenzien und pflanzlichen oder tierischen Zauberkomponenten, wie
beispielsweise Schreckensfledermausgallenblasen, Goliathfroschmägen,
Traum-Flechten, Sehender Schleim, Ogerspinnenspinnbeutel, etc. Der Wert des
Regalinhalts dürfte einige 10.000 Goldstücke wert sein, bei dessen Anblick alle arkanen
und alchemischen Herzen sofort höherschlugen. Schließlich fiel der Blick der
Helden leider auf das am wenigsten appetitliche Stück in der ohnehin schon
abstrusen Halle. Wie ein fetter beinahe schon ebenso breiter wie langer Wurm,
der größer als ein ausgewachsener Troll ist, lag die Annishexe Hildegrel auf
einem Podest. Ihr verpusteltes Gesicht war nur eine entsetzliche Randnotiz an
einer Seite des mächtigen Blobbs, den sie darstellte. Rechts von ihr saß
Cyridea, die Nachthexe des Triumvirats aus Vetteln, in dunkler langer Gewandung
in einem juwelenbesetzten knöchernen Thron. Auf der linken Seite des überaus
abstoßenden und gurgelnde Geräusche von sich gebenden Haufens saß
Nardra, die Grünhexe, in samtenen dunkelgrünen Roben und mit besonders
skeptischem Blick. Auch wenn sowohl Vetteln als auch Wychlarans als Hexen
bezeichnet wurden, so bestanden doch offensichtliche und eklatante Unterschiede
zwischen diesen drei Raritäten und der Wychlaran in den eigenen Reihen der
Abenteurer. Nicht nur, dass sie sich optisch unterscheiden, nein, auch die Art
und Weise wie sie Magie wirken scheint durchaus verschieden. Denn Vetteln
wirken Magie eher auf abstruse Weise, was allerdings nicht bedeutet, dass
Wychlaran nicht dazu in der Lage wären. Sie praktizieren meist jedoch arkane,
naturbezogene oder gar göttliche Magie auf natürlichere Art. Noch als die Helden
durch die lange Halle gingen erhob Hildegrel mit ihrer rasselnden und tiefen
Stimme das Wort und bat die Helden herein. Sie erzählte davon, dass der Eiserne
ihnen jemandem Namens Merodach geschickt hatte, der ihnen wiederum ein
besonderes Stück gegeben hat, dass sie für die Helden aufheben sollten.
Allerdings wollen sie sich aus diesem Deal etwas für sich selbst herausholen,
was die Helden augenverdrehend bereits erahnt hatten. Nun wollten die Vetteln
noch wissen, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen sind, hierher zu kommen. Dass
die Antwort „Jack“ alias „Messer-Jack“ oder „Jack the gripper“ war gefiel
besonder Nardra nicht. Binnen einer Sekunde machte sie einen Satz zurück und
ließ eine halbrunde Eisenwand vor sich emporschießen. Cyridea musste sie etwas
beruhigen. Währenddessen kam bereits der erste Vorwurf von Seiten der Vetteln,
dass sie einige ihrer wertvollen Redcaps getötet haben, die ja eigentlich zur
Aufrechterhaltung von (Un-)ordnung und (Un-)sicherheit hier sind. Alviss
erwiderte nur forsch, dass sie lediglich Barnabas helfen wollten, dem die
Redcaps mit seinen Zähnen übel mitgespielt haben. Barnabas wollte gerade in das
Gespräch einsetzten und in freudiger Erwartung der angekündigten Unterstützung
mussten die Helden leider mit wenig Überraschung feststellen, dass Barnabas
wenig Bedeutung für die Vetteln hatte. Wütend „Schweig!“ brüllend, schoss Nardra
einen dunklen Strahl auf ihn, der ihn regelrecht zerplatzen ließ und ihn in ein
kleines Rauchwölkchen auflöste. Cyridea lächelte verschmitzt und kam endlich
zur Sache, nachdem beide Seiten allmählich die Geduld zu verlieren schienen.
Die Aufgabe für
die Helden kurz und bündig: Budana, eine Sturmhexe, die sich derzeit in der
Krone von Almiraj aufhält, benötigt eine Abreibung. Budana will einen
Hexenzirkel gründen, was unterbunden werden muss. Ebenso muss sie die Krone für
immer verlassen. Dafür sollen die Abenteurer alles bekommen, weshalb sie
hergekommen sind, mit allem, was dazugehört… Und dieses Alles schien ein
Seelenstein zu sein.
Alleine bei
diesem Nachsatz klingelten bereits die Alarmglocken aller Helden. Ein weiteres
Indiz war natürlich auch Cyrideas verschmitztes Lächeln und überhaupt das mehr
als ungute Gefühl bei dem ganzen zwielichtigen Unterfangen. Die Hexen würden
sich ja selbst darum kümmern, aber es ist mehr als nur verpönt sich als
Hexenzirkel gegen andere Hexen zu wenden, die einem nicht direkt Schaden
zugefügt haben. Und ein offensichtlicher Angriff wäre zudem noch ein Zeichen
von Angst vor dem neugegründeten Zirkel, was die drei schwach erscheinen lassen
würde. Das sahen die Helden ein, doch bevor sie noch zu irgendetwas zusagten,
wollten sie den Seelenstein noch selbst sehen. Als Nardra ihn hervorholte,
bemerkte Alviss, dass das Vremloir plötzlich vibrieren zu schien. Sirasi kam
der Verdacht, dass in dem Seelenstein die Seele von Daek eingeschlossen sein
könnte. Warum sonst sollte sich das Vremloir wie aus dem Nichts melden. Daeks
Körper wurde nie geborgen und was mit seiner Seele passierte, wusste ebenfalls
niemand der Abenteurer. Also schien dies durchaus möglich zu sein und so
beschlossen die Helden, dass sie keine andere Wahl hatten, als die Vetteln
diesen Dienst zu erweisen, um an den Seelenstein zu gelangen. Allerdings
verlangte die Helden Sicherheiten von den Hexen und so wurde ein Vertrag mit
der Abmachung aufgesetzt. Seltsamerweise wurde die Vereinbarung auf einem der gepeinigten
lebenden Algenpflanzen eingeritzt, auf dem alle Beteiligten unterschrieben. Cyrdiea
wandte auch ein, dass sie schließlich den Seelenstein von Merodach erhalten
hatten, der ihnen von Dispater selbst geschickt wurde, folglich stehen auch sie
in gewisser Weise unter Beobachtung. Darüber hinaus sind Vetteln zwar grausam
und stehen in Verbindung mit dem Wirren und wilden Feywild, aber sie halten
sich grundsätzlich an Verträge, auch wenn sie versuchen die Abmachungen zu
ihren Gunsten auszulegen, oder etwas mit in die Vereinbarung bringen, dass
eventuell Nebeneffekte für die Vertragspartner mit sich bringt. Die
Rashemenforscher waren jedenfalls gewarnt und grübelten auch intensiv darüber
nach wie Daeks Seele überhaupt in den Seelenstein gelangt war, beziehungsweise
wie er in die Hände von Dispater gelangt ist und was dabei für den Eisernen
herausspringt.
Die Helden
verließen anschließend die Halle der Vetteln. Sie bekamen kurz zuvor noch eine
kurze Wegbeschreibung zur Krone der Almiraj. Entweder sie gingen durch die
verworrenen Gassen der Stadt Dis dorthin, was in etwa 4 bis 14 Tage durch das
Labyrinth dauern würde. Oder sie nutzen das Portal, im Innenhof der
Dornenfestung, dass sie zuerst zur Kristall-Kreuzung bringt, von wo aus die
über ein weiteres Portal direkt zur Krone kommen würden. Für diesen Weg erhielt
sie sogar zwei kleine Edelsteine im Wert von jeweils 250 Goldmünzen. Einer
davon war für die Hinreise gedacht und einer für den sicheren Weg zurück, sonst
gäbe es keinen Weg am Portalwächter vorbei. In Anbetracht der Dringlichkeit der
Dinge und der depressiven Stimmung in der Stadt, entschied man sich rasch für
die Portale.
Zurück im
Innenhof sahen die Helden erneut den Wächter mit einem Kopf eines Satyrs, mit
rasiermesserscharfen Zähnen im Mund und dem Hinterteil einer Schlange, der aber
eher wie eine Perlenkette aussah. Aline und Ulgan blickten sich überrascht um,
als die toten Redcps nicht mehr auffindbar waren und schon von ihren
Artgenossen zerstückelt, entweidet und verzehrt worden waren. Lediglich die Eisenstiefel
wurden geputzt und in einer Reihe sorgfältig aufgestellt. Scheinbar haben diese
wahnwitzigen, gemeinen und brutalen Rotkäppchen doch auch eine sentimentale
Seite, wenn es um rostige eiserne Klumpstiefel ging. Dennoch erleichtert die
Dornenfestung Averdevar wieder verlassen zu können, überreichten sie dem
Portal-Wächter den Edelstein, dessen über das Portal hinweggleitende Hand eine
kristalline Höhle preisgab, in die die Abenteurer sofort eintraten. Hinter dem
Portal herrschte reine Luft und helles Licht. Plötzlich befanden sie sich in
einer nette Kristallhöhle, die von Sonnenlicht erhellt wurde, das durch den Kristall
schien und sich durch die Lichtbrechung vervielfältigte. Die Erleichterung war
groß, nachdem man der bedrückenden Stimmung von Dis und alle seinen dunklen und
grausamen Orten vorerst entkommen ist. Doch Zeit sich hier in der freundlich
wirkenden Höhle auszuruhen war nicht. Die Zeit drängte wie immer und Rast war
erst geplant, wenn sie die Krone der Almiraj erreicht hatten. Nun standen die
Helden vor drei Portalen, deren Wächter eine elfenköpfige blaue Spinne, eine
ungewöhnlich verwachsene Dryade und ein Zentauren-Skorpion mit dunkler haut
waren. Jeder von ihnen hängte am oberen Rand des Portals oder waren um den
Rahmen herumgeschlängelt. Sirasi trat hervor und begutachtete in Weiser
Vorahnung das Portal, welches von dem Skorpion-Zentauren bewacht wurde. Der
Wächter wirkte erst einmal eher unfreundlich, wusste jedoch bereits, dass wir
von Cyridea geschickt wurden und merkte an, dass sein Portal zur Krone führte. Er
kann das Portal gerne für die Helden öffnen, jedoch muss er jeden der
hindurchschreitet mit seinem Stachel stechen, der tödliches Gift in sich trägt.
Die Helden blickten sich skeptisch an und versuchte herauszufinden, ob es wie
eine Art Impfung mittels Riesenskorpionstachel war, damit man durch das Portal
kann, oder ob das es rituellen Charakter hatte und zu seiner eigenen
Belustigung gedacht war. Daraufhin erwiderte der Wächter, dass das schlicht seine
Aufgabe ist und nichts weiter. Wer schnell genug ist oder sich anders davor
schützen kann, dem passiert auch nichts. Eifrig werden Schutzzauber vorbereitet,
die die Wirkung des Giftes verzögern oder verhindern soll und schon lief einer
nach dem Anderen durch das Portal. Was der Wächter vergaß zu erwähnen ist, dass
sein Skorpoinschwanz samt stachel auf gigantische Größe anschwoll, sobald
jemand versuchte das Portal zu passieren. Das bekamen die Helden auch teilweise
zu spüren. Sirasi hatte Glück, denn der Wächter verhedderte sich mit seinem
Stachel im Boden bei seinem Angriff. Aline wurde einmal deftig von dem riesigen
Stachel erwischt, wurde aber vor dem Gift durch Sirasis Gift-Verzögerungszaubers
geschützt. Alviss war durch seinen Giftabsobierungs-Extrakt immun gegen das
Gift, konnte aber ohnehin beide Angriffe des Skorpion-Mannes parieren. Ulgan
kam ebenfalls leicht angestochen auf der anderen Seite des Portals an. Das Gift
schien im jedoch nicht viel anzuhaben. Die Helden standen in einer kleinen
verwinkelten Seitengasse, die von ein- bis zweistöckigen wunderlich aussehenden
Häuschen gesäumt wurde, die bereits danach aussahen, als würden Hexen darin
wohnen, mit all den aufgefädelten Schrumpfköpfen und getrockneten Ingredienzen,
die an den Vordächern befestigt waren. Ulgan nutze die bereits dunklen
Lichtbedingungen in der schmalen Gasse und erleichterte sich in einer Ecke,
woraufhin er von einem kleinen aufgebrachten Humunculus beschimpft wurde,
nachdem dieser von etwas barbarischem Spritzwasser erwischt wurde. Sirasi war
nicht ganz überzeugt, dass Ulgan bei bester Gesundheit war, nachdem ihn der
Stachel beinahe durchbohrt hatte, also versuchte sie ihn zu untersuchen, jedoch
ohne Erfolg. „Ulgan lässt sich nicht verzaubern und auch nicht von Sirasi
untersuchen!“ so seine Widerworte. Als Alivss einwarf, dass er sich ja von
Aline untersuchen lassen könnte, begann er sofort sich die Rüstung vom Leib zu
reißen und aus seiner Hose zu hüpfen. Aline machte ein erstes Gesicht
und untersuchte Ulgans Körper eine Weile. Dann stand sie etwas nachdenklich da,
kniff die Augen etwas mehr zusammen und sagte: „Es sieht nicht gut aus Ulgan…
du hast das tödliche Gift des tollwütigen Taxes in dir, dass die deinen Penis
innerhalb von drei Tagen abfaulen lassen wird.“ Ulgan sah erschrocken nach
unten und mit offenem Mund wieder auf Aline. Er brauchte dringen Behandlung,
wie Aline weiter ausführte, wenn er nicht als Eunuch enden möchte. Sirasi und
Alviss konnte sich das Grinsen nur schwer verkneifen und versuchten so gut es
geht eine ernste Miene zu Alines Ausführungen machen. Ulgan drängte sichtlich
gezeichnet auf ein Heilmittel, wenn es denn sowas gab. Nach Alines Fachwissen
musste er sein bestes Stück umgehend alle zwei Stunden mit seinem besten Jhuild
einreiben noch bevor es sich anfängt nach innen zu stülpen, oder alles wäre
verloren. Als Ulgan nachfragen zur Dauer der Behandlung und dem Gift selbst
stellte, flog Alines Bluff noch beinahe auf, doch Sirasi bot nun eine
Nachuntersuchung an, die beinahe alle Körperöffnung umfasste und bescheinigte
ihm die Vergiftung mit dem tollwütigen Tax. Nach eingehender Prüfung mit
ernstem Blick, meinte sie fachfrauisch dass die gute Nachricht ist, dass er
zwar nicht sterben müsse, die schlechte Nachricht aber war, dass er sich alle
zwei Stunden für zwei Tagen mit dem hochprozentigen Brand einreiben muss.
Während dem Spielchen begann Alviss schon einmal sich nach einer Geeigneten
Übernachtungsmöglichkeit umzuschauen, was auch schnell zum Erfolg führte, vor
allem für Sirasi selbst. Im „Zahn der Nereide“ bezahlten Hexen nämlich nur 2
Silbermünzen pro Übernachtung, während schäbiges Nicht-Hexen-Pack 5 Goldmünzen
dafür in den Hexenkessel werfen mussten, wie man hier anscheinend
sprichwörtlich so sagt. Sirasi war zum Glück so großzügig und hat den Großteil
der Kosten für alle übernommen.
Die bereits recht müden Abenteurer machten es sich nach dem
Beziehen der Zimmer im Gastraum gemütlich und bestellten allerhand schmackhafte
Krötenaugeneintöpfe und panierte Riesenwurmfilets, gemeinsam mit
Stechapfelbockbier und einer Art Cider, die aus welchen Gründen auch immer hier
„Black Rat“ genannt wurde. Gerade als man die erste Runde an Getränken geleert
hatte und auf das Essen wartete, betrat eine Hexe den Schankraum, der Sirasi
gar nicht so unähnlich war. Sie hatte rötlich etwas zerlumptes langes Gewand an
und trug ebenfalls eine elfenbeinfarbene Maske. Sie blickte sich kurz um, wobei
ihr Blick sofort an Sirasi haften blieb, und machte auf ihrem
Hexenstiefelhacken sofort kehrt und rannt wieder hinaus. Sirasi deutete den
Helden, dass sie sofort die Verfolgung aufnehmen sollen und etwas verwirrt und
zögerlich, da das Essen ja gleichkommen würde, stützten die Helden auf die
Straße. Lediglich Ulgan blieb zurück um, wie er sagte, um auf das Essen
aufzupassen. Außerdem war es wieder Zeit für seine intime Jhuild-Therapie. Aus
dem Gasthaus gekommen, sah Sirasi die Hexe noch an der nächsten Ecke nach links
abbiegen und nahm die Verfolgung auf. Als die Gruppe um die Ecke gehastet kam,
stellte sich die verfolgte Hexe bereits und noch, ohne eine Frage zu
beantworten sagt sie etwas unsicher und überlegend den Helden, sie sollen ihr
still Folgen. Sie führte die Helden in ein kleines Holzhaus, dass im Stil sehr
stark an Häuser in Rashemen erinnerte. Im Inneren war es relativ gemütlich und
schlicht eingerichtet, mit Regalen, die allerlei Fläschchen und Kräuter trugen,
Wandteppichen, die mit Hexensymbolik verziert waren und einem netten
Kaminfeuer, über dem ein Kochtopf hang, in dem eine grünlich-braune Flüssigkeit
vor sich hinblubberte. Das Haus schien quasi aus einem Rashemen-Bilderbuch zu
entspringen, außer dass es sich inmitten von Dis befand, dessen
Durchschnittstemperatur etwa 50 Grad Celsius über jener von Rashemen lag. Die
unbekannte Hexe nahm ihre Maske ab und stellte sich als Kidaralen vor. Sie ist ebenfalls eine Wychlaran
und dachte Sirasi sei hier, um sie aufzuspüren und zu töten. Sirasi verneinte
mit verwundertem Blick. Sie war nur auf Kidaralen aufmerksam geworden, weil sie
ebenfalls die Maske trug und nach kurzem Blickkontakt sofort geflohen sei.
Daher wollte sie wissen ob hier etwas Gefährliches für sie und ihre Mitstreiter
im Busch sei. Kidaralen fuhr mit ihrer Geschichte, warum sie hier war, fort.
Sie war vor 14 Jahren beim Grenzkampf mit den Roten Magiern von Thay dabei.
Eine verheerende Schlacht und Niederlage für die Wychlaran, die als
Knochenschlacht in die Geschichte einging. Einige Wychlaran sind mit hunderten
Barbaren im Kampf getötet worden. Als die Schlacht aussichtlos schien und rings
um sie herum alle Mitstreiterinnen wie die Fliegen fielen hat sie die Flucht
ergriffen und ist desertiert. Danach hat sie aufgehört nach den Lehren von
Rashemen zu leben und hat sich ein anderes Bild über die Strukturen der Hexen
dort gemacht. Sie strandete schließlich in Dis und nachdem sie die Krone der
Almirejs gefunden hatte, fing sie an ihr Handwerk hier anzubieten, was ihr
Leben in der Krone gut finanzieren konnte. So verblieb sie hier, wo sie sich
auch sicher vor den Fängen der Rashemen-Hexen fühlte. Kidaralen schien nach wie
vor nicht ganz überzeugt von den Absichten der Helden, doch Sirasi versicherte
ihr, dass sie ihr, trotz ihrer eigentlichen Verpflichtung der Wychlaran Deserteurinnen
zu töten, nichts anhaben werde. Nun erklärte Sirais ihnen auch die Situation,
die die Helden in die Krone geführt hat. Die Abenteurer haben hier nämlich ihren
ganz eigenen Angelegenheiten zu klären, die sich mehr als nur schwierig
herausstellen dürften und deshalb sogar ihre Hilfe benötigten könnten. Darauf
wurde erst ein Mal ein Hexenblutschwur geschlossen und sogar geheimstes
Hexengeheimwissen mit der gesamten Gruppe geteilt, da Sirasi Kidaralen geschickt
dazu überreden konnte. Das ging für sie zwar in Ordnung, allerdings sah Alviss
ihrer Meinung nach sehr verdächtig wie ein Spion aus Aglarond aus. Betroffen
von dieser möglichen Wahrheit erwiderte der Investigator, dass er doch nur ein
bescheidener und vielleicht etwas besserer Reiseführer sei, der schließlich
Informationen über alle Nachbarländer von Aglarond sammeln würde. Skeptisch,
aber dennoch erzählte Kidaralen von den Fertigkeiten mehrere Hexen in der
Umgebung, deren Dienste die Helden in Anspruch nehmen können und auch noch
einen satten Rabatt von bis zu 30 % erhalten, wenn sie erwähnen, wer sie
geschickt hat. Manche der Hexen sind besonders im Umgang mit Familiars geschult
und können diesen per Training neue Fähigkeiten erlernen lassen. Ein paar ihrer
Schwestern bieten auch mächtige Zauber an, die Sirasi von ihnen lernen könnte. Für
die Nicht-Hexen stehen immerhin jede Menge Tränke und Elixire parat, die sie in
vielen Läden hier erstehen können und das um besagte 30 % günstiger. Zum
Abschluss und als Dank für kurze Pflichtvergessenheit Sirasis in Bezug auf das
Jagen von Deserteurinnen, übergab die Hexe ihr ein Artfakt, dass Flügel des
Linorm genannt wurde. Sirasi machte große Augen, denn sie kannte das Artefakt
und wusste, dass es bei der Knochenschlacht etwa vor 15 Jahren verloren ging,
als seine Trägerin, eine mächtige Wychlaran, getötete wurde. Kidaralen hatte es
sich bei ihrer Flucht an sich genommen und seither verwahrt. Dieser
einzigartige Gegenstand vermochte ihrer Besitzerin zu ermöglichen, dass sie
einen ihr bekannten Zauber, egal welchen Zaubergrades, tauschen konnte, aber
nur wenn die beiden Zauber vom selben Grad waren. Zusätzlich bekam Sirasi auch einen besonderen
Magischen Gürtel, der sie widerstandsfähig machte, einen Gürtel der höheren
Konstitution. Sehr mächtig. Kidaralen schien der perfekte erste Kontakt in der
Krone zu sein und konnte den Abenteurern noch weitere wichtige Tipps geben, wo
welche Dienste hier zu finden waren und auch, wo sich die Gesuchte Sturmhexe
Budana normalerweise zu finden sei, nämlich am Hauptplatz. Sonst hörte sie nur
Gerüchte über den neuen Hexenzirkel, den die Vettel gründen möchte, genaueres über
den derzeitigen Stand kann sich aber nicht sagen. Das waren erst einmal genug
Abenteurer und Informationen für einen Tag, also kehrte man in den Zahn der
Nereide zurück, aß endlich zu Abend und besprach das weitere Vorgehen für die
kommenden Tage.
Tag 49-57 in Dis
Sirasi hörte sich
in den kommenden acht Tagen nach Informationen über Budana um, während sie die
die Hexenläden durchstreift und gemeinsam mit ihrem Langzeitgefährten Lim bei
einer Hexe ins Training ging. Alivss suchte sich gezielt einen geeigneten
Laden, in dem er seine alchemischen Künste anbieten konnte, wobei er sogar
einiges an Gold verdiente, dass er aber umgehend wieder für einen Trank ausgab,
der ihn und seine Begleiter mehrere Stunden vor Bösen schützen soll. Ulgan
wollte unbedingt seine Fähigkeiten als Hexenjäger anbieten, wovon ihm
glücklicherweise Sirasi und Alviss wieder abbringen konnten. Stattdessen
konnte Aline ihn davon überzeugen Auftragsarbeit zu erledigen, bei der Muskeln
und Gewalt anderweitig gefragt waren. Alviss hörte sich auch in dieser Richtung
für die beiden um und verschaffte ihnen einen ordentlich zahlenden
Auftraggeber, der sich selbst als „seriösen Steuereintreiber“ bezeichnete.
Aline verdiente in dieser Woche einiges an Goldmünzen. Wohingegen Ulgan sich
anscheinend mehr als ungeschickt anstellte und für sein oftmaliges unsensibles
und unpräzises Vorgehen keine Müde Kupfermünze sah. Die hatte ohnehin alle der
rotmützige Riggerdigger eingehamstert. Sirasi hatte am Ende der Woche mehrere neue
Zauber erlernt und berichtete von Treffen in dunklen Gebäuden mit Hexen mit unterschiedlichsten
Spezialisierungen aus unterschiedlichsten Dimensionen. Dabei wurden auch dunkle
Rituale vollführt, deren Ablauf und Zweck keiner ihrer Mitstreiter so genau
wissen durfte und teilweise auch wissen wollte.
Am neunten Tag
ihres Aufenthalts in der Krone der Almiraj suchten die Helden schließlich nach
genaueren Informationen über Budana, allerdings so, dass ihre Herumfragerei
kein Aufsehen erregte und die Vettel nicht spitzbekam, dass sie gesucht wurde.
Tatsächlich wurde sie seit neun Tagen schon nicht mehr am Hauptplatz gesehen,
weil sie in eine andere Dimension gereist sei, um eine Wasservettel Namens Cyla
als zweite Hexe für ihren Zirkel zu rekrutieren. Cyla war ebenfalls eine
mächtige Vettel, die sehr gut in Budanas Zirkel gepasst hätte, um dem
Hexenzirkel von Nardra, Hildegrel und Cyridea Konkurrenz zu bieten. Die
Wasservettel ist von einer anderen Ebene, wo sie über eine große Piratenarmada
herrscht, mit vielen Schiffen und Seeleuten, die für sie auf Raubzug gehen und
Schätze zusammenstahlen. Wenn Budana vor Ort war residierte sie normalerweise
in einer Gewitterwolke oberhalb des Hauptplatzes, die magisch geschützt war und
sie von drei großen Blitzelementaren beschützt wurde. Sie schien die
Abgeschiedenheit in ihrer Donnerwolke durchaus zu genießen und ging nur für
ihre Erledigungen unter andere Hexen. Jedenfalls schien die Sturmhexe recht
stark zu sein, doch dürften es die Helden in einer direkten Konfrontation mit
ihre aufnehmen können. Diese Informationen und darüber hinaus das Schweigegeld
für die Befragten, die nichts von der Befragung weitererzählen sollten, kostete
die Helden 80 Goldmünzen. Nun lag es an den Helden damit etwas Sinnvolles
anzufangen und so berieten sie sich bei einem weiteren herzhaften Abendessen à
la Gruftmolchhirn flambiert auf Teufelsblutblattsalat im Zahn der Nereide. Der
erste Impuls war für alle erst einmal Budana zur Rede zu stellen und sehen, wie
sie auf die Tatsache, dass sie hier verschwinden solle, weil Konkurrenz nie
beliebt ist, reagierte. Und falls sie die Botschaft nicht gut auffasste, konnte
man ihr immer noch das Licht ausknipsen. Ein Vorschlag, den besonders Ulgan
herzlich begrüßte. Man könnte auch versuchen ihr ein besseres Angebot zu
machen, als hier in der Krone einen neuen Hexenzirkel aufzubauen.
Beispielsweise auf eine andere Ebene zu gehen, wo sie in einem herrlich kalten
Gebiet, wo ewig der Sturm bläst, ein eigenes kleines Reich aufbauen, konnte wo
sie über Frostriesen und Gnolle regieren konnte. Vielleicht findet sich am
Gebiet nördlich der Eisgratgipfeln tatsächlich gefallen. Als dritte Option führte,
die ansonsten eher ihr Schwert für sich sprechenlassende Aline einen Plan an,
in dem die Helden Gerüchte übelster Art über Budana in der Krone in Umlauf
bringen sollten. Hexen schienen recht strikte Regeln zu haben welches Wissen
sie an wen weitergeben durften und wie sie sich gegenüber ihren Schwestern zu
verhalten hatten. Wenn man ihr andichtete, dass sie den Zirkel nur aufbaut, um
an Macht über die Krone und das wirtschaftliche Treiben hier zu bekommen, was
viele Hexen aus ihren Geschäften und sogar der Krone selbst drängen würde, wäre
sie und ihr angehender Zirkel hier sicher nicht mehr erwünscht. Als Aline
diesen Plan äußert sah Alviss sie sehr ernst an. Doch ganz allmählich begann er
schälmisch zu grinsen und schien bereits Pläne dahingehend in seinem Kopf zu
schieden. Es war Zeit, dass der hinterlistige Spion… äh… freundliche
Reiseführer aus Aglarond endlich seine Fähigkeiten als „Meister der Intrigen“
offenbarte. Allerdings benötigte er die Hilfe jeder einzelnen Person am Tisch,
sonst würden die Bemühungen im Nichts verpuffen und könnte im schlimmsten Fall
sogar zur Folge haben, dass sie selbst aus der Krone vertrieben werden. Damit
die Lügen und Gerüchte Wirkung zeigen müssen die Helden auch mindestens zwei
Wochen an intensivster Arbeit investieren und auch mit Widerstand und
Gegenmaßnahmen von Budana rechnen. Also begannen sie bereits am nächsten Tag
mit dem Spinnen eines Netzes an Intrigen.
Tag 58-79 in Dis
Schon am Vormittag
des folgenden Tages schwärmte die Helden, alchemisch getarnt als Hexen und
Hexer, in der Krone aus. Aline setzte ihre Kenntnisse als Soldatin ein, um
strategisch wichtige Ziele ausfindig zu machen, die mehr oder weniger leicht unter
Druck zu setzen waren. Dabei richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Sondierung
einzelner Personen und deren Schwachpunkte beziehungsweise auch, wann die Zielpersonen
am besten abgepasst werden konnten, um sie in die Mangel zu nehmen. Sirasi ließ
ihr arkanes Wissen und Naturkunde einfließen, wobei sie versuchte, genau
herauszufinden, was für Missetaten, im Sinne von verpönten magischen Tätigkeiten,
man Budana unterjubeln konnte, um sie in Verruf zu bringen. Alviss versuchte einstweilen
die neuen Identitäten der Helden nicht auffliegen zu lassen und brachte im gleichen
Zug relativ nachhaltige und ungenierte Lügen in Umlauf. Ulgans machte das, was
er am besten konnte. Er schüchterte Leute so sehr ein, dass sich ihre Hosen und
Roben braun färbten, sofern diese nicht schon in Brauntönen gefärbt waren. Die intriganten
Abenteurer waren in der ersten Woche ihres geheimen Schaffens sehr erfolgreich
und so konnten sie rasch herausfinden, wer auf wen Einfluss hatte, wie das
Informationsnetzwerk in der Krone funktionierte und welche Abmachungen zwischen
den Hexen galten. Die Gerüchteküche wurde ordentlich zum brodeln gebracht, was
Budana dazu Zwang ebenfalls ins Geschehen einzugreifen.
Die zweite Woche
gestaltete sich daher ungemein zäher. Alviss konnte zwar weitere Gerüchte in
Umlauf bringen und sein neues Wissen um die lokalen Begebenheiten nutzen, aber
allmählich schien die Fassade ihrer falschen Identitäten zu bröckeln. Aline
wurde bereits kritisch von ein paar Hexen beäugt. Trotzdem schien Aline
weiterhin neue Zielpersonen für die Verbreitung ausfindig machen zu können, die
Schwachpunkte in den Informationsflüssen innerhalb der Krone darstellten. Sirasi
war einstweilen bemüht Budanas Absichten dem Lügenkomplott Einhalt zu gebieten
aufzudecken, ohne selbst ins Visier der Vettel zu kommen. Und mit heroischer
Hilfe gelang ihr dies auch wie einer eingefleischten Agentin. Sie konnte herausfinden,
dass Budana ebenfalls durch die Krone wandelte, um Informationen über die
Gerüchteköchinnen und -köche zu erhalten. Dabei versuchte sie ihrerseits die Hexenidentitäten
der Helden zu diskreditieren und konnte sogar herausfinden, dass es sich bei den
Intriganten scheinbar nicht nur um Hexen handelt. Die Abenteurer mussten bei
ihrem Vorhaben nun vorsichtiger vorgehen und konnten sich weniger auf ihre Maskerade
verlassen. So mussten die Helden eine weitere Woche an Arbeit investieren,
damit sich die Gerüchte um Budana verhärten und sie unwiederbringlich in Missgunst
bei ihren Bewohnern fällt.
Die dritte Woche
hatte es tatsächlich in sich. Um die Haaresbreite eines elfischen Bartes entgingen
die Helden mehrere Male der Aufdeckung ihres Komplotts. Budana warf alles in
die Waagschale, denn sie hatte hier einiges zu verlieren. Jahre der harten
Arbeit und den Aufbau einer durchaus hohen Reputation standen für sie auf dem
Spiel, ganz zu schweigen von ihrer Verbannung aus der Krone der Almiraj. Sirasi
konnte wieder auf ihr arkanes Wissen zurückgreifen, um die Position der Fake-Hexen-Helden
als echte Hexen zu stabilisieren. Damit konnte sie Ihren Mitstreitern helfen
die Intrigen leichter weiterzuspinnen. Auch Aline berief sich auf ihre
Ausbildung als Soldatin und konnte mit akribischer Disziplin und taktischer
Finesse sicherstellen, dass keine weiteren Fehler beim Unterwandern der Informationsstellen
passierten. In guter alter Rashemenmanier gelang es Ulgan weiterhin aufmüpfige
oder kritische Stimmen unter Androhung von physischer Gewalt zum Verstummen zu
bringen. Alviss lief in dieser Woche bereits mehrmals Gefahr seine Tarnung beim
Verbreiten weiterer Lügen auffliegen zu lassen. Zu durschauend und
hinterfragend war das Mindset mancher wichtigen Zielpersonen bereits geworden,
auch weil Budanas Einfluss in der Krone nicht zu unterschätzen war und sie
wusste welche Hebel sie bedienen musste, um Hexen auf ihre Seite zu ziehen. Doch
die Helden konnte mit allem, was ihnen an Können und Heldenmut (und natürlich
auch mit einem Quäntchen Glück) die Fassade aufrechterhalten und Budana als
Scharlatan und machthungrige Despotin „entlarven“. Ihr letzter Rückhalt in der
Bevölkerung der Krone wurde endgültig gebrochen, nachdem scheinbar Beweise
aufgetaucht sind, dass sie Babies und Kleinkinder eigentlich gernhatte, und zwar
nicht zum Fressen. Bei den von ihr ausgerichteten Vettel-Schmausen hatte sie
auch insgeheim Redcap-Innereien serviert anstatt schmackhaftes Baby-Haggis. Das
brachte das Fass wohl zum Überlaufen, wodurch Budana aus der Krone fliehen musste
und sich in diesem Umfeld nicht mehr blicken lassen konnte. Darüber hinaus dürfte
dadurch der Kontakt mit der Wasservettel Cyla nachhaltig zerrüttet worden sein.
Zufrieden mit dem Geleisteten konnten die Helden die Rückreise nach Averdevar antreten. Manche der Abenteurer
konnten nach dem Erfolg noch immer nicht ganz fassen das der Plan ein Netz der
Intrigen aufzubauen und damit Budana nicht nur zur Aufgabe ihres Hexenzirkels
zu zwingen, sondern auch auf längere Zeit aus der Krone der Almiraj zu verjagen
funktioniert hatte. Und das, ohne auch nur einem einzigen Lebewesen ein Haar zu
krümmen, zumindest vermutlich. Wie Ulgan seine Einschüchterungen durchgebracht
hatte, war niemanden so genau bekannt, aber alle konnte gut damit leben es
dabei zu belassen.
Mit dem zweiten
Edelstein, den sie von Cyridea erhalten hatten, ging es zurück durch die
Portale. Dieses Mal wartete der offensichtlich hinterhältige Halb-Skorpion-Halb-Mann-Wächter
auf dem Portal, als die Helden es von Seiten der Krone aus betreten wollten.
Wieder wurden Schutzmaßnahmen getroffen, die diesmal auch wirklich notwendig
waren. Vor allem Sirasi und Ulgan werden vom dem auf gigantische Größe
angewachsenen Stachel ordentlich perforiert, während der Humunculus, der vor
vier Wochen bei Ulgans notdurft feucht erwischt wurde und noch immer in der
Nähe des Portals weilte, dem Wächter ordentlich dabei applaudierte. Auf der
anderen Seite angekommen fühlte sich Ulgan sogar so mies und ausgezehrt, dass
er sogar einen von Alviss Restaurations-Extrakten in sich hineinschüttete, was
alle ungläubig beobachteten. Darauf ging es ohne Umschweife in das Portal
zurück in die Dornenfestung der Hexen, wo sie mit überraschend viel Freude von
den Vetteln empfangen wurden. Zumindest Nardra und Cyridea waren hocherfreut.
Hildegrel war just in dem Moment, als die Helden die Halle der Vetteln betrat
noch damit beschäftig ein elchartiges Wesen in ihren sabbernden und schmatzenden
Schlund zu saugen. Danach zeigten sich alle drei Vetteln beeindruckt von den
Fähigkeiten der Helden und waren nun kein bisschen mehr skeptisch bezüglich der
außerordentlichen Taten, die sie bisher hier in Dis vollbracht haben. Darunter
vielen immerhin die Mithilfe bei der Abwehr der Dämonen-Invasion und die unentdeckte
Befreiung von Lumindar aus dem Gefängnis Menir, aus dem ein Ausbruch als unmöglich
galt. Cyridea trat mit dem Seelnstein in den Händen hervor und warnte die
Helden erneut, dass sobald die Gruppe den Stein berührte, er eine Verbindung
mit dem Vremloir eingehen wird und die Seelen der Abenteurer an diesem
schicksalhaften Ereignis teilhaben werden. Merodach, die rechte Hand Dispaters,
hatte den Vetteln viel über die Helden und das Vremloir berichtet. Daher hat
Cyridea beschlossen die Helden auf ihrer Seelenreise in Form eines Geistes zu
begleiten und ihnen den rechten Weg weisen. Die Verbindung mit dem Vremloir und
die Reise durch das unendlich vielschichte Geflecht der Magie war gefährlich,
worin man sich leicht verlieren konnte. Entschlossen blickten die Helden einander
in die Augen und legten im selben Atemzug ihre Hand auf den Seelenstein. Damit
begann die Reise in die tiefen Abgründe ihrer Seelen und die dunklen Geheimnisse
des Vremloir Awatvoh…
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