Tuesday, May 14, 2024

Verschlungene Pfade durch das infernalische Oppidan-Labyrinth

Mit schmerzverzerrtem Gesicht und seit Stunden der Qualen, die durch ihren Körper wandern seit sie von Arkami wieder zusammengenäht wurde, wandert Aline mit ihren Mitstreitern durch Dis. Sie waren wieder einmal auf der Suche nach einer passenden und halbwegs sicheren Übernachtungsmöglichkeit, wenn so etwas in dieser Stadt überhaupt zu finden sei. Es scheint auch ohne die Führung der Imps voranzugehen, denn die Helden konnten sich ohnehin nie sicher sein, auf welche Umwege diese kleinen Höllenplagen die Abenteurer immer geführt haben. Umwege, die zuletzt in den Tod zweier ihrer Freunde gemündet hat, ein Schicksal, das für Ulgan nicht mehr Rückgängig zu machen schien. Die andere konnte jedoch fliehen. Zeit für eine Verschnaufpause war jedenfalls nicht. Die Zeit drängte wie immer und ein großes Stück des Weges musste noch durch das gefährliche Oppidan-Labyrinth zurückgelegt werden. Mit angeschlagenem Gemüt und einen schier noch endlosen Weg vor sich habend, versuchten die Abenteurer Informationen über einen halbwegs sicheren Weg durch das Labyrinth zu finden. Da der Tag allerdings schon weit fortgeschritten war, kehrte man in einem möglichst wenig zwielichtiges Gasthaus in der ziemlich heruntergekommenen Gegend ein und versuchte sich erst einmal dort etwas umzuhören, aber mit mäßigem Erfolg. Es konnte lediglich oberflächliche und allgemeine Ratschläge eingeholt werden, die meisten davon von dem bereits etwas zu angetrunkenen Wirten selbst. Also setzten sich Sirasi, Aline und Alviss mit ihren Gefährten an einen Tisch, bestellten reichlich Bier und eine gemischte Platte infernalischer Spezialitäten für sechs Leute und genossen die zwischenzeitliche Ruhe. Doch sie währte nicht lange. Nicht einmal eine halbe Stunde später betrat ein gehörnter Teufel die Gaststube mit einem kleinen Trupp an Barbazus und sah sich hämisch grinsend und mit suchendem Blick im Raum um, bis er schließlich auf der Heldengruppe hängen blieb. Nach und nach bemerkten die Helden das Starren des Teufels, sahen sich untereinander an und nahmen nicht einen kräftigen Schluck an Bier, Wein und Jhuild, bevor ihre Getränke vermutlich im Kampfgetümmel quer durch das Gasthaus geschleudert werden. Doch der Horn-Teufel wirkte nicht auf Kampf aus, sondern bedeutete seinem Gefolge am Eingang zu warten und schritt langsam auf den Tisch der Helden zu. Er stellte sich etwas weiterhin grinsend kurz als (Bitte passenden Namen des Teufels eintragen falls bekannt) vor und sei von der Stadtwache. Er habe bereits viel von den Rashemenforschern zu Ohren bekommen und will nur sicher gehen, dass sie ihre Reise ohne Probleme fortsetzen können. Dabei begann er noch widerwärtiger zu grinsen als zu vor und ein leichtes rotes flackern zeigte sich in seinen Augen. Gleich darauf fuhr er damit fort, dass der Teufel dafür allerdings eine Gegenleistung in Form von Gold oder magischen Gegenständen benötige, um ihre Sicherheit gewährleisten zu können. Alviss entgegnete ihm, dass er seine Fürsorge sehr schätze, aber die Gruppe aus kampferprobten und gut gerüsteten Abenteurern besteht, die auch bisher gut vorangekommen sind. Der Teufel blickte kurz in die körperlich geschundene und geistig mitgenommene Runde und lachte kurz auf. Alviss Redekünste alleine würden die Helden wohl nicht aus dieser Situation retten können und für einen spontanen Kampf gegen den Horn-Teufel und seinen Trupp war die Gruppe zu ausgezehrt und unvorbereitet. Der Teufel hakte noch einmal nach und unterbreitete ihnen das aus seiner Sicht günstige Angebot von nur rund 5000 Goldmünzen sicher weiterziehen zu können, zumindest für eine Weile. Die Helden blickten sich an und in Anbetracht der Lage überließen sie ihm zähneknirschend den geforderten Betrag. Die Helden schworen allerdings Rache für die mafiösen Schutzgelderpressungen zu einem selbstverständlich nicht zufällig gewählten Moment der Schwäche. Erfreut nahm der Teufel das Gold entgegen, ließ es mit einem Fingerschnipsen verschwinden und bedeutete den Helden, dass sie sich in womöglich in naher Zukunft wieder sehen werden auf ihrer Reise durch das Oppidan-Labyrinth. Scheinbar wusste er bereits genau, was die Abenteurer vorhatten und wartete vermutlich nur auf die nächste unpässliche Gelegenheit einen noch höheren Betrag aus ihnen herauszupressen. Wütend und etwas niedergeschlagen beendeten die Helden ihr Abendessen und gingen rasch zu Bett, um neue Kräfte für die bevorstehende Durchquerung des infernalischen Labyrinths zu sammeln.

Der nächste Tag begann bereits früh und die Helden machten sich auf genaueres über das Labyrinth in Erfahrung zu bringen, beispielsweise welcher Weg am sichersten sein dürfte, wie sie sich dort zurecht finden können und welche Gefahren dort auf sie lauern könnten. Der Vormittag wurde von Alviss damit zugebracht Leute nach Informationen auszufragen und musste dafür auch einige Goldmünzen liegen lassen. Aline begleitete sie auf seinem Weg, damit der Investigator nicht alleine auf sich gestellt war. Arinar, Sirasi und Arkami sahen sich einstweilen nach Läden um, die Schriftrollen, Tränke und weitere Hilfsmittel für ihre Weiterreise im Angebot hatten. Am frühen Nachmittag traf man sich vor dem Wirtshaus in dem sie genächtigt hatten wieder. Alviss konnte tatsächlich von einem mehr oder weniger Vertrauenswürdigen Tiefling in Erfahrung bringen, dass es zwei mögliche Wege durch das Labyrinth gäbe. Einer wäre der Weg durch die schier unendlichen Gassen von Dis, in denen man sich nur allzu leicht verlaufen kann und man ständig in Gefahr läuft in eine Patrouille zu laufen oder anderen Teufeln, die einem Geld und Wertgegenstände abnehmen, wenn man seine Reise fortsetzen will. Korruption herrscht hier natürlich an allen Ecken und eine doch auffällig rechtschaffende Gruppe, wie die Rashemenforscher, sind eine willkommene Ablenkung von der tristen Eintönigkeit des Oppidan-Labyrinths. Die andere Möglichkeit wäre durch ein unterirdisches Kanalsystem einen Großteil des Labyrinths zu unterwandern und nur mehr das letzte Stück des Weges oberirdisch zurücklegen zu müssen. An dieser Stelle müsse man zuerst einen großen Lavafluss, der sich durch die Stadt zieht, überqueren. Dies ist eine der heikleren Stellen des Weges, da man dort potenziell auf Ungetüme treffen kann, die im Fluss lauern, oder von Wachposten erspäht wird, die nur allzu unangenehme Fragen stellen oder Mautgebühren verlangen. Danach kann man sich wieder relativ sicher bis zur Stadtmauer des eisernen Herzens. In jedem Fall wollten die Abenteurer vermeiden weitere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, vor allem nach den Vorfällen der letzten Tage und Wochen, mit dem gewaltsamen Abbruch eines Drogendeals auf einem Dach, der Befreiungsaktion Lumin-Dars aus Menir und dem Gemetzel auf offener Straße mit Ulgan, Aline und dem Puragau-Teufel General Axarez. Zudem liegt ihnen jetzt auch noch der Horn-Teufel mit seinem Barbazu-Schwarm im Nacken, der die Abenteurer sicherlich im Auge behält und nur auf die nächste Gelegenheit wartet zuzuschlagen und erneut Zoll, Steuern oder was auch immer zu verlangen. Also ist eine Täuschung von Seiten der Helden vonnöten, um sich vor weiteren Übergriffen ein wenig besser zu schützen. Die Fälschung eines Passierscheins, ausgestellt von einem höheren Teufel, wenn nicht sogar Herzogs, wäre ein probates Mittel, um eine gewöhnliche Patrouille oder Wachen bei einem Posten ausreichend einzuschüchtern oder zumindest von Geldforderungen abzuhalten. Noch am Nachmittag wurden geeignetes Pergament, Tinte, Feder, Wachs und Siegel besorgt und ein täuschend echtes Dokument ausgestellt von einem direkten Diener von Biffant, dem Vorsteher der Eisernen Stadt und direkter Untergebener von Dispater. Mit dieser Unterschrift dürfte man weit oben genug in der Hierarchie der Teufel zu sein, um genug Angst und Schrecken bei niederen Teufeln auszulösen und ausreichend Respekt vom „mittleren Management“ zu erwarten. Da der Tag bereits weit vorangeschritten war suchten sich die Abenteurer eine Unterkunft nahe einem Zugang in die Kanalisation des Oppidan-Labyrinths. Sie hatten sich entschieden den Weg durch die unterirdischen Tunnel zu gehen, auch wenn weniger darüber bekannt war, was dort alles lauern könnte. Ein weitere Tag Ruhe würde jedem auch guttun und es war wieder einmal Zeit für ein umfassendes Trinkgelage mit Jhuild und einem herzhaften Abendessen. Dieser Abend verlief auch unerwartet ruhig und ohne besondere Zwischenfälle, außer leicht komatöse Aline und Arinar nach ein paar Bechern zu viel des nordländischen Feuerwassers.

Am nächsten morgen ging es endlich in den Untergrund. Alle Zauber und Tränke, die bei der Orientierung helfen, wurden gesprochen bzw. getrunken und ein Lichtzauber erging über Alines Schwert. Die Wegbeschreibung, die Alviss am Vortag eingeholt hatte war recht eindeutig und lautete, um es zusammenzufassen „immer der Nase nach, außer aus einem Gang strömt einem ein verfaulter Ammoniak-Geruch entgegen“, dann sollte man lieber die andere Richtung bei einer Abzweigung nehmen. Gegen den Gestank und Erstickung konnte ihnen immerhin Arkamis Luftblasen-Zauber helfen. Falls sie zu nahe an einen Lavafluss kommen würden, hätte Arinar ausreichend Energie-Resistenz-Zauber vorbereitet und auch mehrere Flugzauber im Repertoire. Bei kniffligen Entscheidungen, welchen Weg sie einschlagen sollten konnte Sirasi ihr magisches Hexenauge vorausschicken, um mögliche Gefahren vorzeitig zu erkennen. Aline stellte ihn dem Fall die Muskeln zur Verfügung, um Tür und Tor einzutreten und gegebenenfalls unerwünschte Gäste entzweizuhacken. Alviss, mit Tränken bis obenhin vollgepumpt, machte des Reiseführer, wobei es bei ihm beinahe so wirkte, als sei er bereits durch die unterirdischen Gänge in Dis gewandert, wenn er sein Wissen über Details des Tunnelsystem unter dem Oppidan-Labyrinth zum Besten gab. Gleich am ersten Tag kamen sie an einem seitlich abzweigenden Tunnel vorbei, aus dem seltsame Schmatzgeräusche zu vernehmen waren. Sirasi schickte ihr Hexenauge ins Dunkel und konnte mindestens zwei lebendige Haufen von Schleim in einer kleinen Kammer erkennen, in der auch zwei magisch leuchtende Gegenstände lagen und ein wenig Gold angehäuft waren. Da sie Dis nur allzu gut gelehrt hatte möglichst allen Gefahren so gut es ging aus dem Weg zu gehen, ließen sie sich auch hier nicht von ihrer Gier leiten und ignorierten die zwei Oozes. Auch wenn Aline sich schon auf ein kleines Intermezzo gefreut hätte, würde sich sicher bald wieder eine Gelegenheit dazu bieten. Die unterirdische Reise dauert nicht ganz drei Tage, in denen sie weitere Gefahren, Fallen und Sackgassen umgehen konnten und zielstrebig in Richtung des Ausgangs, nahe des großen Lavaflusses, gingen. Übernachtet wurde in einem Seiltrick, den Arinar in einer unauffälligen Ecke zauberte. So konnten sie aus ihrem sicheren Versteck beobachten, wie in der zweiten Nacht eine Horde von Petitioner durch den Tunnel getrieben wurde, allerdings konnte sie zu ihrer Beunruhigung nicht sehen, wovor diese geplagten Teufel auf der Flucht waren. Das beunruhigendste Ereignis war am zweiten Tag ein epileptischer Anfall des Orakels. Arkami verdrehte die Augen nach oben, sodass nur mehr das Weiße ihres Augapfels zu sehen war, begann brabbelnde Töne von sich zu geben und dabei kam ein wenig Schaum aus seinem Mund. Nach nicht einmal einer Minute erfing er sich wieder und ging erschöpft und keuchend in die Knie. Seine Mitstreiter eilten schnell heran und stützten ihn. Nach ein paar Minuten Rast erzählte Arkami von seiner Vision. Er befand sich auf einer düsteren staubigen Ebene aus dunkelorangenem Stein und Erde, mit rot-grau leuchtendem Himmel, ähnlich dem Gebiet um die Stadt Dis herum. Plötzlich wurde er wie von einem Magneten vor eine gigantische Stadtmauer gezogen, zu der eine Brücke führte und an einem gewaltigen massiven Eisentor endete, durch dass sogar ein Pitfiend aufrecht hätte marschieren können. Rund um die Mauer und nur wenige Meter neben Arkami ergoss sich ein großer Fluss aus Feuer und Lava, der aus einer Höhle nur wenige hundert Fuß entfernt zu fließen schien. Das Orakel wollte seinen Blick schweifen lassen, doch Arakmi konnte sich keinen Millimeter bewegen und sein Blick war auf das Tor fixiert, als würde jeden Moment etwas daraus hervortreten. Ein sich steigerndes Gefühl der Angst und Verzweiflung machte sich in ihm breit. Er wollte fliehen, doch eine äußere Kraft, die ihn in einem eisernen kalten Griff festhielt, verhinderte jegliche Bewegung. Arkami konnte nicht einmal die Augen schließen, sondern nur auf das dunkle Tor starren. Doch entgegen seinen Erwartungen öffnete sich nicht das Tor, sondern der rötlich wolkenverhangene Himmel verdunkelte sich weiter und färbte sich in violette Töne. Ein dumpfes Grollen war zu vernehmen, in dessen Hintergrund ein verzerrtes animalisches Schreien mithallte. Im Nächsten Moment öffnete sich wie aus dem Nichts ein Riss etwa 100 Fuß mittig über der Brücke, aus dem schwarze Tentakeln langsam hervorkrochen und sich bedrohlich immer weiter über Arkamis Sichtfeld ausbreiteten. Er begann zu zittern und immer mehr Schweißperlen traten aus seinen Poren hervor. Angst und Verzweiflung schwanken in Panik und Machtlosigkeit um und Arkami versuchte aus voller Seele zu schreien, als der Druck des unsichtbaren Griff um seinen Körper immer fester und unerträglicher wurde. Unmittelbar darauf war die Vision zu Ende, Arkami erwachte und fiel auf die Knie. Die Helden hörten aufmerksam zu, blickten einander kurz ernst an und waren sich einig, dass die Vision eine Warnung darstellt. Wovor genau konnten sie nicht abschätzen, aber es schien eine Bedrohung aus einer anderen Ebene zu sein. Die Liste ihrer Feindschaften war lange, länger als die ihrer einflussreichen Freundschaften. Womöglich planten die Roten Magier ein Attentat auf sie hier in den neun Höllen. Oder die Dämonen versuchten ihren Plan zu vereiteln, das Vremloir mächtiger denn je zu machen und Informationen über Tsojcanth in der Halle der Tausend Flammen zu suchen. Schließlich könnte eine boshafte Gottheit wie Tiamat ebenfalls auf ihren Versen kleben und sich des mächtigen Artefaktes bedienen wollen. Neue Bedrohungen konnten ebenfalls nicht restlos ausgeschlossen werden. Erhöhte Vorsicht war allemal geboten, vor allem wenn die Helden die Stadtmauer zum innersten der Stadt, das eiserne Herz, erreichen würden. Hier scheint eine dunkle Entität, wer auch immer es sein mag, zuschlagen zu wollen und Arkami konnte den Helden zumindest diesen entscheidenden Hinweis liefern.

Am dritten Tag ihrer unterirdischen Reise erblickten sie wieder den rötlich gefärbten und düsteren Himmel von Dis. Diesen hatten die Helden zwar nicht vermisst, aber es war für alle eine Erleichterung die etwas beklemmenden Gänge wieder verlassen zu können. Nur wenige hundert Meter weiter befand sich bereits der Lavastrom, den sie überqueren mussten. Vorsichtig nutzen die Abenteurer den Schutz der teilweise baufälligen Gebäude, um näher an den Strom heranzukommen. Arinar wollte bereits ihre Flugzauber auf die Gruppe wirken, als sie sich kurz vor dem Ufer befanden, doch da erspähte Alviss ein ungewöhnliches Blubbern im unsystematisch vor sich hin blubberndem Lavafluss. An jener Stelle, wo sie übersetzen wollten, schienen sich Kreaturen in der Lava versteckt zu halten und nur auf unbedachte Abenteurer zu warten. Worum es sich bei den Wesen handelte konnte Alviss nicht mit Sicherheit sagen, aber die Gruppe entschied sich die Überquerung an einer anderen Stelle zu wagen. Dies war allerdings schwieriger als erwartet, denn es befanden sich immer wieder Aussichtsposten an strategisch günstigen Positionen entlang des Flusses, von denen man ihn weithin überblicken konnten. Also mussten sie einen Umweg von fast zwei Meilen gehen, um möglichst sicher und ungesehen mittels Arinars Flugzauber über den Lavastrom übersetzen zu können. Der Tag war schon weiter fortgeschritten und die Gruppe konnte noch etwa drei Stunden durch einen städtischen Bereich des Oppidan-Labyrinths hinter sich bringen, bevor es Zeit war sich endlich wieder in einem anständigen Wirtshaus einzuquartieren. Beim Durchstreifen der Gassen fiel den Abenteurern bereits auf, dass sich die Qualität der Straße selbst und das Stadtbild im Allgemeinen zu bessern schien. Hie und da waren noch verwahrloste und verlassene Gebäude zu sehen, aber es fanden sich auch immer mehr Gebäude, deren Bewohner bereits einer gewissen Mittelschicht der Teufel angehören dürften. Bei der Suche nach einem geeigneten Wirthaus für die Übernachtung machte sich zum Missfallen aller auch eine Preissteigerung der Kost und der Betten bemerkbar. Von der Reise durch die Kanalisation etwas ausgelaugt, wollten die Helden nicht im letzten Loch übernachten, was interessanterweise auch der Name eines Gasthauses war und gar nicht so schäbig aussah, wie der Name vermuten ließ. Schließlich fiel die Wahl auf „Zum Horn des Korvexs“, ein annehmbares Gasthaus, mit einigermaßen gutem Preis-Leistungs-Verhältnis, da es ein All-in-Angebot gab mit Speis, Trank und Übernachtung. Drei Goldmünzen pro Person und pro Nacht schien zwar etwas teuer, allerdings war ein All-you-can-eat Abendbuffet inkludiert, was jeder der Rashemenforscher auch ausgiebig nutzen wollte. Einige Humpen infernalischen Biers und Höllenwespen-Met wurden ebenfalls geleert, allerdings in Maßen, denn Arkamis Vision spukte allen immer noch durch den Kopf. Im Verlauf des morgigen Tages sollte endlich die Stadtmauer zum innersten Bezirk von Dis erreicht werden und man wollte ausgeruht und gut vorbereitet in einen möglichen Hinterhalt gelockt werden.

Am nächsten morgen ging es weiter durch das letzte Stück des Oppidan-Labyrinths. Die Helden versuchten weiterhin Patrouillen und Wachposten durch enge Gassen und kleinere Umwege zu umgehen, was mit viel Aufmerksamkeit und erstaunlich akkuraten geographischen Kenntnissen der Stadt gut gelang. Auch der lästige Horn-Devil schien sich nicht mehr blicken gelassen zu haben. Vielleicht war er es, der die Horde Petitioner in der Kanalisation vor sich hertrieb, um die Heldengruppe ausfindig zu machen. Trotz des einigermaßen ruhigen Tagesablaufs waren alle Helden angespannter als sonst und beobachteten ihre Umgebung besonders achtsam. Auch der Himmel wurde mit ein paar länger auf ihm verharrenden Blicken bedacht, falls sich die Färbung der Wolken von rötlich auf violettstichig als ein Vorzeichen des bevorstehenden Überfalls aus einer anderen Dimension erweisen sollte. Doch dazu kam es vorerst nicht und der Tag verging bis zum Nachmittag ohne Zwischenfälle. Etwa zwei bis drei Stunden nach Mittag erspähte die Gruppe schließlich die gewaltige Stadtmauer des Eisernen Herzen von Dis. Arkami hielt für einen kurzen Moment inne, als er sich in seine Vision zurückversetzt wurde, doch noch schien alles ruhig zu bleiben. Die Gruppe ging entlang eines Lavastroms, der aus einer Höhle hausquoll und von dem mit Lava und Feuer gefüllten Wehrgraben um die Stadtmauer ausging. Als sie näher an die Stadtmauer kamen, konnten sie auch immer deutlicher eine riesige Brücke erkennen, die über den Wehrgraben zu einem enorm großen Tor führte, dass geöffnet war. Im Gegensatz zu Arkamis Vision wirkte alles trotz der gewaltigen Ausmaße, nicht ganz so prominent und verlassen. Es herrschte einiges an Trubel auf den Straßen und vor allem auf der Zugangsbrücke. Vor dem Tor schienen durchaus strenge Kontrollen durchgeführt zu werden, sodass sich der Zustrom an Leuten und Wesen immer wieder staute. Die Brücke selbst war so breit, dass die Rashemenforscher nebeneinander darüber hätten gehen können. Der Aufgang zur Brücke verlief über eine breite etwa 60 Fuß hohe Wendeltreppe, die gerade von einigen schnaufenden Kreaturen erklommen wurde, die offensichtlich nicht fliegen konnten. Die Umgebung schien beinahe so wie in der Vision des Orakels nur belebter und ohne kolossales Tentakelwesen. Die Helden blieben wachsam und jeder spürte bereist das herannahen einer mächtigen und bösen Präsenz. Erste niedriggradige Tränke und Zauber wurden vorsichtshalber gewirkt und als die Helden etwa 100 Fuß von der Brücke entfernt waren, begann plötzlich der Boden unter ihren Füße zu beben. Doch nicht nur unter ihren Füßen bebte es, sondern auch die Stadt um sie herum. Ein tiefes Grollen war zu vernehmen, der Lavafluss schwappte leicht über sein Ufer und der Himmel begann sich tatsächlich zu verfärben. Jedoch wurde er nicht violett sondern, dass rot-orange wurde schlicht in ein dunkles Grau geraucht. Um die Helden herum und auf der Brücke brach ein Tumult aus. Lautes Geschrei auf infernalisch verteilte scheinbar Befehle, das kurz darauf durch eine Implosion über der Brücke zum Schweigen gebracht wurde. Wie in Arkamis Vision schien sich einige Fuß über der Brücke der Raum zu biegen und zu verformen, bis sich ein dunkler Riss in der Luft bildete. Doch zunächst kamen Geschwader an geflügelten Wesen herausgeflogen, bevor sich davon gigantische schwarze Tentakeln in alle Richtungen ausbreiteten. Also war es doch so weit gekommen und die Vision hatte sich bewahrheitet. Die Frage war nur, was das Ziel der Angreifer war, denn die Wesen, scheinbar Dämonen, die aus dem Riss kamen flogen nicht in Richtung der Heldengruppe sondern attackierten unerwarteter Weise das Tor und die Verteidiger auf der Stadtmauer. An der Außenwand detonierten auch mehrere Geschosse aus dunkler Energie, allerdings ohne großen Schaden anzurichten. Das Tor zur Stadt war rasch verschlossen und verriegelt. Chromatische Drachen waren bald darauf am Himmel hinter den Stadtmauer zu sehen und feurig leuchtende Geschosse gingen sowohl von der Stadt auf die Angreifer und die kolossalen sich ausbreiteten Tentakeln, als auch von den Angreifern auf die Stadtmauer. Doch die Helden konnten nicht lange lediglich dem Spektakel aus der Ferne zusehen, denn etwa 60 Fuß vor und hinter ihnen öffneten sich Portale aus denen einige weitere Wesen stampften. Darunter waren allerdings nicht nur Dämonen, sondern auch untote Frostriesen und Kuttenträger in Rot, die sich kampfbereit in Richtung der Abenteurer bewegte. Sofort war den Helden klar womit sie es hier zu tun hatten. Nicht nur die Roten Magier trachteten ihnen mit diesem Hinterhalt nach dem Leben, sondern auch Dämonen, die mit den Magiern paktieren. Sie alle wollen die Mission der Helden verhindern, denn ein Erfolg würde die Machenschaften der Roten Magier im hohen Norden weiter schwächen und auch die Wiedererweckung Fraz Urb’luu durch seinen verschollen geglaubten Sohn Tsojcanth verhindern. So war es naheliegend, dass sich diese zwei dunklen Mächte zusammentun, um die Rashemenforscher zu Meucheln und den die nordöstlich gelegenen Reiche von Faerun in eine schreckliche Finsternis zu stürzen. Glücklicherweise waren die Helden nicht von diesem Angriff überrascht und konnten sich sofort in Position bringen, um den herannahenden Horden ein angemessenes Willkommen in den neun Höllen zu bereiten. Alviss reagierte als erstes und nahm Position an einer nahegelegenen Hausecke ein, um sich vor Fernangriffen zu schützen und den ersten Feind, der sich nahe genug an ihn heranwagten mit dem Rapier zu durchlöchern. Aline kippte sich eine gemischte Phiole von Alviss in den Rachen, wirkte plötzlich unglaublich schnell und verschwamm gleichzeitig mit mehreren ihrer eigenen Abbildern. Arinar sprach einen Massen-Flugzauber auf alle nahestehenden Helden und Sirasi wirkte einen ersten Steinhagel auf Vrocks, die aus heiterem Himmel über dem nahegelegenen Lavafluss auftauchten und anfingen ihren schrecklichen Tanz aufzuführen. Dabei erwischte es einen von ihnen so sehr, dass er beinahe in den Feuerstrom stürzte. Arkami sprach einen Segen über seine Mitstreiter und machte sich ebenfalls bereit ein Paar der untoten Frostriesen mit göttlicher Magie aufzulösen. Kurz darauf eilten auch bereits die ersten Frostriesen, Brimoraks und roten Kuttenträger heran und versuchten die Helden auseinander zu nehmen, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Die Rashemenforscher waren nämlich gut auf den Kampf vorbereitet und setzten sich gegen den ersten Schwall an angriffen gut zur wehr und setzten gleich zum Gegenangriff an. Alviss wurde aus einer Seitengasse heraus von zwei Brimoraks bedrängt, die jedoch keine Treffer landen konnten und der Investigator seinerseits einem den gar mit gezielten Hieben ausmachen konnte. Arinar beschwor eine Lillend, die ein Lied zur Unterstützung der Helden anstimmte. Sirasi brachte sich fliegend in eine günstige Position und röstete gleich zwei Frostriesen einen Brimorak und einen Vrock mit einem gezielten Lichtblitz. Dabei löste sich der ziegenverwandte Dämon in einem dunklen Rauchwölkchen auf. Arkami und Aline nahmen einstweilen einen der Frostriesen in die Zange, wobei sie ihm seinen Schildarm abtrennten und beinahe sein rechtes Bein vom Körper rissen. Irgendwie schien er noch aufrecht stehen zu können. Wahrscheinlich dürfte es an seinem Untoten Dasein liegen, oder aber die roten Kuttenträger hatten etwas damit zu tun, die die Riesen mit ihrem unheiligen Gebrabbel heilten. Aline und Arkami kamen jedoch nicht an der Mauer aus drei Frostriesen vorbei, um die thayanischen Schweinepriester auszuschalten. Also rief Aline Alviss und Kyrol zu Hilfe, die mehr oder weniger auf das Erstechen von ihnen abgewandten Leuten spezialisiert waren. Nach den ersten Momenten des Kampfes schien es für die Helden trotz der Überzahl an Feinden durchaus passabel zu laufen. Doch plötzlich ertönten schreckliche Laute von einem der Dächer der naheliegenden Gebäude der die Helden schwächen sollte. An den Rand des Daches schritt ein massiver gelb geschuppter Dämon mit vier armen, ein Ghalzarokh Dämon, der der Kommandeur der dämonischen Truppe zu sein schien. Gleich darauf hetzte er einen Nabasu auf Arinar, um ihn daran zu hindern weitere Verbündete herbeizurufen. Arinar versteckte sich in einer Seitengasse und begann erneut eine Beschwörungsformel zu wirken. Die Vrocks in der Umgebung setzen ihre schrecklichen Tänze fort, was bedeutete die Helden mussten sich mit den Frostriesen und Kuttenträgern beeilen ,damit sie den Tanz noch rechtzeitig unterbrechen konnten. Gesagt getan lies Sirasi einen weiteren Steinhagel auf Vrocks niedersausen was den bereits angeschlagenen Vrocks zurück ins Abyss schickte. Alviss und Kyrol eilten einstweilen zu Aline und Arkami. Alviss konnte mit mühe und Not einen angeschlagenen Frostriesen den Rest geben, doch seine vielen kleinen Schwertstreiche machten den Untoten nicht viel Schaden, also konzentrierte er sich auf die Kuttenträger. Aline nahme einstweilen einen weiteren Riesen auseinander, musste im Gegenzug allerdings ebenfalls einen Treffer einstecken, der sich durch ihre verschwommene Erscheinung nicht täuschen ließ. Arkami brachte einen weiteren Brimorak zu Fall bevor er in die Höhe flog und sich in Richtung des dämonischen Kommandeurs wandte. Sirasi bekam einen dunklen Strahl von einem der Kuttenträger ab und sah plötzlich stark ausgemergelt aus. Das sollte sich jedoch mit einem weiteren Lichtblitz rächen, der weitere Brimoraks und einen der Roten Magier zu Staub verwandelte. Aus den Seitengassen strömten weitere Feinde und der Druck auf die Helden wurde größer. Lange würde sie den Ansturm der Dämonen nicht mehr standhalten. Keine Sekunde zu spät meldete Sich Arinar zurück und beschwor sechs Archons, die aus einer Gasse auf die Feinde zustürmten und für ausreichend Ablenkung und Schaden sorgten. Beinahe im selben Moment sah Sirasi, wie sich etwa 60 Fuß hinter ihnen ein weiteres Portal öffnete, allerdings war es beinahe so hell erleuchtet, dass sie kaum hinsehen konnte. Sie ahnte schreckliches, doch aus dem hellen Lichtschein sah sie einen Engel heraustreten, der eine ihr nur viel zu bekannte Person mit sich führte. Es war der Lieblingsbarbar der Rashemenforscher, Ulgan von Kette! Sirasi konnte ihren Augen kaum glaub und schrie:“ Ulgan ist wieder da!“ Die anderen konnten einen kurzen ungläubigen Blick auf ihn erhaschen, als er sich daran machte nahestehende Vrocks zu attackieren. Das Blatt scheint sich zu wenden, doch der Kommandeur der Dämonen peitschte seine Vasallen weiter an und versuchte die Verstärkungszauber der Helden zu negieren. Die roten Kuttenträger versuchten selbiges, gemischt mit Entkräftungszaubern, nachdem nur noch ein Frostriese verblieb, der von Aline in Schach gehalten wurde. Einer der Kuttenträger wollte bereits zu einem zweiten Zauber auf Sirais ansetzen, doch sein Zauberspruch erstarb in gurgelndem Röcheln, als sein Hals durch mehrere gezielte Stiche mit einem Rapier durchlöchert wurde und er reglos zu Boden sank. Kyrol unterstützte einstweilen Arinars Archons beim Kampf gegen die nach wie vor heranströmenden Horden an Dämonen aus den Seitengassen. Arinar selbst versuchte weiteren Zustrom mit der Errichtung einer magischen Barriere zu verhindern. Während des hektischen Hick-Hack des Kampfes, löste sich Arkami aus dem Treiben und steuerte geradewegs auf den Kommandeur der Dämonen zu. Dieser beobachtete diesen wagemutigen Schritt mit einem grinsen und zog eine durchaus respekteinflößende flammende Axt. Doch zu einem Nahkampf kam es nie, den aus einiger Fuß Entfernung strecke Arkami seine Hand in die Richtung des Dämons, worauf er sich vor Schmerz heftig zu krümmen begann und einen erschütternden Schrei losließ. Es schien im regelrecht die Haut in Fetzen vom Körper zu schmelzen und teilweise hatte er nun Löcher an Armen und Beinen die scheinbar bis zu den Knochen reichten. Noch bevor der Kommandeur Rache schwören konnte, setzte Arkami mit einem Eisstrahl nach, der den Dämon zum Erstarren brachte. Regungslos wie eine Eissäule stand der Anführer der Dämonen am Rand des Daches, bis er nach vorne kippte und etwa 20 Fuß in die Tiefe stürzte. Als er am Boden aufschlug, zerbarst das Eis in alle Richtungen und der Dämon löste sich in zischende Rauchschaden auf. Damit hatten weder er selbst noch seine Vasallen gerechnet, deren Moral nun gebrochener den je schien. Ohne Aussicht auf Erfolg kämpften die verblieben Brimoraks, Vrocks und Nabasus weiter bis sie entweder von einem der Helden, der Archons oder Ulgan erschlagen wurden. Die Helden wandten zwischendurch ihren Blick auf das Zugangstor zur innersten Stadt. Dort schienen die Dämonen inklusive des gigantischen Tentakelmonsters vertrieben worden zu sein und der Riss konnte wieder verschlossen werden. Ein paar Vrocks tanzten noch verzweifelt weiter, in der Hoffnung noch einen Blitz loslassen zu können, bevor auch sie ihre Köpfe verlieren würden. Sirasi konnten noch einen weiteren der gefiederten Dämonen mit einem Steinhagel beerdigen, bevor der mit Ulgan erschienen Engel sich den kläglichen Resten der Tanzvögel widmete. Der letzte Kuttenträger setzte bereits zur Flucht an, doch nach wenigen Schritten wurde auch er unerwartet von einer hinterhältigen Säurekugel und einer Salve an Rapierhieben niedergestreckt. „Teamwork makes the dream work“ sagte Kyrol schmunzelnd zu Alviss, die sich beide zu Aline umdrehte und ihr dabei zusahen, wie sie ihr Breitschwert aus dem Schädel des letzten gefällten Riesen zog. Im Augenwinkel nahm Alviss etwas in der Entfernung wahr. Auf dem Lavafluss schwamm ein Floss in Richtung Kanalisation, auf dem sich mehrere Rote Magier befanden. Sie schienen die Aktion wohl von Seiten Thays vor Ort geleitet zu haben und versuchten noch ungesehen davon zu kommen. Alviss machte alle Mitstreiter darauf aufmerksam, doch das Floss war bereits zu weit Weg und verschwand im nächsten Augenblick im Dunkel. Es schien den Roten Magiern wohl sehr ernst zu sein, wenn sie es wagten, gemeinsam mit Dämonen in Dis einzudringen, ein großes Ablenkungsmanöver in Form eines Angriffs auf das Eiserne Herz zu inszenieren, nur um die Forscher des Vermloir Awat’voh von ihrem Vorhaben abzuhalten. Dank Arkamis Vision waren die Helden jedoch gut auf den Hinterhalt vorbereitet und durch den Beistand ihrer Götter haben sie sich gegen die dämonischen Horden behaupten können. Ulgan und der noch unbekannte Engel haben sich ebenfalls im richtigen Moment in die Auseinandersetzung eingemischt. Die Freude über seine Rückkehr ist in jedem Fall groß, auch wenn seine hohlen Sprüche rasch wieder mit Kopfschütteln und Augenrollen quittiert werden. Eines ist den Abenteurern jedenfalls bewusster den je geworden. Wenn sie so viel Gegenwehr auf ihrer Mission widerfahren, sind sie definitiv auf dem richtigen Weg…