Thursday, February 17, 2022

Die kurze aber rasante Saga von Alviss, dem Pferdeherren, und der Beweis, dass sogar Zwerge zu viel trinken können.

 04.-06.01.1361

Am nächsten Morgen ist es eiskalt, und der Atem kondensiert im schwachen Licht der kaum über den Horizont kriechenden Sonne zu dichten Wolken. Die Gruppe macht sich mit offiziellem Segen des Rates der drei auf den Weg ins Tuigan-Lager, wo man nach wenigen Metern eingekreist wird. Alviss kann wieder sein Tuigan-Wissen zum Besten geben, und die Gruppe hat das Privileg, tiefer in das nach Pferdedung und ungewaschenen Männern in Lederkleidung riechende Lager gelassen zu werden. Feindselige Blicke spießen alle auf, abfällige und anzügliche Bemerkungen fliegen in Richtung der weiblichen Gruppenmitglieder, und öfter als einmal wird den Helden direkt vor die Füße gespuckt oder sie gar bedroht, bis die sie begleitenden Krieger teilweise mit Gewalt für Ruhe sorgen. Aber immerhin ist Muitu extra in diesen Teil des Lagers gekommen, um allen Glück zu wünschen. Technisch gesehen hauptsächlich Alviss, aber der ist auch der Hauptverantwortliche. Muitu wünscht Alviss entweder Sieg oder einen schnellen Tod, klopft ihm kräftig auf die Schulter und geht wieder, was für einen Tuigan ein überschwängliches Kompliment ist. Und da Muitu relativ wichtig ist, taut die Atmosphäre auch ein paar zaghafte Grade auf. Zum Khaal werden die Außenseiter natürlich nicht vorgelassen, aber Lamou Tahik persönlich, also der eigentliche Chef, tritt in voller Rüstung auf seinem prächtigen Streitross in Erscheinung, und fragt brüsk nach dem Begehr der Fremden. Der Vermittler-Ermittler will den Abzug verhandeln, bringt die Armee aus Immilmar als Argument, zeigt die Siegel der Stadt und stellt sich mehr als nur silberzüngig an. Das mit Ritualnarben überzogene Schlägergesicht von Lamou verbirgt einen kalkulierenden und scharfen Verstand, er weiß über einiges schon Bescheid und ist sich klar was die Helden so können. Und so bittet er die Gruppe zu warten, während er die Situation mit seinem Herren bespricht. Als Pausenunterhaltung gibt es diverse Reiterschauspiele mit Dung und Urin, Prügelduelle zwischen johlenden Kriegern sowie sexuelle Erniedrigung von Sklaven, da die Tuigan prompt alle Anwesenden erinnern müssen, dass die Annahme sie hätten keine Kultur falsch ist. Die Tuigan haben eine extrem komplexe Kultur, deren nach außen zeigende Aspekte allesamt penibel darauf ausgelegt sind, allen nicht-Tuigan ein sehr bestimmtes Bild zu zeigen. Das von zu Allem bereiten, ungewaschenen, grausamen, sexistischen und vor allem rücksichtlos gewalttätigen Wahnsinnigen, die Pferde mehr lieben als jeden Humanoiden. Faszinierende Maskerade, eigentlich, und sehr glaubwürdig dargestellt. Der erste Krieger kehrt zurück, die eher bemühte Horrorshow endet dankenswerterweise, und Alviss muss sofort zum Ritualkampf antreten.

Der Wettbewerb ist kompliziert, und in mehrere Phasen aufgeteilt. Es gibt Bewerbe der Kraft, der Geschicklichkeit, etc. Der erste Wettbewerb ist ein Pferderennen (Überraschung), gefolgt von einer Kletterpartie. Das Rennen startet zum Signal von zwei Kriegern, die sich gegenseitig auf mittlere Distanz mit Bögen abschießen. Unter dem Gelächter ihrer Kameraden fallen beide mit schweren Verletzungen um, und als die Pferde lospreschen werden die am Boden liegenden schon von allen Seiten getreten.

Alviss ist unterdessen nach wenigen Herzschlägen draufgekommen, dass sein Pferd wesentlich besser Bescheid weiß als er, denn bevor der ohnehin schon mit extrem guten Reflexen gesegnete Ermittler noch reagieren kann, hat Sleipnir schon vollen Galopp erreicht und sich an die Spitze der Meute gesetzt, bedrängt von mehreren anderen Reitern. Ein Tuigan versucht ihn vom Pferd zu reißen, denn erlaubt ist alles, Schummeln anscheinend erwünscht, solang es die Tuigan sind. Alviss kann ihn jedoch gleichsam vom Pferd in den Matsch treten, was zwar überwiegend Buhrufe, aber auch einiges an Gelächter und sogar etwas Applaus in der Menge der Zuschauer verursacht. Das Erklettern der Haufens aus gewaltigen, geborstenen Schieferstücken am Ende der Bahn, um die an der Spitze wartenden Ritualgegenstände zu holen, läuft nur mäßig. Hier ist mehr Kraft als Geschick und Schläue notwendig. Alviss wird von einem Tuigan überholt, der ihn von der Spitze des Geröllhaufens werfen will, doch ein Tritt gegen die Kniekehle schickt den Steppenkrieger in einer Gerölllawine talwärts. Alviss schnappt die Trophäen aus diversen Pferdekörperteilen (eigentlich Die Wurfäxte :) ) und eilt flink wie der Wind und um etliches geschickter als jeder seiner Gegner den Steinhaufen zurück zu Sleipnir, der treu wartet und sofort losrast, als Alviss halbwegs sicher im Sattel sitzt. Er reitet in den Hindernisparkour, wo als besondere Ehre einige Bluthunde auf ihn und Sleipnir losgelassen werden, welche der Hengst aber nur verächtlich anschnaubt, bevor er mit einem gewaltigen Satz über sie hinwegsetzt, was die verwirrten Hunde dazu bringt, das Publikum anzugreifen. Wiederum ein Quell für Gelächter und Applaus, Alviss scheint ein Publikumshit zu werden. Dass die den anderen Helden nahe sitzenden Tuigan schon wetten, welche Teile eines so fähigen Gegners als Ehre die Fahne der Horde zieren werden, muss er ja nicht wissen.

Die Hindernisse sind hinter ihm, und der Sprint übers offene Gelände mit anschließendem Axtwerfen steht an. Den Sprint entscheidet Sleipnir klar für sich, die zäheren, aber kleineren Pferde der Tuigan sind zu kurzbeinig, um ihn einzuholen (bis auf den einen Krieger der sich vor ihm befindet). Alviss macht das Beste aus seinem Vorsprung, und zückt die Wurfäxte. Dafür, dass er solche Waffen nie verwendet, schlägt sich der Halbelf mehr als nur gut. Die Ziele (hölzerne Pferdeköpfe umgeben von Ringen) werden in schneller Abfolge beworfen, zwei Mal trifft er einen der inneren Ringe, eine Axt bohrt sich tief in das Auge des Holzpferdes, was den Tuigan tatsächlich einige bewundernde Wort entlockt, und laut der Meinung aller Anwesenden Alviss‘ Schädel einen Ehrenplatz auf dem Zelt des Khaal selbst sichert. Abschließend steht noch ein weiterer Hindernisparkour mit vielen Gräben und Sprüngen an. Hier können die geländegängigen Tuiganpferde viel Boden gut machen, und Alviss kommt knapp als Zweiter hinter einem Häuptling ins Ziel. Während die ersten drei Plätze bejubelt werden, wird der letzte sogleich von einer Meute seiner „Kameraden“ vom Pferd gezerrt, und erst als zwei andere Tuigan schreiend mit aufgeschlitzten Bäuchen am Boden liegen, wird von ihm abgelassen. Seinen Rang ist er aber trotzdem los, soviel erzählt Muitu, der sich wieder zur Gruppe gesellt hat und Wein mitbringt. Eventuell muss er sogar eine Weile zu Fuß kämpfen. Nach dieser Bemerkung lacht Muitu laut, aber die aufmerksameren Helden bemerken, dass er durchaus weiß, dieses Schicksal kann ihn auch jederzeit treffen. Tuigankrieger haben keine Freunde, nur Verbündete. Kyrol hat sich die Sache bisher mit steinerner Miene angesehen, hier aber meint er zu den Ausländern unter seinen Freunden nebenbei, dass es ihn immer wieder fasziniert, wenn Südländer die Rashemi als Barbaren bezeichnen.

In jedem Fall hat Alviss bewiesen, dass er für einen Fremden mehr als nur gewandt in den Wegen der Tuigan ist. Also werden die Helden nicht sofort hingerichtet, sondern haben sich eine Audienz mit dem Khaal verdient, am Abend desselben Tages. Bis dahin sind sie geehrte Gäste. Ihre Freude können sie kaum in Zaum halten. Aber immerhin, Muitu erweist sich als sehr kosmopolitischer Tuigan, und seine mit ihm herbeigekommenen Krieger bilden einen Puffer um die Gruppe, so dass sie von den meisten Anfeindungen verschont bleiben. Sirasi formt einen vagen Plan, wie man die Wychlaran vielleicht im laufe des Tages befreien könnte, kommt aber über die Planungsphase nicht hinaus. Arinar sinniert, dass die Gruppe wohl nicht überlebt hätte, so Aline nicht in Nathoud geblieben wäre. Die Menge an Bemerkungen und lüsternen Blicken die hier fliegen wären ihr garantiert aufgefallen, und die Antwort wäre eine Faust mitten in ein Tuigangesicht gewesen, mit entsprechenden Konsequenzen. Die angesprochene und Arkami betreuen zeitgleich weiter Bahram, der tatsächlich, nachdem sein Leben tagelang am seidenen Faden hing, Zeichen von nachhaltiger Besserung zeigt.

Gegen Abend (also zu Sonnenuntergang, was in diesem rashemitischen Winter recht bald ist) wird man zu Khaal Torro vorgelassen. Einstmals wohl eine beeindruckende Gestalt, aber mittlerweile ein aufgedunsener, rüpelhafter und von Jahren des Suffs dumpf gewordener Alter, dennoch durchtrieben, jähzornig und grausam. Als erstes beschimpft er sofort die Gesandten der Stadt, und plustert sich mächtig auf. Alviss kennt das Spiel, und schenkt ihm reinen Wein ein. Oder eher: Jhuild. Nach einer Ration, die den durchschnittlichen 200-Kilo Barbaren der Eisbärenloge mit beschmutzten Hosen in den Dreck geschickt hätte, die diesem Spiegeltrinker aber kaum mehr als ein sanftes Lächeln entlockt, ist er schon etwas zugänglicher. Na gut, dann wird eben getrunken. Der alchemisch verstärkter Magen von Avliss misst sich mit der aus dem letzten Loch pfeifenden Leber des Kampftrinkers, und gewinnt (diese nette Geschichte darf man als journalistische Freiheit betrachten, oder kurz gesagt Bardenlügerei :)). Zusätzlich beweist Alviss, warum Aglarond ihn hierher geschickt hat, und wickelt den Kerl mit einer Zurschaustellung von geschickter Diplomatie ein, die sogar seine Freunde beeindruckt (Diplomacy 43, wtf). So kann er neben dem Abzug der Tuigan auch noch die mögliche Freilassung der Wychlaran aushandeln. Khaal Torro ist vom Schneid des spröden Gummimannes vor ihm halbwegs beeindruckt, und eröffnet dem Halbelf, wie die Sache laufen kann. Abzug und Wychlaran, okay, aber alles oder nichts. Er muss einen Tuigan-Champion im Kampf bis zum Tode besiegen, sonst greift die Horde schon morgen die Stadt an, mit den gemarterten Leichen aller Helden auf ihren Bannern. Nett.

Alviss hat keine Wahl und willigt ein. Seine möglichen Gegner werden ihm vorgestellt: Ein gewisser Ign, ein weiterer Namens Tuna, und noch ein fähiger Krieger namens Steve (wieder diese journalistische Freiheit). Auf Nachfrage bei Muitu stellt sich heraus, dass die Helden Khaal Torro schlecht verstanden haben, der Krieger heißt Stiif. Na dann. Alle sind fähige Reiter und hochrangige Krieger mit vielen Trophäen an Gürtel und Zelt, aber Alviss Gabe zur Einschätzung anderer lässt ihn als Kompromiss Tuna wählen.

Der Kampf findet im Fackelschein statt, vor den Mauern der Stadt, wo sich auch eine nicht gerade kleine Menge an Schaulustigen gesammelt hat. Die Wychlaran wird auch hervorgezerrt, und auf ein Gestell gespannt, um dem Schauspiel beiwohnen zu können. Der anschließende Kampf ist einer für die Geschichtsbücher. Tuna ist blitzschnell, aber Alviss hat mehr Duellerfahrung. Die beiden umkreisen sich wie Raubtiere, und ständig blitzen der Säbel des Steppenkriegers und der Rapier des Ermittler vor wie Raubfische in der Strömung. Schnell beginnen Blutspritzer im aufgewühlten Erdreich zu versickern, und nach dem ersten Schlagabtausch, in dem sich beide Kontrahenten schwere Wunden zufügen, tobt die Menge bereit so sehr, dass die Tuigan von ihren Häuptlingen kaum unter Kontrolle gehalten werden können. Sowohl Tuna als auch Alviss sind nach wenigen Minuten Kampf schwer gezeichnet, und eine Entscheidung steht an. Die lokalen Geister drehen sich aber gegen die Helden, und Alviss beginnt an Kraft zu verlieren. Unter Aufbietung all seiner verbleibenden Kräfte kann er Tuna einen wahrscheinlich tödlichen Halsstich verpassen, dieser kämpft aber mit reiner Willenskraft weiter, und es scheint, als hätte er dem Halbelf einen ebenso tödlichen Streich verpasst. Die ersten Tuigan setzten schon zum jubeln an, der Krieger neben der Wychlaran zückt mit einem fiesen Grinsen einen Dolch, und alles hängt in der Schwebe. Doch die Familiengeister von Solem, Tult’Uth, und Chergoba intervenieren beim Schicksal, und mythische Kraft fließt in die Glieder es Ermittlers, was ihn den Treffer wegstecken lässt. Alles hängt an den nächsten Sekunden, eine letzte Chance besteht. Alviss dreht sich mit den Hieb seines Gegners, packt ihn am Ellbogen und reißt ihn mit aller Wildheit die er aufbringen kann zur Seite. Der Tuigan taumelt, und für einen Sekundenbruchteil ist sein Rücken ungeschützt. Der Rapier schießt vor wie ein Pfeil, findet die schmale Lücke zwischen Panzer und Helm des Kriegers, und plötzlich ragt ein Meter feiner südländischer Stahl aus dem Kehlkopf des Pferdekriegers, überzogen von seinem Blut. Mit einem Röcheln fällt Tuna, und das aufbrandende Triumphgeheul der Tuigan geht in verzweifelte Rufe und wütendes Geschrei über, während aus der Richtung von Nathoud ferner Jubel ertönt. Die Rashemenforscher sind siegreich!

Die Situation in den folgenden Minuten ist hektisch. Die Leibgarde von Khaal Torro bildet unter der Führung von Lamou Tahik persönlich einen Kreis um die Helden, und lotst sie bis zur Wychlaran, welche neben dem Thron von Khaal Torro angebunden ist. Der Alte tobt und flucht aufs vulgärste, hält sich aber an sein Versprechen. Damit kippt die Stimmung im Tuiganlager endgültig, und die verschiedenen Fraktionen gehen aufeinander los. Häuptlinge und ihre Offiziere schwärmen aus, um für Ruhe zu sorgen, während der schlaffe Körper der Wychlaran Sirasi unwirsch in die Arme geworfen wird, und Lamou ihr nahelegt SOFORT in die Stadt zurückzukehren. Ein Angebot das alle gerne annehmen. Das Letzte, was die Helden noch sehen, ist wie mehrere Gruppen Tuigan, die einen treu zur Entscheidung des Khaal, die anderen für eine sofortige Revolution, sich gegenseitig niedermetzeln, dann sind sie vom Duellplatz fort, schnell den Hügel hinauf und durch das Haupttor von Nathoud, wo sie enthusiastischer, aber verwirrter Jubel empfängt. Niemand hatte so richtig zu hoffen gewagt, dass der wahnsinnige Plan aufgeht, umso überschwänglicher ist jetzt der Jubel. Dieser steigert sich noch, als nach etwa einer Stunde Unordnung im Lager tatsächlich mitten in der Nacht schon erste Vorbereitungen zum Abzug offensichtlich werden.

Die anschließende Feier in der Stadt ist bemerkenswert, und nur die Autorität des Rates verhindert, dass die Garnison sich samt und sonders den Feiernden anschließt, und die Stadtmauern unbewacht lässt. Alviss wird als Held der Helden gefeiert, aber auch alle anderen können sich vor lauter Gratisgetränken und Glückwünschen kaum retten. Sirasi will Kyrol zum Trinkbewerb fordern, und unterliegt recht rasch. Im Rausch versucht sie verführerische Magie auf Kyrol zu wirken, als dieser sich mit Loviathan von den sieben Schatten unterhält, die Silben kommen ihr aber nicht ganz klar von den Lippen, und Kyrol widersteht. Oder aber es ändert nichts an seinen Vorlieben. Sirasi ist sich nicht ganz sicher. Eine lokale Adelige hat sich unterdessen Alviss angelacht, und nimmt ihn für ein ganz spezielle Tet-a-tet mit nach Hause, was nach erfolgreichem Beischlaf aber deren Vater auf den Plan ruft, der nur durch den Status von Alviss, den er schließlich erkennt, wieder besänftigt werden kann. Alviss verbringt etwas gegen seinen Willen die restliche Nacht mit dem Mann vorm Lagerfeuer und diskutiert über einigen Gläsern feinem Branntwein das Konzept politischer Hochzeiten, nur so nebenbei und apropos. Amdi von den sieben Schatten hat unterdessen ein Auge auf Kyrol geworfen, und er auf sie, worauf die beiden verschwinden. Die Feier geht bis in die frühen Morgenstunden, und als die Sonne beginnt sich am Vormittag zaghaft am Horizont zu zeigen kommt Amdi darauf, dass Kyrol eigentlich nach Hause gehen könnte, zeitgleich mit ihm. Dass er es sogar schafft größtenteils seine eigene Kleidung zu tragen, zeugt von einigem an Widerstandskraft. Sirasi hat es ebenfalls irgendwie nach Hause geschafft, woher sie allerdings den Helm einer Stadtwache hat, den sie noch beim Frühstück trägt, wird auf ewig ein Geheimnis bleiben, ebenso wie die Umtriebe der restlichen Gruppe. Bis auf Arkami und Daek, die eigenen Angaben zu Folge daheim waren.

05.01.1361

Am nächsten Tag herrscht innerhalb der Stadt glückliche Katerstimmung. Außerhalb der Stadt schrumpft die Zahl der Tuigan von Stunde zu Stunde, der Abzug geht tatsächlich, und auch noch sehr zügig, von Statten. Geweckt werden die Helden kurz nach Mittag vom Klopfen einiger sehr höflicher, aber bestimmter Boten, der Rat hat nach den Helden gerufen. Und die gerettete Wychlaran ebenfalls. Der Rat ist wie es den Umständen entspricht sehr sehr dankbar, und die Helden werden mit Lob und Angeboten auf Titel und Ländereien überschüttet. Den Kontrast dazu bildet die eher mürrische Hyorga, die wenig Lob und sehr viel komplett übertriebenen Tadel anzubieten hat. Es wird schnell klar, die Wychlaran ist nicht wirklich glücklich mit dem Verlauf der Dinge. Anscheinend hätte sie wohl bevorzugt, sie wäre getötet und Nathoud wäre niedergebrannt worden, statt von Ausländern gerettet zu werden, witzelt man leise in den hintersten Reihen der Heldengruppe.

Nachdem aber alle ein bisschen zwischen den Zeilen gelesen haben, und auch die Dinge gehört haben welche die Wychlaran sehr pointiert NICHT sagt, wird klar: Das war durchaus doch auf dem Tisch, was die altehrwürdigen Hexen in ihrem heiligen Wald weit im Westen angeht, und Dank darf man hier auch keinen erwarten, als ausländischer Einmischer.

Hier werden einige ungläubige Blicke von den nicht-Rashemi der Gruppe an die Rashemi der Gruppe gerichtet, die von diesen nur mit einem schwachen Achselzucken beantwortet werden können. Als sie dann aber beginnt, Alviss persönlich anzugreifen, greift der Rat der Drei ein und bittet die Wychlaran um Nachsicht, schließlich hat er im Namen des Friedens und dem Erhalt von Nathoudt gehandelt. Das sieht die Hexe anders, und befiehlt Alviss zum 4-Augen Gespräch. Das dauert eine Weile, und bei der Rückkehr wirkt die Hexe sehr triumphal, Alviss hingegen eher nachdenklich und etwas geknickt. Hyorga verkündet feierlich, sie werde sich großmütig aus den Regierungsgeschäften der Stadt heraushalten, aber derweilen im Tempel der Drei residieren, und wenn die Auslän- äh, Helden etwas herausfinden, dass sie interessieren könnte, sie wissen jetzt wo sie ist. Damit rauscht die Wychlaran aus dem Saal. Die vage Entspannung die wie ein warmer Sommerregen über allen niedergeht, nachdem Hyorga den Raum verlässt, spricht Bände über die Machtverhältnisse in Rashemen,

Die alte Jhukaf ergreift wieder das Wort, und lädt alle Anwesenden für später zum Tee ein, um weitere Schritte bezüglich des magischsten aller Bücher zu besprechen, während die anderen Ratsmitglieder sich nochmals bedanken. Gimurt Modrak kann sich fast verkneifen alle an ihr Versprechen punkto der Minen zu erinnern, wird aber mit einer Zusicherung, dass man bald darauf zurückkommt, zufrieden gestellt. Am Heimweg steht erstmal noch ein Auftrag für den nach wie vor etwas breitbeinig gehenden Kyrol an, er holt eine versprochene Schriftrolle der Wiederherstellung aus dem Tempel von Moradin, mit der Arkami dann endlich die letzten Schäden an Bahram reparieren kann, jedenfalls körperlich. Bahram gewinnt Stunde um Stunde an Kraft, was sowohl von den Fähigkeiten von Arkami, als auch von der Zähigkeit der Rashemi zeugt. Kyrol für seinen Teil zieht sich an seinen Lieblingsort zurück, die Sauna, und lässt die anderen mit der Geistergelehrten zum Tee gehen.

Dort angekommen wird die Gruppe (minus dem Saunakommando K&D) feierlich und mystisch empfangen. Nicht nur die Alte, sondern auch alle Domovoy von Nathoud sind hellauf begeistert vom Fortschritt der Gruppe, und dem Abzug der Invasoren. Und nach einigen Nachforschungen hat sie als erste Gegenleistung mehr über die mystischen Tiere herausgefunden, welche in Arinars Theltor-Vision in Erscheinung traten, und zentral für die Stärkung des Vremloiur sind.

  • Veerthes die Chimäre hat ihren Bau an einem unbekannten Ort in den östlichen Eisgratgipfeln, und laut den lokalen Jägern ist sie unsterblich, schon oft wurde das Wesen totgesagt oder angeblich erjagt, kehrte aber immer wieder zurück.
  • Throol die Eiskröte lebt irgendwo westlich des Passes in den noch höheren Norden in einem versteckten Tal, welches voll mit seinesgleichen ist. Die Jhukaf warnt die Helden davor, die nicht-mythischen Wesen auch ernst zu nehmen, ihre Kräfte können selbst erfahrene Helden schnell in die Knie zwingen, und im Tal leben angeblich dutzende, wenn nicht hunderte der Tiere.
  • Tukesh der mutierte Wolf schließlich hat keinen festen Bau, er wandert endlos auf einer langen Route zwischen Fejelljarl, dem Sherdensee und dem Uktash-Pass umher, was ihn am schwersten zu finden aber vielleicht am vergleichsweise einfachsten zu erlegen macht.

All diese Wesen gilt es zu finden, und entweder ihren Schädel oder einen halben Liter von ihrem Blut zurückzubringen, um die Seance abzuhalten. Vor dieser im speziellen warnt die Jhukaf vor allem Sirasi. Die Gefahr dieses Rituals ist groß, und noch sind die Helden nicht bereit. Die alte Geistergelehrte empfiehlt „Macht anzusammeln“ bevor man dieses Wagnis startet. Angesichts der Gefährlichkeit er Jagd, um an die Zutaten zu kommen, dürfte es in naher Zukunft an Gelegenheit dafür nicht mangeln.

06.01.1361

Am nächsten Tag ist Bahram endgültig erholt was seinen Körper angeht, in seinem Kopf dürften aber ein paar Sachen im vornehinein schon kaputt gewesen sein. Er ergeht sich in einem ausgiebigen Wechselbad aus Selbstmitleid und Zweifel, bevor er sich durchringt, sein Exil fern im Osten auszuleben, vielleicht in Leng, wo auch immer das sein soll (hab mir „Leng“ aufgeschrieben, das gibts in den Forgotten Realms irgendwie aber nicht DM: Leng ist der ferne Osten). Aline ärgert sich über ihn, aber es ist sein Wille und sie lässt ihn ziehen, nachdem sie ihm noch etwas Geld für die Reise aufgedrängt hat.

Die Magiekundigen der Gruppe leisten an diesem Tag wichtige Arbeiten, und bereiten einen magischen Reisekreis vor, zu dem sich die Helden aus großer Ferne ohne Fehler und augenblicklich zurück teleportieren können. Praktisch, wenn man bedenkt welche Distanzen momentan routinemäßig zurückgelegt werden.

Im Laufe des Tages fällt auch die Entscheidung, wo man weitermachen möchte, wie mit Modrak abgemacht, die Minen im Norden sollen erkundet werden, um herauszufinden was passiert ist. Die 7 Schatten werden informiert, und möchten sich an der Reise beteiligen, wobei sie nach einer Weile zu einer Festung abbiegen werden (Kharathok, die Feste der (Hob)Goblins). Danach wird noch der einzige Überlebende der Festung besucht, ein Zwerg namens Bronfur Brechklinge, der sein Dasein als geduldetes Häufchen Elend im Dauersuff fristet. Die Verhandlungen mit ihm laufen wie erwartet, nämlich schlecht. Er überschüttet die Helden durch die Tür der Müllhalde in der er haust hindurch mit vulgären Beleidigungen, worauf Aline die Geduld verliert und die Tür kurzerhand eintritt. Der versoffene Versager kann zwar kaum am Boden liegen, ohne sich festzuhalten, seine Beleidigungen und Drohungen nehmen aber nur zu, und konzentrieren sich in einer Zurschaustellung suizidaler Blödheit nach kurzer Zeit auf Aline, die ihn ordentlich vermöbelt. Unbeeindruckt schimpft der jetzt etwas lispelnde Drecksack weiter, bis Arinar in überredet gegen Alkohol kurzzeitig zu kooperieren. Die zwergische Sturheit und die vorher erwähnte Blödheit haben aber die wenigen noch aktiven Gehirnzellen schwer im Griff, weshalb er wiederum Aline beleidigt, und wiederum einige Zähne einbüßt. Hier kommt es deswegen zu einem Streit zwischen Kyrol und Aline, er kann sie aber überreden kurz draußen zu warten, bevor sie den Säufer noch totprügelt, bevor er nützlich sein kann. Danach kommen wider Erwarten doch einige wenige nützliche Fakten von dem Zwerg, welche zwischen immer wieder aufbrandenden Schimpftiraden herausgefiltert werden.

Sehr tief unten in der Mine gab es eine Explosion, und überall waren dann seltsame Kreaturen „mit vielen Augen, und andere ohne Augen!“ über die er etwas undeutliche aber immerhin zahlreiche Angaben machen kann. Diese, und der Umstand, dass einige Zwerge anfingen sich gegenseitig zu attackieren als wären sie bezaubert, führt für Alviss zu Diagnose, dass es sich bei den Angreifern um Gauths oder Betrachter handeln könnte, mit ihren augenlosen Morlock-Dienern. Der Zwerg gibt noch einige vage Ideen über die Angreifer und eine sehr genaue Beschreibung über den Aufbau und den Zustand der Mine weiter (sogar Wahnsinn und Suff können die Bindung zwischen Zwergenschürfer und Minenschacht nicht brechen), bevor sein gebrochener Geist sich wieder erinnert, dass er ein unausstehlicher Bastard sein will, und die Beleidigung gehen wieder los.

Die Gruppe geht, Kyrol stellt ihm noch wie versprochen eine Flasche fast reinen Jhuild auf dem Tisch, und gibt ihm den wenn schon nicht ganz ernsten, dann aber von Herzen kommenden Rat, er soll die Flasche auf Ex trinken und bitte einfach verrecken. Danach lassen alle den Gebrochenen in seinem eigenen Dreck zurück, und gehen nach Hause. Auf dem Weg entschuldigt sich Kyrol noch bei Aline, die das Ganze recht gelassen annimmt, da sie sich von vornehinein im Recht wusste.

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