17.-19.01.1361
17.01.1361
Kalt. Es ist so richtig furchtbar kalt. So kalt, dass es wehtut. Und Schmerzen
bedeuten normalerweise, dass man noch lebt. Entgegen allen Erwartungen erwachen
die Helden nicht nur wieder, sie erwachen nicht einmal im Sack des Riesens. Vorsichtig
öffnen einige von ihnen die Augen. Hinter ihnen ist der allgegenwärtige Nadelwald (mit einer großen Schneise darin, wie Arinar bemerkt), vor ihnen erstreckt sich zu beiden Seiten das steinige Ufer
eines Sees, mit steil ansteigenden Bergen dahinter. Der Packsee, wie die geographisch Begabten der Gruppe feststellen.
Der See ist in einiger Entfernung des Uktash, tiefer in den Eisgratbergen. Es
dürfte einiges an Zeit vergangen sein. Der Riese lümmelt in unmittelbarer Nähe
auf einem umgestürzten Baumriesen, daneben sitzt Amdi. Sie spielen anscheinend
ein Abzählspiel an den Fingern des Riesen, was ihn massiv amüsiert und komplett
in seinen Bann gezogen hat. So sehr, dass die sieben Schatten hinter sich
ebenso wenig wahrnimmt, wie er es einfach so hingenommen hat, dass sie seinen
Packsack aufgeschnitten und die Helden geborgen haben. Jetzt liegen alle in
dicke Decken gehüllt einige Meter entfernt in Deckung. Und obwohl Tarek
seine heilende Magie für alle eingesetzt hat, geht es jedem einzelnen absolut
miserabel. Alle sind hungrig, ausgelaugt, und halb erfroren. Arinars erste
Gedanken sind trotzdem beim Vremlouir, doch kurzes hektischen Suchen beruhigt
ihn, das Buch ist nach wie vor an seiner Seite. Auch sonst findet sich über die
nächsten Minuten nicht nur eine Erklärung, sondern sogar die meiste Ausrüstung,
allen voran diverse aus bewusstlosen Händen geglittene Waffen. Allein der
magischen Beutel mit den gesammelten Schätzen der Helden glänzt durch extrem bemerkenswerte
und schwerwiegende Abwesenheit.
Während man noch über den finanziellen Schaden grübelt, erzählen die
restlichen Schatten, dass ihr Hinterhalt von Dämonen frei und dann auch erfolgreich
war. Sie haben auch einen Gefangenen gemacht, einen Hobgoblin, der auch ein
paar Informationen parat hatte. So konnten sie den Ort des zweiten Hinterhalts
finden. Goblins waren keine mehr vor Ort, und auch keine weiteren Spuren des Dämons,
aber mehr als genug Riesenspuren, um diesen zu verfolgen. Amdi kopierte das Aussehen
ihrer Geisel für ihre Riesenablenkung, und so konnten sie den dämlichen Kerl
lange genug ablenken, um die Helden zu befreien. Die beste Nachricht ist aber,
dass Loviathan nach Nathoud zurückgekehrt ist, um Daek zu benachrichtigen, und
man hat bereits Nachricht erhalten, dass die beiden in Kürze eintreffen werden.
Weniger gut die folgenden Nachrichten: Die Helden wurden allesamt vom Dämon
verflucht. Arinar weiß, so etwas lässt irgendwo am Körper ein Mal zurück, ein
Zeichen wie eine Tätowierung oder etwas ähnliches. Als sie das hört, beginnt
Aline sich hektisch abzusuchen. Olderon hätte gerne von den Helden gehört, was
ihnen wiederfahren ist, und Aline gibt den Kampf in knappen Worten wieder, während
sie sich noch kompliziert verrenkt. Die Schatten bieten an, den Riesen für die
Gruppe zu erledigen, außer sie wollen die Ehre selbst. Da alle aus dem letzten
Loch pfeifen und generell nicht nur in miserablem Zustand, sondern auch
miserabel gelaunt und definitiv nicht auf einen Kampf mit einem Riesen gestimmt
sind, willigt man ein. Der einsame Riese hat wenig Chancen gegen eine gut vorbereitete
Abenteurergruppe, Amdi umfängt seinen simplen Verstand, und lässt ihn glauben,
dass ein Bad im eiskalten See eine ausgezeichnete Idee ist. Als der Riese bis
zu den Schultern im glasklaren und eisigen Wassers steht, entfesselt der Rest
der Schatten vom Ufer aus eine Barrage aus Geschossen und magischen Blitzen,
die Dondukul, wie der Riese von sich spricht, kurz vor dem Ufer zu Fall
bringen. Fast unfair, aber effizient. Die Helden betrachten das Schauspiel mit
grimmiger Miene und versuchen wieder Gefühl in die Glieder zu massieren. Kyrol macht sich unterdessen
nützlich. Die Magie seiner Rüstung hat mittlerweile die ärgste Kälte aus seinen eigenen Gliedern vertrieben, und so fängt er einige prächtige Kaninchen, aus denen er kurzerhand
ein ebenso prächtiges Ragout kocht. Alle versammeln sich zum Essen, und die
Schatten sind trotz des gewaltigen Gefallens, den sie den Helden erwiesen
haben, recht verständnisvoll. Benegias lässt ein bisschen durchblicken, dass er
die Helden nach ihrer Niederlage für etwas unfähig hält, und macht sich mit diversen
Seitenhieben über die trotz Feuers in der Kälte schlotternden Gruppenmitglieder lustig,
wie es bei rauen Halborks eben üblich ist. Arkami, die selbst eine der
Zitternden ist, diagnostiziert Frostbrand, eine magische Krankheit. Etwas
später am Tag, nachdem Dondukul mit vereinten Kräften und wenig Respekt in den
See gerollt wurde, kehrt Loviathan zurück, in Begleitung von Daek, ein
vertrauter Anblick an einem furchtbaren Tag. Daek schämt sich etwas, dass er
die anderen im Stich gelassen hat, seiner Meinung nach, und schwört Kyrol feierlich,
die Gruppe nie wieder aus den Augen zu lassen. Schließlich wäre das genau was
Vryll gewollt hätte. Kyrol und Daek tauschen sich am gemütlichen Lagerfeuer
aus, während Arkami beginnt die Krankheit einzudämmen. Loviathan hält eine
längere Rede, in der er ums Eck den Helden klar macht, dass er sich ihrer
Fähigkeiten nicht mehr so sicher ist wie zuletzt, es aber vorerst noch als
Unglück wertet, die Schatten wollen fürs erste lediglich mehr Anteil an der
entstehenden Geschichte, und eventuell mehr Anteil an der Zwergenmine. Die
Rashemenforscher sind keine Immobilienmogule, und machen den Schatten auch
klar, dass diese das mit den Besitzern der Mine besprechen müssten. Irgendwann
verläuft die Rede des mächtigen Halbdrachens etwas im Sand, und alle beginnen
etwas anderes zu machen. Ara und Amdi haben Flaschen erbeutet, mit denen die
Goblins hantiert haben. Arkami und Kyrol sehen sie sich genauer an und finden
Runen darauf, die von allen Anwesenden als Thay-Runenschrift identifiziert
werden. Wie wichtig das ist, sind sich die Versammelten Abenteurer nicht einig,
aber alle machen mentale Notizen. Amdi schlägt etwas später so ganz zufällig
vor gemischte Wachen abzuhalten in der folgenden Nacht, während sie sich ganz
zufällig neben Kyrol setzt. Der ist voll dabei, so wie die meisten anderen. Nur
Aline und Arinar schlagen das Angebot aus, Aline möchte mit Arinar „reden“,
zwinker zwinker. Das macht aber Olderon und Benegias nichts aus, sie halten
ohnehin lieber gemeinsam Wache. Zwinker zwinker. Tarek fasst Daek als
Wachpartner aus, was den Zwerg zuerst wenig fröhlich stimmt. Doch als er
feststellt, dass der glatzköpfige Fremde mit stoischer Miene all seinen
Monologen über Talos zuhört, und sogar hier und da knapp nickt, ist er eigentlich
sehr glücklich. Amdi bezaubert Kyrol, damit er einwilligt seinen Posten für
einen „kleinen Rundgang“ im Wald zu verlassen, was eigentlich gar nicht
notwendig gewesen wäre.
18.01.1361
Über Nacht kann Sirasi (mit Hilfe von Lim) Arinar bei seiner Heilung
unterstützen, und er schüttelt die Krankheit ab. Arkami ist am nächsten Tag noch
immer nicht wirklich gesund, aber laut eigenen Aussagen mehr als bereit die
Reise fortzusetzen. Loviathan hält noch eine Rede, die mitreißend aber
eventuell ganz leicht selbstbeweihräuchernd ist. Trotzdem erntet sie
verhaltenen Applaus, und die beiden Heldengruppen trennen sich in guter
Stimmung. Die Rashemenforscher danken ihren diversen Göttern für eine
schmerzhafte, aber wertvolle Lektion, und setzen die Reise Richtung Minen fort.
In der nächsten Nacht lagert man an einem kleinen und namenlosen Bergsee, alles
verläuft ruhig.
19.01.1361
Gegen Mittag erreichen die Helden die zerstörten Ausläufer der
Minenanlage, einige Hütten am Fuße von mehreren Serpentinen, in denen sich der Weg
den Berg hinaufschlängelt. Ein letztes Mal wird besprochen, was möglicherweise
da oben lauert, dann beginnt der beschwerliche Aufstieg. Kaum, dass die Helden
sich beginnen, dem oberen Teil des Pfades zu nähern, dringt ein spitzer Schrei
auf Goblin an ihre Ohren, und schnell werden einige Hobgoblins und ein
Hügelriese sichtbar, die den Helden eine Falle stellen wollten, aber etwas zu
enthusiastisch waren beim Alarm geben.
Der folgende Kampf muss von anderen Chronisten näher beschrieben werden,
da dieser Schreiber von seinem Animal companion abgelenkt wurde. Gewisse
Details drangen an sein Ohr, und sie seien hier wiedergegeben:
Ohne dämonischen Beistand sind die Goblinoiden und Riesen wesentlich
weniger gefährlich, und lernen schnell, dass sie es nicht nur mit
dahergelaufenen Wanderern zu tun haben. Arinars schwarze Tentakel können einige
Kämpfer von Anfang an fesseln, doch ein weiterer Riese erscheint von weiter
oben am Hang, weshalb die Gruppe unter einem Steinhagel vorrückt, der Schaden
anrichtet, aber die Helden eher nur wütend macht. Daek kann mit seinen
herbeigerufenen Flammen einen Riesen schnell und effektiv durch anbraten
ausschalten. Sein Kumpane, Androsh, attackiert darauf wütend und enthusiastisch
die Helden. Androsh gibt bekannt ein Held zu sein. Unter den Hobgoblins ist ein
Schamane, der zwar einiges an Verwünschungen brüllt und Zauber beschwört, aber
kurze Zeit später tot in den magischen Tentakeln hängt. Es kommt aber einiges
an Feuer und Stahl in Richtung der Helden, welches sich auf einen etwas
voreiligen Kyrol konzentriert, der allein vorgerückt war, um Schaden
anzurichten. Arinar wirft ein Netz auf die diszipliniert vorrückenden Hobgoblins,
was die Disziplin etwas ins wanken geraten lässt. Danach legt er einen drauf
und beschwört einen Riesenskorpion, der das Chaos perfekt macht. Daek kann den
gefallenen Schurken lange genug verteidigen, damit Arkami ihn wieder auf die
Beine bringt. Der Riese versucht dafür Daek genauso in den Schnee zu schicken,
wird zum Dank schwer vermöbelt. Androsh tritt den Rückzug an und gibt bekannt,
dass er leben will. Daek ignoriert das, und Androsh liegt flugs tot neben
seinem namenlosen Freund. Die restlichen Feinde werden im Chaos des Nahkampfes
zwischen den Helden zerrieben, und anschließend werden die Leichen geplündert.
Der Sieg war nicht leicht verdient, aber diesmal hat das Zusammenspiel
der Helden wieder gut funktioniert, ein wichtiger Sieg für die eigene Moral.
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