Saturday, December 9, 2023

Von den Prüfungen der überaus großzügigen Frostmaid.

TL;DR 
Grausamkeit versemmeln wir vermutlich, weil wir moralische Bedenken zu rituellem Kannibalismus haben, Arinar lösts aber friedlich dank limited wish. Bei Ausdauer wollen uns die Würfel budan, wir sind aber zu hoat und schaffens irgendwie die Rentierherde für den Elchstamm, den wir auf den achten Versuch als solchen identifizieren, zu erlegen. Bei Erhaltung treffen wir den Chuck Norris des Nordens und seine Perytonherde, dem wir einen blutigen Stammesputsch gehörig vermiesen und ihn ins Jenseits befördern. Isolation schließlich beschert Arkami eine weirde Vision des uns verfolgenden Wendigos und magischen Nebel, der ein paar Leute frisst und dann wieder ausspuckt. Am Ende landen alle alleine im Rätselwald, und just als sich abzeichnet dass die Bäume Wegweiser sind, ist der Abend auch schon wieder aus. Schad.
 

03.08.1361

Ein eisiger Tunnel aus wirbelnden Schneeflocken saugt die Helden ein und spuckt sie in einer eisigen Wildnis aus, unweit einiger befestigter Zelte zwischen ein paar windgebeugten Nadelbäumen, irgendwo in der nördlichen Tundra. Die Lillend ist verschwunden, dafür schwebt über jedem Kopf das Symbol Aurils, wie aus leuchtendem Eis gefertigt. Mehrere in Felle gehüllte Männer starren die Gruppe mit großen Augen an, bevor sie beginnen verwirrt zu rufen und fast übereinander zu fallen, als die Hälfte erstarrt und die andere Hälfte Richtung Siedlung rennt. Ihre Sprache klingt für alle Rashemi vage bekannt, aber nur Kyrol kennt sie ausreichend gut, um sie zu verstehen, es ist eine der mit Rashemi verwandten Sprachen der nördlichen Eisebenen, noch dazu ein eher seltener Dialekt. Der Tonfall ist aber eindeutig: Angst. Kyrol kann übersetzen, dass „die Fremden“ nicht anzugreifen seien, da sie „Auserwählte Aurils!“ sind. Außerdem wird nach „Gunvald Halrakson“ gerufen. Der kommt dann auch bald daher und ist offensichtlich der Häuptling, erkennbar an einer eher prächtigen Rüstung und vielen gut gearbeiteten Fellen darüber. Im Schlepptau hat er einen zerzaust aussehenden älteren Kerl, den der große Mann als Ufdredd anspricht, und der am vage entrückten Blick und einer Vielzahl von Fetischen an der Kleidung leicht als Schamane identifizierbar ist. Ufdredd ist sehr erfreut auserwählte der Frostmaid zu sehen, Gunvald ist eher vorsichtig, die Gruppe als ganzes ist so enthusiastisch auf die Prüfung einer ihrer Gesamtgesinnung entgegengestellten Gottheit wie ein Eisbär mit Zahnschmerzen, gerade das Sprachrohr Kyrol ist jetzt schon am Ende seines doch eher langen Geduldsfadens, man versucht aber betont höflich zu bleiben.

Ufdredd redet sehr SEHR viel über den Willen Aurils, und führt alle zu seinem Zelt, wo vier ältere Barbaren fast nackt an Pfähle gebunden sind. Hier wird aus der privaten Reserve des Häuptlings Met kredenzt, und erklärt was Sache ist: Zusammenfassend hat der Stamm Pech bei der Jagd gehabt, und der vielfach erwähnte Wille Aurils ist es, anscheinend, dass dieser vier hier sterben müssen und der Rest des Stamms wird sie essen, um über den Winter zu kommen. Die Logik und Moral hiervon erschließt sich niemandem so richtig, und als dann auch noch Ufdredd feierlich bekannt gibt, dass die Auserwählten Aurils die „Ehre“ haben die auserwählten Opfer zu töten entbrennt endgültig ein ideologischer Streit unter den Forschern. Was Ufdredd natürlich in seiner Rolle als Vollstrecker seiner eigenen Interpretation des Willens einer bösen Gottheit kränkt, und Gunvald nervös macht. Vor allem weil keiner die Sprache versteht in der gestritten wird. Kyrol hat genug von der Sache und will einfach gehen und die „kannibalistischen Idioten“ ihrem Schicksal überlassen, Sirasi hadert mit der Sache und will die Leute retten und ins Königreich Horgi bringen, was jetzt nicht unbedingt ihre körperliche Sicherheit garantieren würde, wenn man die Historie der Goblins bedenkt (auch wenn der Chronist der Fairness halber gezwungen ist anzumerken, dass die Sache mit den erfrorenen Gefangenen damals sehr glaubhaft ein Unfall war). Die anderen schwanken zwischen „bringen wirs hinter uns“ und „in die neun Höllen mit Auril und ihrer dummen Prüfung“.

Man beschließt gegen den Willen des mittlerweile sehr wütenden Ufdredd mit den Opfern zu reden. Es ergibt sich natürlich eine 50/50 Verteilung zwischen „ich bin ein Gläubiger Aurils und werde gerne gegessen!“ und „der Schamane ist irre, Hilfe Hilfe!“ Gunvald will jetzt die Fremden verständlicherweise loswerden, hat aber anscheinend Schwierigkeiten sich gegen seinen ihm an sich untergeordneten Schamanen durchzusetzen, der mit Spucke auf den Lippen irgendwas von Blasphemie faselt und in Kyrols Augen einen Spruch vorbereitet, was den interkulturellen Dialog endgültig zusammenbrechen lässt. Der Schurke wird instinktiv unsichtbar, seine Hand zuckt durch eine kurze Abfolge arkaner Gesten und hebt sich umspielt von einer grünlichen Aura in Richtung des Schamanen.

Aber bevor Kyrol Ufdredds Gesicht einer radikalen Exfoliation unterziehen kann, wirft Arinar blitzschnell eine ganze Hand teurer Zauberkomponenten hinter sich, und zaubert ohne dass es jemand bemerkt einen seiner mächtigsten Sprüche, einen limitierten Wunsch. Er benutzt diesen, um einen weiteren mächtigen Spruch aus seinem Repertoire zu zaubern, und erlegt Gunvald eine Geas auf, die ist die Helden und die Gefangenen ziehen zu lassen. Diese Worte spricht der Häuptling mit voller Autorität, und Brüche im Stamm werden mit einem Mal sichtbar. Einige Krieger stehen sofort stramm und machen Anstalten die Gefangenen loszubinden, andere schauen verunsichert zu Ufdredd, der von Wahnsinn und der Wut Aurils brüllt. Kyrol wird wieder sichtbar und übertönt ihn, er stellt mit kritischen Worten die Frage, wer denn nun den Stamm wirklich anführt, Ufdredd oder Gunvald? Ufdredd will protestieren, sieht sich aber mit einem Mal Aline gegenüber, die vor Frost bedeckt keine geringe Ähnlichkeit mit gewissen Darstellungen von Ufdredds Gottheit hat, und ihm in Aussicht stellt, dass er das nächste Mahl für ihr Schwert wird, wenn er sich nicht seinem Häuptling unterwirft.

Die Situation ist mehr als angespannt, die Mehrheit des Stammes stellt sich hinter den neu gestärkten Gunvald; der Schamane hingegen hadert mit sich selbst, mit einer kleineren aber immer noch signifikanten Zahl Krieger hinter sich. Sirasi und Arinar erkennen Zauberei auf ihm, aber was genau seinen Geist verzaubert hat ist unklar. Kyrol kann mit einer weiteren Rede alle Aufmerksamkeit auf sich lenken, damit Arkami die Magie sondieren und brechen kann, aber der Effekt erweist sich als zu mächtig. Einerlei, der Schamane wird unter Protest weggeschleppt, die Gefangenen stehen vor der Wahl mitzukommen oder zu sterben. Zwei kommen mit, zwei entscheiden sich fürs sterben. Man verlässt auf Bitte/Befehl von Gunvald den Stamm, verzaubert die beiden Geretteten mit Widerstand gegen die Elemente und stapft in das aufkommende allabendliche Schneegestöber davon.

Aline will die beiden Neuen fragen, ob etwas mit dem Schamanen nicht gestimmt hat, und wenn ja, wann er sich verändert hat. Kyrol übersetzt, und anscheinend hat Ufdredd vor gut einem Jahr begonnen, mehr Macht an sich zu reißen, und auch die Strafen wurden immer extremer. Arkami sondiert die Orakel, und ist sich sicher, dass die Prüfung an sich vorbei ist. Man macht also an einer opportunen Stelle halt, schlägt ein kleines Lager auf und wartet in etwas angespannter Stille. Eine halbe Stunde. Eine Stunde. Gerade als einer der beiden Geretteten sich räuspert und Kyrol fragt, wohin die Reise denn nun geht, werden alle wieder von einem Wirbel aus Schneeflocken eingehüllt und stehen, minus ihrer Schützlinge, wieder in der Halle. Das Symbol „Grausamkeit“ ist verblasst. Ob das heißt, dass man bestanden hat oder nicht, vermag keiner zu sagen.

Wie immer reagieren die Rashemenforscher auf diese Ungewissheit in ihrer patentierten Weise: Sie streiten eine Weile. Nachdem der obligatorische Disput beigelegt ist wird zufällig eine neue Tür ausgewählt. Das Los fällt auf „Ausdauer“ und nachdem die Wand aus Nebel durchschritten ist glauben alle kurz, dass der Schneeflockentunnel diesmal einen Fehler hat und nicht endet, bis klar wird dass der Schneesturm am Zielort wirklich so stark ist. Inmitten dessen ein neues Barbarencamp, diesmal ist der Empfang sogar noch unfreundlicher. Eine große Truppe zum Kampf gerüsteter Barbaren mit stilisierten Elchen auf der Kleidung, angeführt von einem großen Kerl mit einem Elchgeweih, vor flatternden Bannern die einen Elchen darstellen und mehreren mit Elchknochen und weiteren Elchgeweihen geschmückten Zelten. Die Gruppe hat keine Ahnung welchem Stamm sie gegenüber stehen, vermutlich der Eisdrakenstamm. Die absolute Verwirrung, vermutlich hervorgerufen dadurch, dass man schon wieder durch Raum und Zeit geworfen wurde, wird vom Anführer der Truppe beigelegt, der sich als Jarun Elchhard vom Elchstamm vorstellt, und will, dass die Auserwählten Aurils sofort verschwinden, sie hätten hier nichts mehr zu schaffen, und es sei schon genug angerichtet worden! Die Gruppe gibt zu keine Ahnung zu haben worum es geht, was ihnen der große Mann mit der Elchausrüstung dann glaubt. Als man Hilfe bei was auch immer anbietet, wird er schon freundlicher. Dies ist keine Kriegstruppe, man ist auf der Jagd. Auch dieser Stamm hatte Pech beim Jagen, und auch hier wird das Essen knapp. Aber man hat Hinweise auf eine Herde in den gedeuteten Zeichen gefunden. Eine Herde Elche? Nein, man soll nicht lächerlich sein, es sind Rentiere, warum wären es Elche?

Kyrol erinnert sich in seiner Rolle als Träger des Buches, dass es mit der Natur kommunizieren kann. Er überzeugt die Barbaren noch 10 Minuten zu warten, da aber weder Vryll noch Kyrol über die nötigen Fähigkeiten in abstrakter arkaner Theorie verfügen um die Ergebnisse eines Naturzaubers zu entschlüsseln, ist das ganze eher umsonst, was für Vryll peinlicher ist als für Kyrol, alles in allem.

Was folgt ist ein stundenlanger Gewaltmarsch gegen den Wind, der deshalb dauernd gegen den Wind geht weil hier einmal mehr das typische Würfelglück einer an einem fernen Tisch sitzenden Truppe zuschlägt und alle Wildniskundigen, Helden wie Stammesangehörige und Buchgeister, plötzlich den eigenen Arsch nicht mehr mit einem Sextanten finden können, man verzeihe dem Chronisten sein Aglarondisch.

Was aber gut funktioniert ist die von langen Reisen im eisigen Norden gestählte Konstitution der Helden. Während die bärbeißigen und durchtrainierten Barbaren nach gut und gerne 8 Stunden Marsch schon aus dem letzten Loch pfeifen und nur dank großzügig angewandter Magie von Arkami und Sirasi überhaupt mithalten können, laufen die Helden alles in allem noch mit Elan und Audauer durch das finstere Zwielicht des magisch verfluchten Nordens. Vor allem Arinar kann weitaus besser mithalten als so mancher derer, die ihn anfangs belächelt haben, und läuft mit fast unirdischer Kraft dahin. Was domovoylob dann auch irgendwann funktioniert sind die Augen der Gruppe, und ein vager Abglanz der Spur einer Spur wird im Schnee gefunden. Rentiere. Vor langer Zeit. Aggranor nimmt die Witterung auf wie ein Bluthund, und folgt den fast unsichtbaren Spuren unbeirrt für zwei weitere auszehrende Stunden mit geübter Leichtigkeit, als hätte er sein ganzes Leben nie etwas anderes gemacht. Kyrol kann ihn etwas unterstützen, beugt sich aber dem eindeutig überlegenen Sinnen des Zwerges und hält sich im Hintergrund. Dann einige Abdrücke, so eindeutig dass sogar vor Erschöpfung trübe Augen sie problemlos sehen, die Spuren sind keine Stunde alt. Meisterhaft findet der Zwerg einen Weg, auf dem die Herde in die Enge getrieben werden kann, und nach einem kanalisieren positiver Energie von Arkami mobilisieren alle die letzten Reserven. Im letzten Moment will der grausame Norden den Helden den Sieg stehlen, und plötzliche übernatürliche Winde verwehen die Spuren vor Aggranors Auge und ihm den Firn ins Gesicht, doch Arkami kann diesen Knoten im Schicksal entwirren, und in einem Gewitter aus magischen Entladungen und mit letzter Kraft geworfenen Speeren werden zwei dutzend Rentiere zur Strecke gebracht. Der Stamm ist gerettet, doch noch während das triumphale Röhren der Barbaren über die Tundra schallt, werden die Helden wieder von einem Tornado aus Flocken emporgehoben und in die Halle gespuckt, wo das Symbol für Ausdauer in einem harschen blauen Licht strahlt.

Alle sind viel zu müde um darüber nachzudenken, dass die Grausamkeitsprüfung nun vermutlich eindeutig nicht geschafft wurde, man rollt sich in der relativen Wärme der Kammer zusammen und schläft den Schlaf der absoluten Erschöpfung.

04.08.1361

Zwei Türen verbleiben, und anscheinend wird der Zapfen oberhalb noch nicht angegriffen. Oder man bekommt hier unten nichts davon mit. Die Wahl fällt auf „Erhaltung“, und wieder ist das Ziel ein Barbarencamp im fernen Norden, aber diesmal scheint die Sonne. Mehr oder weniger, auch hier herrscht das unnatürliche Zwielicht, das die roten Magier erschaffen haben. Das Camp selbst hat bessere Zeiten gesehen, die Zelte sind teilweise zerstört, und überall liegen gefrorene Leichen, die teilweise gerade von Wesen gefressen werden, die auf den ersten Blick wie riesige Vögel wirken, sich auf den zweiten dann aber als geradezu gewaltige Perytons herausstellen, welche die Gruppe noch nicht bemerkt haben.

Kyrol schießt einem davon den Flügel weg, und kann im Gegenzug dessen Schatten ausweichen, vor allem dadurch, das sein Mantel nicht unerhebliche sieben Spiegelkyrols erschafft, was den Kampf zu einem ziemlichen Getümmel verkommen lässt. Andere kassieren dann doch den Schattenfluch, dessen Auswirkungen sich noch in Grenzen halten. Der Kampf tobt am Rande des Lagers entlang, wo Aline und Arinar sich gegenseitig Deckung geben und die Kriegerin tunlichst vermeidet, ihren Gegnern den Todesstoß zu geben, um die Blutlust ihres Schwertes nicht zu aktivieren. Meisterlich schneidet und sticht sie mehrere Perytons bis an die Schwelle des Todes, über welche sie dann von Arinars und Kyrols Säurekugel sowie einem alles verzehrenden Flammenschlag von Arkami befördert werden. Der Elf weiß auch, dass diese Wesen deshalb so groß sind, weil sie von Malar, dem dämonischen niederen Gott der Jagd und Bestien, gesegnet wurden. Aggranor nimmt dies zur Kenntniss, springt mit einer Grazie, die man einem Zwerg niemals zugetraut hätte, auf ein Zelt und erledigt ein geschwächtes Peryton, bevor Sirasi mehrere auf dem Boden und in der Luft mit einem Kettenblitz trifft, und teilweise zu Tode röstet. Davon inspiriert versucht Aggranor ein akrobatisches Manöver, um möglichst viele Gegner in die Bahn seines eigenen Blitzstrahls zu bringen, doch trotz beeindruckendem Saltos weichen alle Ziele aus, einige vollständig. Davon unbeirrt stürzt der Zwerg sich auf den Peryton, auf dem er landet. Irgendwann hat der Fluch im Schwert genug davon dauernd gereizt zu werden, und versetzt Aline nicht nur in Rage, sondern auch in ihre Oozeform. So verwandelt wütet sie zusammen mit ihren Kumpanen zwischen den Wesen, die nun fallen wie Korn vor der Sense. So schnell, dass der von Arinar beschworene Azata keine Ziele für seinen Langbogen mehr hat. Der muskulöse Himmlische ist etwas irritiert, fragt seinen Beschwörer was er hier soll, der schlägt ihm vor, er soll doch nach bösem suchen, was mit Enthusiasmus angenommen wird.

Man durchsucht gemeinsam die Überreste der Zelte, auch auf Hinweise was man denn hier soll. Es findet sich wenig, außer stinkende Fellen, vielen furchtbar zugerichteten Leichen, und einer schönen Knochenkette, die Aline bekommt und sich umhängt. Der Azata schwebt vorwärts, gibt Arinar Bescheid, dass er etwas hört, voraus im größten Zelt in der Mitte des Lagers, kurz bevor er wieder verschwindet. Während man das vermutliche Häuptlingszelt durchsucht, findet sich bald die Quelle des Geräuschs, dass der Azata vernommen hat. Ein Kind. Es ist laut Arkami so ungefähr neun Jahre alt, laut Arinar 16 oder so, aber der langlebige Elf hat wenig Erfahrung mit Menschenkindern. Auf der einen Seite seines Kopfes sind die Haare abgeschoren, und dort sieht man ein Muttermal in der Form des Symbols der Auril.

Irgendwie stehen alle unschlüssig um das verstörte Kind herum, bis Kyrol nach vorne geschoben wird, sich hinhockt und sein Bestes versucht nett zu sein, bevor dann plötzlich alle eine Meinung haben was er sagen soll und ihn nicht zu Wort kommen lassen. Aber bevor ein weiterer Streit ausbrechen kann sieht Aggranor draußen mit scharfem Auge, dass in der Ferne um einiges mehr Perytons im Anflug sind, und tut das kund, bevor er sich ebenfalls in das Zelt duckt. Alle verstecken sich erstmal und warten ab.

Von draußen ruft plötzlich jemand etwas, in Common. Es geht darum, dass jemand namens Erik die Krönung nicht verhindern werden kann, und herauskommen soll. Alle bleiben still. Die Stimme, eindeutig kein Peryton meint „wie du willst, findet ihn!“ Während draußen auf Befehl die Perytons mit dumpfem Knallen landen sehen Sirasi und Arinar den Besitzer der Stimme. Ein absoluter Hüne, neben dem sogar Ulgan von Kette klein (wenn auch nicht dünn) wirken würde, fast drei Meter groß und gekleidet in eine Rüstung aus weißen Drachenschuppen, mit einem gewaltigen Ledergürtel, auf dem ein in Metall gehämmerter Drachenkopf prangt. Und interessanterweise keinen offensichtlichen Waffen. Immer verdächtig. Er sieht Arinar, spricht ihn an. Dieser ist ihm keine Antwort schuldig, sagt er. Auch Sirasi nicht. Er lacht schallend und stellt sich als Isark Kronenstrom vor, und er werde sich doch SiiiiCHER nicht gegen den Willen der Auserwählten Aurils stellen wird. Sirasi erkennt in einer der leichtesten Übungen in Menschenkenntnis ihres Lebens den Sarkasmus und befiehlt den Angriff.

Darauf hat Kronenstrom gewartet, lässt sich schneller als selbst der blitzschnelle Kyrol Klauen wachsen, stürmt in einer großen Kurve zu Sirasi und unterschreibt sein eigenes Todesurteil, als er es wagt einer Wychlaran fast die Maske vom Gesicht zu schlagen. Und den Kopf darunter. Seinen eigenen Kopf verliert der Kerl fast an eine Säurekugel, meisterhaft aus den Schatten geworfen, wo er nicht einen, sondern gleich acht schattenhafte Kerle sieht, die jeder eine andere unflätige Geste vollführen. Arkami versucht dem Kerl ihren Fluch anzuhängen, was an der bemerkenswerten arkanen Abwehr die auf ihm liegt scheitert. Die Perytons hacken und beißen sich unterdessen einen Weg durch die robusten Zeltplanen, und das Gerüst kracht, als eines der Wesen auf dem Dach landet. Der Segen von Alines Klinge entzweit eines beinahe, während ein weiterer Azata, diesmal ein eher tonnenförmiger Kerl, sich in den Kampf wirft. Isark Kronenstrom ist sich nicht zu schade einige Beleidigungen und überhebliche Ankündigungen auszuteilen, während er und seine Horde Perytons sich mit Sirasi, und einem durch den Kampf gewateten Aggranor prügeln. Zwerg und Wychlaran werden recht übel zugerichtet, aber als Aline sich einen Weg zum Kronenstrom gebahnt hat, vergeht ihm etwas das Grinsen, als die Klinge des Buschdornentrakts blutige Breschen in seine Rüstung hackt. Der Azata und der Peryton auf dem Dach des Zeltes beweisen beide wie ungeschickt man sich anstellen kann, fallen fast runter und müssen sich aneinander festhalten, was angesichts des Kampfes auf Leben und Tod oder Verbannung auf die Heimatebene extra peinlich von Statten geht. Die restlichen Perytons versuchen entweder Arkami zu fressen, wobei sie sich gegenseitig im Weg sind, oder widerwillig ihren Herren zu schützen, wofür sie Aline beharken. Sie stellen sich als lebende Wand in den Weg, als der Hüne nach einem Blitzstrahl von Sirasi zurückweichen will. Kyrol springt vor und zerfetzt einen Pertyon, was den Weg freimacht für Aline Rüstungsbrecher, die alle Klauen, Geweihe und Zähne ignoriert, dem plötzlich sehr verdatterten selbsternannten König Kronenstrom nachsteigt und einen absoluten Meisterschlag vollführt, dem Isark im letzten Moment mit einem kecken Grinsen versucht auszuweichen. Das Grinsen ist darauf für immer auf seine Züge gefroren, denn Aline hat dies kommen sehen und lässt ihre Klinge im letzten Moment zur Seite zucken, genau durch den verräterischen Hals des rätselhaften Barbaren, der wie ein gefällter Baum neben seinem Kopf zu Boden donnert, wo das Blut aus seinem Halsstumpf sich mit dem aufgewühlten Schlamm mischt.

Seine geflügelte Kohorte beeindruckt sein Tod nicht, sie scheinen im Gegenteil vom Wegfallen seiner Kontrolle begeistert zu sein und dringen weiter auf die Helden ein, während einige von ihnen sich im Vorbeigehen sogar Stücke aus ihren alten Meister reißen. Eines der Wesen kommt genau neben dem Versteck des Kindes durch die Zeltwand, was den bisher sehr tapferen Jungen zu einem Angstschrei reizt. Kyrol flucht, fährt herum und geht auf das den fleischfressenden Flügelhirsch los, Sirasi ist so weit aus dem unmittelbaren Kampf befreit, dass sie die Kapazität hat ihren Schlaffluch auf das Tier zu werfen, bevor es den Jungen tottrampelt. Der Vorteil ist, dass Kyrol das Peryton mit einem gezielten Halsstich ins Jenseits befördern kann. Der Nachteil ist, dass es wahrscheinlich halb auf dem Kind liegt. Kyrol hat noch Zeit mental anzumerken, dass ein totes Peryton recht gute Deckung gegen andere Perytons ist, dann ermahnen ihm seine arkanen Sinne sich wieder dem gegenwärtigen Geschehen zuzuwenden, als sie das Ableben mehrerer seiner Spiegelbilder melden. Die letzten Momente des Kampfes verlaufen recht hektisch, der Bralani Azata erledigt seinen Gegner, ein angeschlagener Aggranor serviert gemeinsam mit Aline alles vor dem Zelt ab und Kyrol kassiert noch einige leichte Treffer bevor sein Feind an Blutverlust eingeht, dann ergreifen die letzten Reste der Herde die Flucht, die sehr kurz verläuft und auf der sie allesamt durch Kampfmagie niedergemacht werden, was die herannahende dritte Welle dazu veranlasst, sich woanders Streit zu suchen.

Der Junge wird unter den Resten des Perytons auf ihm geborgen, Sirasi schafft es trotz Maske bemerkenswert einfühlsam zu sein und entlockt dem komplett verstörten Kind einige Fakten zu den Geschehnissen. Er ist tatsächlich der von Kronenstrom angesprochene Erik, Sohn des Häuptlings des Wolfsstamms und Erwählter oder zumindest Markierter der Auril. Kronenstrom wollte König über die lokalen Stämme werden, sein Vater war dagegen. Da alle lokalen Häuptlinge dafür sein müssen war die Logik von Isark Kronenstrom, den gesamten Stamm auszurotten bis auf den von Auril erwählten Jüngling, den er dann mit entsprechender Einschüchterung dazu gebracht hätte für ihn zu stimmen. So erzählt Erik das zwar nicht, es ergibt sich aber aus der Erfahrung der Gruppe mit den rauen Sitten des Nordens. Bevor man Erik noch großartig trösten könnte werden die Rashemenforscher vom üblichen Schneeflockenwirbel davongesaugt und lassen den traumatisierten Jungen mit den halbgefressenen Überresten seiner Familie zurück. In den Augen der in Religion unterrichteten Mitglieder der Gruppe ist Auril, um einen Fachbegriff zu verwenden, wirklich eine ziemlich herzolose miese Schl-awinerin. 

Einerlei, man ist zurück im Eiszapfenbau, und ein weiteres Symbol leuchtet. Kurz durchgeschnauft, ab in Isolation, es bleibt gerade noch genug Zeit für eine Diskussion über die Essbarkeit von Alines lebenden Hautabsonderungen und ein ausgedehntes Mittagsmahl, gespendet von Kyrol, der ausnahmsweise mit- und als einziger an Proviant gedacht hat.

Der Strudel wirbelt, und das Ziel ist ein Barbarencamp. Ein gewisses Muster beginnt sich abzuzeichnen. Diesmal ist es der Tigerstamm, eine eher verschworene und wenig bekannte Bande, angeführt von einer Tigerin, eine gewisse Bjornhild Solvigsdottir. Sie sind überraschenderweise sehr erfreut Auserwählte Aurils zu sehen, sie sagen es ist ein gutes Omen und laden alle zum Trinken ein, es gibt tatsächlich echten Jhuild. Nach dieser Zurschaustellung offener Gastfreundschaft misstraut ihnen Sirasi reflexiv.  Sie geben an eine Jagdtruppe zu sein, und nur das Außenlager eines größeren Stammes. Für eine Jagdtruppe sind sie auffallend gut bewaffnet, und Sirasi merkt an, dass sie wohl eher ein Überfallkommando sind. Das bringt die gute Bjornhild zum Grinsen, und dazu, komplett unironisch die gute Beobachtungsgabe der Wychlaran zu loben. Geschlecht und Intellekt sind wohl beides keine Kriterien für eine Führungsrolle beim Tigerstamm. Und ja in der Tat, man will den benachbarten Elchstamm überfallen und ausrauben, 36 Krieger hat Solvigsdottir dafür um sich gesammelt, und sie bittet die Auserwählten der Frostmaid, auf ihr Lager aufzupassen. Sirasi erinnert sich an den Elchstamm dem man geholfen hat und findet das eher verwerflich, Arinar weist sie recht brüsk und pragmatisch darauf hin, dass nach den Sternen gemessen es definitiv ein anderer Elchstamm sein muss, man ist hunderte Meilen vom Ort der anderen Prüfung entfernt. Sirasi hat immer noch Vorbehalte, wird aber von den restlichen Gelehrten, die sie auf die Sitten der Stämme im Norden hinweisen, vorerst überstimmt.

Man bezieht die spartanischen aber warmen Zelte, teilt wachen ein und macht es sich bequem. Arinar und Aline sprechen über Korinar und sein Schicksal, dann geht man schlafen.

Arkamis Schlaf ist unruhig, sie hat eine weitere Vision. Sie sieht durch die Augen eines Wesens, das keuchend knapp über dem Boden kriecht und schnüffelt wie ein verhungerter Wolf auf der Fährte. Sie erkennt durch die fremden Augen die Wälle von Karkalok, in der Nähe von Aline gegen den Nachtflügel gekämpft hat. Der Schnee ist aufgewühlt, und noch immer befleckt vom Blut Lebender und Untoter, dass mittlerweile zu frostigen Kristallen erstarrt ist. Ein weiße, mit langen scharfen Krallen versehene Hand kommt in Sicht, reibt sich das Blut irgendwohin, schnüffelt, keucht, leckt, schnüffelt, knurrt. Dann ertönt ein von Wahnsinn und Hunger gezeichnetes Heulen, und das Wesen rast gen Himmel, bevor es mit irrwitziger Geschwindigkeit durch die Nacht davonstiebt, in Richtung Norden. Sie wacht schweißgebadet neben den mittlerweile solche Dinge gewohnten Gefährtenauf, die sich die Vision erzählen lassen, und sich leider sicher sind: Es ist der Wendigo, der die Witterung aufgenommen hat. Ein Risiko, dem sich die Gruppe bewusst war.

05.08.1361 -12.08.1361

Aber es gibt an diesem Morgen unmittelbarere Probleme. Draußen sollten die Barbaren die letzte Wache halten, aber es ist totenstill. Und extrem neblig. Man sieht keine 10 Fuß weit. Kurze Sondierung macht klar: Der Nebel ist magisch. Und Magie war wohl auch dabei im Spiel, dass sich nirgends Spuren finden. Alles ist still. Alles ist leer. Vor ein paar Stunden, als die vorletzte Wache die Zelte bezogen hat, war noch alles normal.

Es beginnt eine im wahrsten Sinne des Wortes nebulöse Phase. Man harrt im Lager, das bis auf die Abwesenheit der Barbaren komplett unberührt scheint, aus. Arinar untersucht Alines Fluch, ohne Erfolg, was ihn tagelang beschäftigt hält. Auch die anderen üben sich in verschiedenen Techniken, um die Isolation zu ertragen. Bis eines Morgens Sirasi verschwunden ist. Das beunruhigt alle natürlich, Arkamis magische Sondierung ergibt nichts. Sicher Teil der Prüfung, erzählt man sich. Dann verschwindet Aggranor. Wiederum, sicher Teil der Prüfung, sagt Arinar. Dann verschwindet er.

Doch bevor man sich noch zu viele Sorgen machen kann, kehren die Barbaren zurück, vollbeladen mit Beute die sie beim Elchstamm gemacht haben, und mit den verschwundenen Mitgliedern der Gruppe, die körperlich unversehrt sind und sich nach anfänglicher Verwirrtheit wieder erholen, bis auf fehlende Erinnerung, was ihnen draußen im Nebel wiederfahren ist. Die Barbaren teilen die Beute auf, und die Forscher erhalten ihren Anteil sowie den Danke von Bjornhild, bevor der übliche Schneeflockenwirbel sie einschließt.

Doch statt der Halle unter dem Zapfen findet sich jeder allein in einem nebligen Wald im tiefen Schnee wieder. Alle irren umher, bis sie durch verschiedene Wege darauf kommen, dass die Bäume wohl in eine Richtung weisen…

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