TL;DR
Grausamkeit versemmeln wir vermutlich, weil wir moralische Bedenken zu rituellem Kannibalismus haben, Arinar lösts aber friedlich dank limited wish. Bei Ausdauer wollen uns die Würfel budan, wir sind aber zu hoat und schaffens irgendwie die Rentierherde für den Elchstamm, den wir auf den achten Versuch als solchen identifizieren, zu erlegen. Bei Erhaltung treffen wir den Chuck Norris des Nordens und seine Perytonherde, dem wir einen blutigen Stammesputsch gehörig vermiesen und ihn ins Jenseits befördern. Isolation schließlich beschert Arkami eine weirde Vision des uns verfolgenden Wendigos und magischen Nebel, der ein paar Leute frisst und dann wieder ausspuckt. Am Ende landen alle alleine im Rätselwald, und just als sich abzeichnet dass die Bäume Wegweiser sind, ist der Abend auch schon wieder aus. Schad.
Ein eisiger Tunnel aus wirbelnden Schneeflocken saugt die
Helden ein und spuckt sie in einer eisigen Wildnis aus, unweit einiger
befestigter Zelte zwischen ein paar windgebeugten Nadelbäumen, irgendwo in der
nördlichen Tundra. Die Lillend ist verschwunden, dafür schwebt über jedem Kopf
das Symbol Aurils, wie aus leuchtendem Eis gefertigt. Mehrere in Felle gehüllte
Männer starren die Gruppe mit großen Augen an, bevor sie beginnen verwirrt zu
rufen und fast übereinander zu fallen, als die Hälfte erstarrt und die andere
Hälfte Richtung Siedlung rennt. Ihre Sprache klingt für alle Rashemi vage
bekannt, aber nur Kyrol kennt sie ausreichend gut, um sie zu verstehen, es ist
eine der mit Rashemi verwandten Sprachen der nördlichen Eisebenen, noch dazu
ein eher seltener Dialekt. Der Tonfall ist aber eindeutig: Angst. Kyrol kann
übersetzen, dass „die Fremden“ nicht anzugreifen seien, da sie „Auserwählte
Aurils!“ sind. Außerdem wird nach „Gunvald Halrakson“ gerufen. Der kommt dann
auch bald daher und ist offensichtlich der Häuptling, erkennbar an einer eher
prächtigen Rüstung und vielen gut gearbeiteten Fellen darüber. Im Schlepptau
hat er einen zerzaust aussehenden älteren Kerl, den der große Mann als Ufdredd
anspricht, und der am vage entrückten Blick und einer Vielzahl von Fetischen an
der Kleidung leicht als Schamane identifizierbar ist. Ufdredd ist sehr erfreut
auserwählte der Frostmaid zu sehen, Gunvald ist eher vorsichtig, die Gruppe als
ganzes ist so enthusiastisch auf die Prüfung einer ihrer Gesamtgesinnung
entgegengestellten Gottheit wie ein Eisbär mit Zahnschmerzen, gerade das
Sprachrohr Kyrol ist jetzt schon am Ende seines doch eher langen Geduldsfadens,
man versucht aber betont höflich zu bleiben.
Ufdredd redet sehr SEHR viel über den Willen Aurils, und
führt alle zu seinem Zelt, wo vier ältere Barbaren fast nackt an Pfähle
gebunden sind. Hier wird aus der privaten Reserve des Häuptlings Met kredenzt,
und erklärt was Sache ist: Zusammenfassend hat der Stamm Pech bei der Jagd
gehabt, und der vielfach erwähnte Wille Aurils ist es, anscheinend, dass dieser
vier hier sterben müssen und der Rest des Stamms wird sie essen, um über den
Winter zu kommen. Die Logik und Moral hiervon erschließt sich niemandem so
richtig, und als dann auch noch Ufdredd feierlich bekannt gibt, dass die
Auserwählten Aurils die „Ehre“ haben die auserwählten Opfer zu töten entbrennt
endgültig ein ideologischer Streit unter den Forschern. Was Ufdredd natürlich
in seiner Rolle als Vollstrecker seiner eigenen Interpretation des Willens
einer bösen Gottheit kränkt, und Gunvald nervös macht. Vor allem weil keiner
die Sprache versteht in der gestritten wird. Kyrol hat genug von der Sache und
will einfach gehen und die „kannibalistischen Idioten“ ihrem Schicksal
überlassen, Sirasi hadert mit der Sache und will die Leute retten und ins
Königreich Horgi bringen, was jetzt nicht unbedingt ihre körperliche Sicherheit
garantieren würde, wenn man die Historie der Goblins bedenkt (auch wenn der Chronist
der Fairness halber gezwungen ist anzumerken, dass die Sache mit den erfrorenen
Gefangenen damals sehr glaubhaft ein Unfall war). Die anderen schwanken
zwischen „bringen wirs hinter uns“ und „in die neun Höllen mit Auril und ihrer
dummen Prüfung“.
Man beschließt gegen den Willen des mittlerweile sehr
wütenden Ufdredd mit den Opfern zu reden. Es ergibt sich natürlich eine 50/50
Verteilung zwischen „ich bin ein Gläubiger Aurils und werde gerne gegessen!“
und „der Schamane ist irre, Hilfe Hilfe!“ Gunvald will jetzt die Fremden
verständlicherweise loswerden, hat aber anscheinend Schwierigkeiten sich gegen
seinen ihm an sich untergeordneten Schamanen durchzusetzen, der mit Spucke auf
den Lippen irgendwas von Blasphemie faselt und in Kyrols Augen einen Spruch
vorbereitet, was den interkulturellen Dialog endgültig zusammenbrechen lässt.
Der Schurke wird instinktiv unsichtbar, seine Hand zuckt durch eine kurze
Abfolge arkaner Gesten und hebt sich umspielt von einer grünlichen Aura in
Richtung des Schamanen.
Aber bevor Kyrol Ufdredds Gesicht einer radikalen
Exfoliation unterziehen kann, wirft Arinar blitzschnell eine ganze Hand teurer
Zauberkomponenten hinter sich, und zaubert ohne dass es jemand bemerkt einen
seiner mächtigsten Sprüche, einen limitierten Wunsch. Er benutzt diesen, um
einen weiteren mächtigen Spruch aus seinem Repertoire zu zaubern, und erlegt
Gunvald eine Geas auf, die ist die Helden und die Gefangenen ziehen zu lassen.
Diese Worte spricht der Häuptling mit voller Autorität, und Brüche im Stamm
werden mit einem Mal sichtbar. Einige Krieger stehen sofort stramm und machen
Anstalten die Gefangenen loszubinden, andere schauen verunsichert zu Ufdredd,
der von Wahnsinn und der Wut Aurils brüllt. Kyrol wird wieder sichtbar und
übertönt ihn, er stellt mit kritischen Worten die Frage, wer denn nun den Stamm
wirklich anführt, Ufdredd oder Gunvald? Ufdredd will protestieren, sieht sich
aber mit einem Mal Aline gegenüber, die vor Frost bedeckt keine geringe
Ähnlichkeit mit gewissen Darstellungen von Ufdredds Gottheit hat, und ihm in
Aussicht stellt, dass er das nächste Mahl für ihr Schwert wird, wenn er sich
nicht seinem Häuptling unterwirft.
Die Situation ist mehr als angespannt, die Mehrheit des
Stammes stellt sich hinter den neu gestärkten Gunvald; der Schamane hingegen hadert
mit sich selbst, mit einer kleineren aber immer noch signifikanten Zahl Krieger
hinter sich. Sirasi und Arinar erkennen Zauberei auf ihm, aber was genau seinen
Geist verzaubert hat ist unklar. Kyrol kann mit einer weiteren Rede alle
Aufmerksamkeit auf sich lenken, damit Arkami die Magie sondieren und brechen
kann, aber der Effekt erweist sich als zu mächtig. Einerlei, der Schamane wird
unter Protest weggeschleppt, die Gefangenen stehen vor der Wahl mitzukommen
oder zu sterben. Zwei kommen mit, zwei entscheiden sich fürs sterben. Man
verlässt auf Bitte/Befehl von Gunvald den Stamm, verzaubert die beiden
Geretteten mit Widerstand gegen die Elemente und stapft in das aufkommende
allabendliche Schneegestöber davon.
Aline will die beiden Neuen fragen, ob etwas mit dem
Schamanen nicht gestimmt hat, und wenn ja, wann er sich verändert hat. Kyrol
übersetzt, und anscheinend hat Ufdredd vor gut einem Jahr begonnen, mehr Macht
an sich zu reißen, und auch die Strafen wurden immer extremer. Arkami sondiert
die Orakel, und ist sich sicher, dass die Prüfung an sich vorbei ist. Man macht
also an einer opportunen Stelle halt, schlägt ein kleines Lager auf und wartet
in etwas angespannter Stille. Eine halbe Stunde. Eine Stunde. Gerade als einer
der beiden Geretteten sich räuspert und Kyrol fragt, wohin die Reise denn nun
geht, werden alle wieder von einem Wirbel aus Schneeflocken eingehüllt und
stehen, minus ihrer Schützlinge, wieder in der Halle. Das Symbol „Grausamkeit“
ist verblasst. Ob das heißt, dass man bestanden hat oder nicht, vermag keiner
zu sagen.
Wie immer reagieren die Rashemenforscher auf diese
Ungewissheit in ihrer patentierten Weise: Sie streiten eine Weile. Nachdem der
obligatorische Disput beigelegt ist wird zufällig eine neue Tür ausgewählt. Das
Los fällt auf „Ausdauer“ und nachdem die Wand aus Nebel durchschritten ist
glauben alle kurz, dass der Schneeflockentunnel diesmal einen Fehler hat und
nicht endet, bis klar wird dass der Schneesturm am Zielort wirklich so stark
ist. Inmitten dessen ein neues Barbarencamp, diesmal ist der Empfang sogar noch
unfreundlicher. Eine große Truppe zum Kampf gerüsteter Barbaren mit
stilisierten Elchen auf der Kleidung, angeführt von einem großen Kerl mit einem
Elchgeweih, vor flatternden Bannern die einen Elchen darstellen und mehreren
mit Elchknochen und weiteren Elchgeweihen geschmückten Zelten. Die Gruppe hat
keine Ahnung welchem Stamm sie gegenüber stehen, vermutlich der Eisdrakenstamm.
Die absolute Verwirrung, vermutlich hervorgerufen dadurch, dass man schon
wieder durch Raum und Zeit geworfen wurde, wird vom Anführer der Truppe
beigelegt, der sich als Jarun Elchhard vom Elchstamm vorstellt, und will, dass
die Auserwählten Aurils sofort verschwinden, sie hätten hier nichts mehr zu
schaffen, und es sei schon genug angerichtet worden! Die Gruppe gibt zu keine
Ahnung zu haben worum es geht, was ihnen der große Mann mit der Elchausrüstung
dann glaubt. Als man Hilfe bei was auch immer anbietet, wird er schon
freundlicher. Dies ist keine Kriegstruppe, man ist auf der Jagd. Auch dieser
Stamm hatte Pech beim Jagen, und auch hier wird das Essen knapp. Aber man hat
Hinweise auf eine Herde in den gedeuteten Zeichen gefunden. Eine Herde Elche?
Nein, man soll nicht lächerlich sein, es sind Rentiere, warum wären es Elche?
Kyrol erinnert sich in seiner Rolle als Träger des Buches,
dass es mit der Natur kommunizieren kann. Er überzeugt die Barbaren noch 10
Minuten zu warten, da aber weder Vryll noch Kyrol über die nötigen Fähigkeiten
in abstrakter arkaner Theorie verfügen um die Ergebnisse eines Naturzaubers zu
entschlüsseln, ist das ganze eher umsonst, was für Vryll peinlicher ist als für
Kyrol, alles in allem.
Was folgt ist ein stundenlanger Gewaltmarsch gegen den Wind,
der deshalb dauernd gegen den Wind geht weil hier einmal mehr das typische
Würfelglück einer an einem fernen Tisch sitzenden Truppe zuschlägt und alle
Wildniskundigen, Helden wie Stammesangehörige und Buchgeister, plötzlich den
eigenen Arsch nicht mehr mit einem Sextanten finden können, man verzeihe dem
Chronisten sein Aglarondisch.
Was aber gut funktioniert ist die von langen Reisen im
eisigen Norden gestählte Konstitution der Helden. Während die bärbeißigen und
durchtrainierten Barbaren nach gut und gerne 8 Stunden Marsch schon aus dem
letzten Loch pfeifen und nur dank großzügig angewandter Magie von Arkami und
Sirasi überhaupt mithalten können, laufen die Helden alles in allem noch mit
Elan und Audauer durch das finstere Zwielicht des magisch verfluchten Nordens.
Vor allem Arinar kann weitaus besser mithalten als so mancher derer, die ihn
anfangs belächelt haben, und läuft mit fast unirdischer Kraft dahin. Was
domovoylob dann auch irgendwann funktioniert sind die Augen der Gruppe, und ein
vager Abglanz der Spur einer Spur wird im Schnee gefunden. Rentiere. Vor langer
Zeit. Aggranor nimmt die Witterung auf wie ein Bluthund, und folgt den fast
unsichtbaren Spuren unbeirrt für zwei weitere auszehrende Stunden mit geübter
Leichtigkeit, als hätte er sein ganzes Leben nie etwas anderes gemacht. Kyrol
kann ihn etwas unterstützen, beugt sich aber dem eindeutig überlegenen Sinnen
des Zwerges und hält sich im Hintergrund. Dann einige Abdrücke, so eindeutig
dass sogar vor Erschöpfung trübe Augen sie problemlos sehen, die Spuren sind
keine Stunde alt. Meisterhaft findet der Zwerg einen Weg, auf dem die Herde in
die Enge getrieben werden kann, und nach einem kanalisieren positiver Energie
von Arkami mobilisieren alle die letzten Reserven. Im letzten Moment will der
grausame Norden den Helden den Sieg stehlen, und plötzliche übernatürliche
Winde verwehen die Spuren vor Aggranors Auge und ihm den Firn ins Gesicht, doch
Arkami kann diesen Knoten im Schicksal entwirren, und in einem Gewitter aus
magischen Entladungen und mit letzter Kraft geworfenen Speeren werden zwei
dutzend Rentiere zur Strecke gebracht. Der Stamm ist gerettet, doch noch
während das triumphale Röhren der Barbaren über die Tundra schallt, werden die
Helden wieder von einem Tornado aus Flocken emporgehoben und in die Halle
gespuckt, wo das Symbol für Ausdauer in einem harschen blauen Licht strahlt.
Alle sind viel zu müde um darüber nachzudenken, dass die
Grausamkeitsprüfung nun vermutlich eindeutig nicht geschafft wurde, man rollt
sich in der relativen Wärme der Kammer zusammen und schläft den Schlaf der
absoluten Erschöpfung.
04.08.1361
Zwei Türen verbleiben, und anscheinend wird der Zapfen
oberhalb noch nicht angegriffen. Oder man bekommt hier unten nichts davon mit.
Die Wahl fällt auf „Erhaltung“, und wieder ist das Ziel ein Barbarencamp im
fernen Norden, aber diesmal scheint die Sonne. Mehr oder weniger, auch hier
herrscht das unnatürliche Zwielicht, das die roten Magier erschaffen haben. Das
Camp selbst hat bessere Zeiten gesehen, die Zelte sind teilweise zerstört, und
überall liegen gefrorene Leichen, die teilweise gerade von Wesen gefressen
werden, die auf den ersten Blick wie riesige Vögel wirken, sich auf den zweiten
dann aber als geradezu gewaltige Perytons herausstellen, welche die Gruppe noch
nicht bemerkt haben.
Kyrol schießt einem davon den Flügel weg, und kann im
Gegenzug dessen Schatten ausweichen, vor allem dadurch, das sein Mantel nicht
unerhebliche sieben Spiegelkyrols erschafft, was den Kampf zu einem ziemlichen
Getümmel verkommen lässt. Andere kassieren dann doch den Schattenfluch, dessen
Auswirkungen sich noch in Grenzen halten. Der Kampf tobt am Rande des Lagers
entlang, wo Aline und Arinar sich gegenseitig Deckung geben und die Kriegerin
tunlichst vermeidet, ihren Gegnern den Todesstoß zu geben, um die Blutlust
ihres Schwertes nicht zu aktivieren. Meisterlich schneidet und sticht sie
mehrere Perytons bis an die Schwelle des Todes, über welche sie dann von
Arinars und Kyrols Säurekugel sowie einem alles verzehrenden Flammenschlag von
Arkami befördert werden. Der Elf weiß auch, dass diese Wesen deshalb so groß
sind, weil sie von Malar, dem dämonischen niederen Gott der Jagd und Bestien,
gesegnet wurden. Aggranor nimmt dies zur Kenntniss, springt mit einer Grazie,
die man einem Zwerg niemals zugetraut hätte, auf ein Zelt und erledigt ein
geschwächtes Peryton, bevor Sirasi mehrere auf dem Boden und in der Luft mit
einem Kettenblitz trifft, und teilweise zu Tode röstet. Davon inspiriert
versucht Aggranor ein akrobatisches Manöver, um möglichst viele Gegner in die
Bahn seines eigenen Blitzstrahls zu bringen, doch trotz beeindruckendem Saltos
weichen alle Ziele aus, einige vollständig. Davon unbeirrt stürzt der Zwerg
sich auf den Peryton, auf dem er landet. Irgendwann hat der Fluch im Schwert
genug davon dauernd gereizt zu werden, und versetzt Aline nicht nur in Rage,
sondern auch in ihre Oozeform. So verwandelt wütet sie zusammen mit ihren
Kumpanen zwischen den Wesen, die nun fallen wie Korn vor der Sense. So schnell,
dass der von Arinar beschworene Azata keine Ziele für seinen Langbogen mehr
hat. Der muskulöse Himmlische ist etwas irritiert, fragt seinen Beschwörer was
er hier soll, der schlägt ihm vor, er soll doch nach bösem suchen, was mit
Enthusiasmus angenommen wird.
Man durchsucht gemeinsam die Überreste der Zelte, auch auf Hinweise was man
denn hier soll. Es findet sich wenig, außer stinkende Fellen, vielen furchtbar
zugerichteten Leichen, und einer schönen Knochenkette, die Aline bekommt und
sich umhängt. Der Azata schwebt vorwärts, gibt Arinar Bescheid, dass er etwas
hört, voraus im größten Zelt in der Mitte des Lagers, kurz bevor er wieder
verschwindet. Während man das vermutliche Häuptlingszelt durchsucht, findet sich
bald die Quelle des Geräuschs, dass der Azata vernommen hat. Ein Kind. Es ist laut
Arkami so ungefähr neun Jahre alt, laut Arinar 16 oder so, aber der langlebige
Elf hat wenig Erfahrung mit Menschenkindern. Auf der einen Seite seines Kopfes sind
die Haare abgeschoren, und dort sieht man ein Muttermal in der Form des Symbols
der Auril.
Irgendwie stehen alle unschlüssig um das verstörte Kind
herum, bis Kyrol nach vorne geschoben wird, sich hinhockt und sein Bestes
versucht nett zu sein, bevor dann plötzlich alle eine Meinung haben was er
sagen soll und ihn nicht zu Wort kommen lassen. Aber bevor ein weiterer Streit
ausbrechen kann sieht Aggranor draußen mit scharfem Auge, dass in der Ferne um
einiges mehr Perytons im Anflug sind, und tut das kund, bevor er sich ebenfalls
in das Zelt duckt. Alle verstecken sich erstmal und warten ab.
Von draußen ruft plötzlich jemand etwas, in Common. Es geht
darum, dass jemand namens Erik die Krönung nicht verhindern werden kann, und herauskommen
soll. Alle bleiben still. Die Stimme, eindeutig kein Peryton meint „wie du
willst, findet ihn!“ Während draußen auf Befehl die Perytons mit dumpfem
Knallen landen sehen Sirasi und Arinar den Besitzer der Stimme. Ein absoluter
Hüne, neben dem sogar Ulgan von Kette klein (wenn auch nicht dünn) wirken
würde, fast drei Meter groß und gekleidet in eine Rüstung aus weißen
Drachenschuppen, mit einem gewaltigen Ledergürtel, auf dem ein in Metall
gehämmerter Drachenkopf prangt. Und interessanterweise keinen offensichtlichen
Waffen. Immer verdächtig. Er sieht Arinar, spricht ihn an. Dieser ist ihm keine
Antwort schuldig, sagt er. Auch Sirasi nicht. Er lacht schallend und stellt
sich als Isark Kronenstrom vor, und er werde sich doch SiiiiCHER nicht gegen
den Willen der Auserwählten Aurils stellen wird. Sirasi erkennt in einer der
leichtesten Übungen in Menschenkenntnis ihres Lebens den Sarkasmus und befiehlt
den Angriff.
Darauf hat Kronenstrom gewartet, lässt sich schneller als
selbst der blitzschnelle Kyrol Klauen wachsen, stürmt in einer großen Kurve zu
Sirasi und unterschreibt sein eigenes Todesurteil, als er es wagt einer
Wychlaran fast die Maske vom Gesicht zu schlagen. Und den Kopf darunter. Seinen
eigenen Kopf verliert der Kerl fast an eine Säurekugel, meisterhaft aus den
Schatten geworfen, wo er nicht einen, sondern gleich acht schattenhafte Kerle
sieht, die jeder eine andere unflätige Geste vollführen. Arkami versucht dem
Kerl ihren Fluch anzuhängen, was an der bemerkenswerten arkanen Abwehr die auf
ihm liegt scheitert. Die Perytons hacken und beißen sich unterdessen einen Weg
durch die robusten Zeltplanen, und das Gerüst kracht, als eines der Wesen auf
dem Dach landet. Der Segen von Alines Klinge entzweit eines beinahe, während
ein weiterer Azata, diesmal ein eher tonnenförmiger Kerl, sich in den Kampf
wirft. Isark Kronenstrom ist sich nicht zu schade einige Beleidigungen und
überhebliche Ankündigungen auszuteilen, während er und seine Horde Perytons
sich mit Sirasi, und einem durch den Kampf gewateten Aggranor prügeln. Zwerg
und Wychlaran werden recht übel zugerichtet, aber als Aline sich einen Weg zum Kronenstrom gebahnt hat, vergeht ihm etwas das Grinsen,
als die Klinge des Buschdornentrakts blutige Breschen in seine Rüstung hackt.
Der Azata und der Peryton auf dem Dach des Zeltes beweisen beide wie
ungeschickt man sich anstellen kann, fallen fast runter und müssen sich
aneinander festhalten, was angesichts des Kampfes auf Leben und Tod oder
Verbannung auf die Heimatebene extra peinlich von Statten geht. Die restlichen
Perytons versuchen entweder Arkami zu fressen, wobei sie sich gegenseitig im
Weg sind, oder widerwillig ihren Herren zu schützen, wofür sie Aline beharken.
Sie stellen sich als lebende Wand in den Weg, als der Hüne nach einem
Blitzstrahl von Sirasi zurückweichen will. Kyrol springt vor und zerfetzt einen
Pertyon, was den Weg freimacht für Aline Rüstungsbrecher, die alle Klauen,
Geweihe und Zähne ignoriert, dem plötzlich sehr verdatterten selbsternannten
König Kronenstrom nachsteigt und einen absoluten Meisterschlag vollführt, dem Isark
im letzten Moment mit einem kecken Grinsen versucht auszuweichen. Das Grinsen
ist darauf für immer auf seine Züge gefroren, denn Aline hat dies kommen sehen
und lässt ihre Klinge im letzten Moment zur Seite zucken, genau durch den
verräterischen Hals des rätselhaften Barbaren, der wie ein gefällter Baum neben
seinem Kopf zu Boden donnert, wo das Blut aus seinem Halsstumpf sich mit dem
aufgewühlten Schlamm mischt.
Seine geflügelte Kohorte beeindruckt sein Tod nicht, sie scheinen im Gegenteil vom Wegfallen seiner Kontrolle begeistert zu
sein und dringen weiter auf die Helden ein, während einige von ihnen sich im
Vorbeigehen sogar Stücke aus ihren alten Meister reißen. Eines der Wesen kommt
genau neben dem Versteck des Kindes durch die Zeltwand, was den bisher sehr
tapferen Jungen zu einem Angstschrei reizt. Kyrol flucht, fährt herum und geht
auf das den fleischfressenden Flügelhirsch los, Sirasi ist so weit aus dem unmittelbaren Kampf befreit, dass
sie die Kapazität hat ihren Schlaffluch auf das Tier zu werfen, bevor es den
Jungen tottrampelt. Der Vorteil ist, dass Kyrol das Peryton mit einem gezielten
Halsstich ins Jenseits befördern kann. Der Nachteil ist, dass es wahrscheinlich halb
auf dem Kind liegt. Kyrol hat noch Zeit mental anzumerken, dass ein totes
Peryton recht gute Deckung gegen andere Perytons ist, dann ermahnen ihm seine
arkanen Sinne sich wieder dem gegenwärtigen Geschehen zuzuwenden, als sie das Ableben mehrerer
seiner Spiegelbilder melden. Die letzten Momente des Kampfes verlaufen recht
hektisch, der Bralani Azata erledigt seinen Gegner, ein angeschlagener Aggranor
serviert gemeinsam mit Aline alles vor dem Zelt ab und Kyrol kassiert noch
einige leichte Treffer bevor sein Feind an Blutverlust eingeht, dann ergreifen
die letzten Reste der Herde die Flucht, die sehr kurz verläuft und auf der sie
allesamt durch Kampfmagie niedergemacht werden, was die herannahende dritte
Welle dazu veranlasst, sich woanders Streit zu suchen.
Der Junge wird unter den Resten des Perytons auf ihm geborgen, Sirasi schafft es trotz Maske bemerkenswert einfühlsam zu sein und entlockt dem komplett verstörten Kind einige Fakten zu den Geschehnissen. Er ist tatsächlich der von Kronenstrom angesprochene Erik, Sohn des Häuptlings des Wolfsstamms und Erwählter oder zumindest Markierter der Auril. Kronenstrom wollte König über die lokalen Stämme werden, sein Vater war dagegen. Da alle lokalen Häuptlinge dafür sein müssen war die Logik von Isark Kronenstrom, den gesamten Stamm auszurotten bis auf den von Auril erwählten Jüngling, den er dann mit entsprechender Einschüchterung dazu gebracht hätte für ihn zu stimmen. So erzählt Erik das zwar nicht, es ergibt sich aber aus der Erfahrung der Gruppe mit den rauen Sitten des Nordens. Bevor man Erik noch großartig trösten könnte werden die Rashemenforscher vom üblichen Schneeflockenwirbel davongesaugt und lassen den traumatisierten Jungen mit den halbgefressenen Überresten seiner Familie zurück. In den Augen der in Religion unterrichteten Mitglieder der Gruppe ist Auril, um einen Fachbegriff zu verwenden, wirklich eine ziemlich herzolose miese Schl-awinerin.
Einerlei,
man ist zurück im Eiszapfenbau, und ein weiteres Symbol leuchtet. Kurz durchgeschnauft,
ab in Isolation, es bleibt gerade noch genug Zeit für eine Diskussion über die
Essbarkeit von Alines lebenden Hautabsonderungen und ein ausgedehntes Mittagsmahl,
gespendet von Kyrol, der ausnahmsweise mit- und als einziger an Proviant gedacht hat.
Der Strudel wirbelt, und das Ziel ist ein Barbarencamp. Ein
gewisses Muster beginnt sich abzuzeichnen. Diesmal ist es der Tigerstamm, eine
eher verschworene und wenig bekannte Bande, angeführt von einer Tigerin, eine
gewisse Bjornhild Solvigsdottir. Sie sind überraschenderweise sehr erfreut Auserwählte
Aurils zu sehen, sie sagen es ist ein gutes Omen und laden alle zum Trinken
ein, es gibt tatsächlich echten Jhuild. Nach dieser Zurschaustellung offener
Gastfreundschaft misstraut ihnen Sirasi reflexiv. Sie geben an eine Jagdtruppe zu sein, und nur
das Außenlager eines größeren Stammes. Für eine Jagdtruppe sind sie auffallend
gut bewaffnet, und Sirasi merkt an, dass sie wohl eher ein Überfallkommando sind.
Das bringt die gute Bjornhild zum Grinsen, und dazu, komplett unironisch die
gute Beobachtungsgabe der Wychlaran zu loben. Geschlecht und Intellekt sind
wohl beides keine Kriterien für eine Führungsrolle beim Tigerstamm. Und ja in der Tat,
man will den benachbarten Elchstamm überfallen und ausrauben, 36 Krieger hat
Solvigsdottir dafür um sich gesammelt, und sie bittet die Auserwählten der
Frostmaid, auf ihr Lager aufzupassen. Sirasi erinnert sich an den Elchstamm dem
man geholfen hat und findet das eher verwerflich, Arinar weist sie recht brüsk
und pragmatisch darauf hin, dass nach den Sternen gemessen es definitiv ein
anderer Elchstamm sein muss, man ist hunderte Meilen vom Ort der anderen
Prüfung entfernt. Sirasi hat immer noch Vorbehalte, wird aber von den restlichen
Gelehrten, die sie auf die Sitten der Stämme im Norden hinweisen, vorerst
überstimmt.
Man bezieht die spartanischen aber warmen Zelte, teilt
wachen ein und macht es sich bequem. Arinar und Aline sprechen über Korinar und
sein Schicksal, dann geht man schlafen.
Arkamis Schlaf ist unruhig, sie hat eine weitere Vision. Sie
sieht durch die Augen eines Wesens, das keuchend knapp über dem Boden kriecht
und schnüffelt wie ein verhungerter Wolf auf der Fährte. Sie erkennt durch die
fremden Augen die Wälle von Karkalok, in der Nähe von Aline gegen den Nachtflügel
gekämpft hat. Der Schnee ist aufgewühlt, und noch immer befleckt vom Blut Lebender
und Untoter, dass mittlerweile zu frostigen Kristallen erstarrt ist. Ein weiße,
mit langen scharfen Krallen versehene Hand kommt in Sicht, reibt sich das Blut
irgendwohin, schnüffelt, keucht, leckt, schnüffelt, knurrt. Dann ertönt ein von
Wahnsinn und Hunger gezeichnetes Heulen, und das Wesen rast gen Himmel, bevor
es mit irrwitziger Geschwindigkeit durch die Nacht davonstiebt, in Richtung
Norden. Sie wacht schweißgebadet neben den mittlerweile solche Dinge gewohnten Gefährtenauf,
die sich die Vision erzählen lassen, und sich leider sicher sind: Es ist der
Wendigo, der die Witterung aufgenommen hat. Ein Risiko, dem sich die Gruppe
bewusst war.
05.08.1361 -12.08.1361
Aber es gibt an diesem Morgen unmittelbarere Probleme. Draußen
sollten die Barbaren die letzte Wache halten, aber es ist totenstill. Und
extrem neblig. Man sieht keine 10 Fuß weit. Kurze Sondierung macht klar: Der
Nebel ist magisch. Und Magie war wohl auch dabei im Spiel, dass sich nirgends
Spuren finden. Alles ist still. Alles ist leer. Vor ein paar Stunden, als die vorletzte
Wache die Zelte bezogen hat, war noch alles normal.
Es beginnt eine im wahrsten Sinne des Wortes nebulöse Phase.
Man harrt im Lager, das bis auf die Abwesenheit der Barbaren komplett unberührt
scheint, aus. Arinar untersucht Alines Fluch, ohne Erfolg, was ihn tagelang
beschäftigt hält. Auch die anderen üben sich in verschiedenen Techniken, um die
Isolation zu ertragen. Bis eines Morgens Sirasi verschwunden ist. Das
beunruhigt alle natürlich, Arkamis magische Sondierung ergibt nichts. Sicher
Teil der Prüfung, erzählt man sich. Dann verschwindet Aggranor. Wiederum,
sicher Teil der Prüfung, sagt Arinar. Dann verschwindet er.
Doch bevor man sich noch zu viele Sorgen machen kann, kehren
die Barbaren zurück, vollbeladen mit Beute die sie beim Elchstamm gemacht
haben, und mit den verschwundenen Mitgliedern der Gruppe, die körperlich
unversehrt sind und sich nach anfänglicher Verwirrtheit wieder erholen, bis auf
fehlende Erinnerung, was ihnen draußen im Nebel wiederfahren ist. Die Barbaren
teilen die Beute auf, und die Forscher erhalten ihren Anteil sowie den Danke
von Bjornhild, bevor der übliche Schneeflockenwirbel sie einschließt.
Doch statt der Halle unter dem Zapfen findet sich jeder allein
in einem nebligen Wald im tiefen Schnee wieder. Alle irren umher, bis sie durch
verschiedene Wege darauf kommen, dass die Bäume wohl in eine Richtung weisen…
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