Halbversunken in Schneewehen finden sich die Helden wieder etwa 2 Meilen nördlich von Aurils Zapfen. In der Entfernung ist der bläulich schimmernde Spitz einsam im ewigen Eis des Nordens noch zu erkennen. Die Abenteurer schüttelten teilweise noch das leicht nachhallende Geheul des Wendigos ab, dass noch in ihren Gehirnwindungen herumspuken zu scheint und konzentrierten sich die kommende Herausforderung. Sie sollte nicht minder schwieriger werden als einen Wendigo zu töten, denn sie mussten die Frostriesen mittels des heiligen Artefakts davon überzeugen vom Kampf gegen die Diener Aurils und den ansässigen Barbaren in Aurils Zapfen abzulassen. Die mächtige Frostriesenaxt Kjellgarr hatten sie ja bereits glorreich aus dem Fjelljarl geborgen, also machten sie sich in Richtung des Feldlagers der Belagerer aus Frostriesen und Gnolle auf, um die Bedingungen für ihren Abzug zu verhandeln. Zuvor wollten sich die Helden noch eine Nacht von den Prüfungen des Fjelljarl erholen und ein Nachtlager in Aurils Zapfen aufschlagen, solange sie dort trotz ihrer durchschnittlich guten Gesinnung noch geduldet werden. Während sie raschen Schrittes durch den Schnee stapfen, wurden sie erneut von einem Frostteufel in Empfang genommen, der sichtlich erstaunt war die Helden wieder zu sehen. Er berichtete ihnen, dass die Zeit mittlerweile ziemlich drängt und die Hohepriesterin gegenwärtig keine Gäste empfängt, aber eine kurze Nachtruhe für die Helden möglich ist. Über die „Herzlichkeit“ des Empfangs staunend, nach der Lösung des seit 1.300 Jahren verschollenen und als unlösbar geltenden Fjelljarls, gingen die Artefaktjäger schnellen Schrittes in die frostige Festung von Auril. Dort angekommen wurden sie nicht weiter von Barbaren oder Teufeln behelligt. Es schienen sogar auffällig wenige Barbaren in der Festung zu sein, wahrscheinlich, weil der Großteil der Truppen an den westlichen äußeren Verteidigungsanlagen gegen die Gnoll- und Frostriesenarmee stationiert waren. Die Abenteurer quartierten sich möglichst nahe beieinander über Nacht ein, um letzte Überraschungen vor dem Gang in die Höhle des Löwen zu vermeiden. Aber wie es meist so kommt, hatten sie sich nicht auf alles vorbereitet. Aline wurde in der Nacht von mörderischen Albträumen geplagt. In ihrem Traum hetzte sie in dunkelster Nacht durch einen Schneesturm in einem einen spärlichen Wald, der nur vom Mond in ein kühles und fahles Licht getaucht war. Getrieben von einem grauenhaften Geheul wie von einem Wolfsrudel, dass mehrstimmig nach der Krieger zu rufen schien, lief sie durch den Kniehohen Schnee. Das Geheul kam immer näher und Aline blickte sich in alle Richtungen hastig um, konnte jedoch nur vom Wind durch die Luft gepeitschte Schneeflocken und die dahinter lauernde Dunkelheit erkennen. Das Geheul wurde immer lauter und lauter bis ihr Kopf regelrecht zu dröhnen Anfing. Ein sich langsam entwickelnder Schmerz in ihrer Stirn wurde binnen weniger Sekunden unerträglich. Aline schloss die Augen und hielt sich den Kopf vor immer weiter anschwellenden Lärm und quälenden Stechen, bis sie ihre Umgebung nicht mehr wahrnahm. Plötzlich war alles wieder ruhig um sie, der Schmerz war wie weggeblasen und als sie die Augen öffnete, überkam sie ein schreckliches Grauen. Aline befand sich an einem verloschenen Lagerfeuer. Rundherum saß sie die zerfetzten und entstellen Leichen ihrer Mitstreiter, deren Körperteile teilweise in der näheren Umgebung verstreut herumlagen. Voller Entsetzen sah sie sich um und als sie schließlich an sich selbst hinuntersah, merkte sie erst, dass sie Klauen wie ein Tier hatte und nicht aufrecht stand, sondern knapp über dem blutrot gefärbten Schneeboden schwebte. Da wo ihre unteren Beine und Füße einst waren befanden sich abnagte knochige Stümpfe. Sie beschlich sofort der Gedanke, dass sie selbst der Wendigo war und als sie sich dessen bewusst wurde überkam Aline in diesem Moment ein unbändiger Blutdurst. In ihrem Augenwinkel sah sie noch eine Bewegung. Es war Arinar, der in panischer Angst versuchte durch den hohen Schnee zu fliehen. Daraufhin lies Aline ein gespenstisches und mehrstimmiges Geheul von sich und jagte Arinar hinterher. Erst als Aline ihre Klauen tief in Arinar gebohrt hatte und dabei war seinen zierlichen Elfenkörper in blutige Fetzen zu reißen, wachte sie schweißgebadet und hektisch keuchend auf. Aline war schwer erschöpft und sichtlich gezeichnet als ihre Mitstreiter sie am nächsten Morgen zu sehen bekamen. Sie berichtete von ihrem irrsinnigen Traum und noch bevor sie zu Ende erzählen konnte war den meisten klar geworden, dass der Wendigo sie in ihren Träumen heimsuchen wird, bis entweder er den Helden auf die eine oder andere Art den Gar ausgemacht hat oder die Rashemenforscher ihn endlich und ein für alle Mal zur Strecke bringen. Der Wendigo dürfte außerdem zurückgebliebene Haare oder ähnliche Dinge der Helden gesammelt haben, um leichter Einfluss auf ihre Träume zu bekommen. Ulgan warf noch ein, dass sie ihn nie retten und seinem Schicksal überlassen hätten sollen. Allerdings ist der Kampfesmutige Barbar, auch wenn er definitiv nicht die hellste Fackel in Rashemen ist, schon ein fester Bestandteil der Gruppe geworden und so konnten die Helden nicht anders, als ihn aus den Fängen des Wendigos, zumindest vorerst, zu befreien. Während Arkami mit der Wiederherstellung von Alines Kräften beschäftigt war, beschlossen die Helden einstimmig nach der Ablieferung des Frostriesen-Artefakts, nach Nathoud zurückzukehren und dem Wendigo endlich entgegenzutreten.
Nun war es
allerdings an der Zeit die Belagerung auf Auril`s Zapfen zu beenden und den
herannahenden Krieg zwischen den dunklen Horden von Frostriesen, Gnollen und
roten Magiern und den Rashemen-Barbaren abzuwenden. Also machte man sich nach
einem mäßig ausgiebigen Frühstück nach Westen auf. Der Weg zum feindlichen
Feldlager sollte etwa 2 bis 3 Stunden in Anspruch nehmen, doch sind mit
Sicherheit mehrere Patrouillen von Gnollen oder Frostriesen unterwegs, die die
Reisedauer etwas verlängern könnten. Die Heldengruppe stelle sich demnach auf
eher verstecktes Vorgehen oder, im Falle ihrer Entdeckung, auf kleinere
Scharmützel ein. Etwa eine Halbe Stunde nachdem sie ihr Nachtlager verlassen
hatten, kamen sie an den letzten Vorposten der Verteidigungslinie der
Rashemen-Barbaren. Die Barbaren nahem nur wenig Notiz von den Helden und
konzentrierten sich ganz auf die Beobachtung der weitläufige weiße Ebene in Richtung des
feindlichen Lagers. Den aufmerksameren Helden der Gruppe, wie Arinar, Sirasi
und Alviss fiel auf, dass ungewöhnlich wenige Wachen auf den Wällen
patrouillierten. Auch gestern stach ihnen die geringe Anzahl der Barbaren in
der Festung bereits ins Auge. Ob sie bereits die Evakuierung angeordneten hatten,
im Fall eines Fehlschlags der Helden oder ob es an einem unchristlichen
Feiertag der Anbeter Aurils lag, konnte jedoch keiner von ihnen Ergründen. Die
Abenteurer versuchten möglichst nahe an das feindliche Feldlager heranzukommen,
ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen. Hinter Schneewehen und hervorstehenden
Felsen versteckt konnten sie etwa die Hälfte des Weges unentdeckt zurücklegen.
Dabei umgingen sie die Patrouillen geschickt, büßten allerdings etwas an Geschwindigkeit ein. Je näher sie ihrem Ziel kamen, desto schwieriger wurde es
ungesehen zu bleiben. Also kam es wie es kommen musste und eine
Gnoll-Patrouille wurde auf sie aufmerksam. Während die Helden zwischen zwei Schneedünen
voranschritten, kam der Trupp selbst um eine Wehe spaziert. Auf eine Distanz
von etwa 200 Fuß konnten sich die Helden nicht mehr davonstehlen. Die Gnolle
schienen ebenso überrumpelt wie die Helden zu sein, gingen jedoch nicht sofort
in den Angriff über. Obwohl der Gnoll-Haufen selbstsicher wirkte und den
Abenteurer zahlenmäßig überlegen war, schienen sie überraschenderweise zuerst ein paar Worte
wechseln zu wollen. Während Aline bereits dabei war ihr Schwert zu schärfen und
die magiekundigen Arkami, Arinar und Sirasi tödliche Zauber vorzubereiten,
versuchte Alviss mit dem vermeintlichen Anführer des Trupps ins Gespräch zu
kommen. Alviss machte sofort klar, dass sie zum Lager der Frostriesen wollten,
um mit den Jarls in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen. Das
interessierte die Gnolle überraschenderweise recht wenig. Sie forderten
lediglich Gold und Ausrüstung von den umherstreifenden Abenteurern und das
unter Gewaltandrohung. Alviss Diplomatie schien bei den Gnollen nicht so recht
zu funktionieren. Doch Aline erkannte, dass die Gnolle eventuell auf eine
andere Art von Handel eingingen. Aline richtete sich auf und schritt an die
Seite von Alviss. Sie sah dem Gnoll-Truppführer kurz in die Augen und sah ein
Funkeln in seinen Augen aufblitzen. „Ein Zweikampf, um das Recht weiterzuziehen,“
sagte sie ohne große Umschweife. Die Augen des Gnolls schmälerten sich und er
begann hämisch zu grinsen. Der Gnoll war darüber sichtlich erfreut, zog seinen zweihändigen Flegel vom Rücken. Der Gnoll-Trupp jubelte über
das bevorstehende Blutvergießen, denn ein solcher Kampf wurde immer bis zum Tod
geführt. Die Helden-Gruppe war über die Selbstsicherheit der Gnolle etwas verwundert,
denn Aline war nicht nur die Nahkampferprobteste unter den Helden, sondern wahrscheinlich
auch unter den Top Zehn in Rashemen. Das schienen die Gnolle entweder nicht zu
wissen, oder ihre beschränkte Intelligenz machte ein weiteres reflektieren
darüber, warum eine Gruppe von Abenteurern ohne Armee hinter sich Unterhandel
mitten im Feindeslager erbittet, unmöglich. Nachdem die Bedingungen im Falle
eines Sieges der Kontrahenten festgelegt wurden, ging es auch schon zur Sache. Nur
für wenige Sekunden herrschte etwas Zurückhaltung des Gnoll-Anführers, dann
setzte er zu einem ersten Angriff gegen Aline an. Der Flegel sauste mit einem
klingenden Geräusch durch die Luft, für mehr reichte es allerdings nicht. Aline
war dem plumpen Angriff ausgewichen und setzt zum Gegenangriff an. Doch anstatt
einen wuchtigen Hieb gegen den Gnoll selbst anzubringen, setzte sie alle Kraft
in einen mächtigen Hieb gegen das Schild des Feindes. Etwas verwundert blickte
der Gnoll auf seinen Unterarm, als sein Schild in mehrere Teile zerbarst und er
von der Wucht drei Schritte Rückwärts taumelte. Er erfing sich allerdings schnell
und ging wütender als zuvor zum nächsten Angriff über. Diesmal versuchte er es
mit Zwei präzisen Axthieben. Der erste Hieb hinterließ immerhin einen leichten
Kratzer an Alines linker Schulter. Der zweite Hieb wurde von Alines Parade
einfach abgeschmettert. Noch jubelten die Gnolle über das Spektakel, während
die Helden gespannt Aline beim Zerlegen des Gnolls beobachteten. Nun war wieder
Aline an der Reihe. Erneut holte sie zu einem massiven Schlag aus und erneut
zielte sie nicht direkt auf den Gnoll, sondern auf seine Kampfaxt. Der Gnoll hob
seine Axt, um den Angriff abzuwehren. Im nächsten Moment sauste bereits das
Axtblatt knapp an seinem Kopf vorbei und landete vor den Füßen seiner
Artgenossen. Der Gnoll-Anführer stampfte mit großen Augen ein paar Schritte
zurück und zog in seiner Verzweiflung ein Messer. Einen erneuten Angriff wagte
er jedoch nicht mehr. Nun setzt Aline zum nächsten gezielten Hieb an und auch
das klägliche Messer landete in hohem Bogen und in zwei Teile zerbrochen im
Schnee. Der Gnoll sank auf die Knie und flehte unter den Buh-Rufen seines
Trupps um sein Leben. Aline war bereits versucht seine anfängliche
Überheblichkeit mit einem kurzen und schmerzlosen Tod durch Dekapitation zu belohnen,
doch sie befand es der Mühe nicht wert, diesen winselnden Abschaum auch noch
aus seinem Elend zu befreien. Also versetzt sie ihm einen kräftigen Tritt in
die Flanke und befahl ihm das Weite zu suchen. Die Buh-Rufe und das gehässige Gegrunze
der Gnolle wurde immer lauter als ihr Anführer die Beine in die Hand nahm. Weder
suchte er Schutz in Richtung seines Trupps, noch lief er in die Richtung, aus
der die Helden kamen. Er versuchte sein Glück Richtung Norden, denn die ewige
weiße Kälte des hohen Nordens ist sicher gnädiger als sein eigener Trupp, den
er durch ein Regime aus Angst, Einschüchterung und Gewalt geführt
hatte. Zufrieden steckte Aline ihr Schwert zurück in ihr Rückengehänge und die
Helden warteten kurz ab, ob die restlichen Gnolle dumm genug waren einen
Angriff zu wagen. Doch sie hielten sich anscheinend an die Abmachungen, die vor
dem Zweikampf Gnoll gegen Frau getroffen wurden und zogen murrend ab.
Um nicht
erneut unvorbereitet auf eine Patrouille zu treffen, gingen die Helden unter
Alviss Vorgabe des Wegs noch bedachter voran, bis sie etwa eineinhalb Stunden
später am Vorposten zum feindlichen Feldlager ankamen. Hier wurden sie von
Frostriesen angehalten, die wenig überraschend unfreundlich nach ihrem Begehr
fragten. Die Riesen machten bereits Anstalten die Helden zu attackieren, da zückte
Aline das mächtige Artefakt und die Riesen erstarrten für einen kurzen Moment.
Alviss verkündete die Wiederentdeckung dieses Relikts vor den Anwesenden und
forderte ein Gespräch mit dem Anführer der Frostriesen, Jarl Ettegulf. Sofort wurde nach ihnen
geschickt. Während der kurzen Wartezeit, versammelten sich immer mehr Gnolle
und Frostriesen in einem Kreis um die Helden und fragten sich, was hier im
Gange sei und warum der seltsam zusammengewürfelte Haufen an Abenteurer nicht
schon längst über einem herrlichen Lagerfeuer schmorrte. Auch die andren Jarls näherten sich, Jarl Jerlkorr vom Vradd Stamm auf seinem Behir beritten, Jarl Drigoll, Jarl Mortodden auf seinem Landhai und Jarl Ansreyfold auf seinem vernarbten flügellosen alten weißen Drachen. Die Botschaft über das
gefundene Artefakt stieß nicht nur bei den Riesen auf großes Interesse, auch
rote Magier erschienen unter den Haufen an Gnollen und an der Seite der Frostriesen-Jarls. Unter
ihnen war auch ein durchaus bekanntes Gesicht, nämlich die hämisch grinsende Fratze
Charun Hazzar`s,
gemeinsam mit einer Nalfeshnee an seiner Seite. Den Helden war bereits bewusst,
dass vor allem die Roten Magier an dem Aufruhr nördlich der Eisgratgipfel
verantwortlich waren, aber dass sich Ranghohe Mitglieder der Bruderschaft höchstpersönlich
vor Ort einmischen, macht deutlich welche Bedeutung die Verhandlungen hier und jetzt
haben und wie wichtig es für den Zulkir aus Thay ist den Helden dabei zuvorzukommen. Als alle Riesen,
Gnolle und Magier von Rang und Namen versammelt waren, durfte Alviss schließlich
sein Anliegen vorbringen:
„Wir, die
Forscher des Vremloir Avatvoh, bargen das mächtigste und über 3000 Jahre lang
verschollene Artefakt der Frostriesen aus dem Fjelljarl und überbringen es dem
wahren Führer und König der Frostriesen, der imstande ist, die zersplitterten
Clans zu vereinen und die Frostriesen zu neuen glorreichen Zeiten zu führen. Im
Gegenzug verlangen wir den Abzug der Truppen der Frostriesen und ein
Friedensangebot für die Barbaren aus Rashemen!“
Ein Raunen
ging durch die Reihen der Frostriesen, während sie ungläubige Blicke austauschten.
In den Reihen der Gnollen gesellte sich Spott hinzu und Unmut machte sich darüber
breit überhaupt so ein Abenteurer-Pack anzuhören. Einer der Jarls, scheinbar
ein möglicher Anwärter auf das Artefakt und den Thron der Frostriesen,
antwortete ernst: „Selbst wenn ihr im Stande wart, den legendären Artefakt aus
dem Fjelljarl zu bergen, was wir alle hier für Humbug halten, denn dies ist nur
Frostriesen bestimmt, wieso sollten wir von dem Krieg ablassen. Die Barbaren
und ihre mindere Gottheit, die sie anbeten, sind Eindringlinge in unserem Land
und werden nicht weiter hier geduldet. Wir mussten ihre Anwesenheit hier schon
zu lange erdulden. Und geeint sind wir bereits durch unseren gemeinsamen Feind,
wie ihr selbst sehen könnt.“
Alviss
deutete Aline die Axt in der Mitte des freien Kreises aus Riesen und Gnollen in
den Boden zu schlagen, um das Artefakt allen anwesenden noch deutlicher zu
präsentieren. Aline ginge einige Schritte in Richtung der Mitte und holte zu
einem wuchtigen Hieb aus. Doch sie zögerte einen Moment und blickte für wenige
Sekunden starr auf den Boden, als kämpfe sie kurz dagegen an, die Axt im Boden
zu versenken und loszulassen. Unmittelbar darauf verschwand der beinahe leere
blick und mit angestrengtem und ernstem Blick schlug sie die mächtige und vor
Magie pulsierende Axt in den Boden. Durch die Wucht des Schlags und die Kraft
des Artefakts ging sogar eine Art leichter Druckwelle vom Einschlag aus, die
wieder mehr Unruhe in die Reihen der Gnolle als auch Riesen brachte. Nun
erwiderte Alviss: „Wie ihr selber seht ist diese Axt das verloren geglaubte
Relikt des Fjelljarls und ob ihr es glaubt oder nicht haben wir alle Prüfungen
darin bestanden. Der Zapfen Aurils wird schon seit 2 Jahrhunderten, seit dem
Rückgang des großen Gletschers, von Barbaren und Nomaden besiedelt. Und dieses
Land ist schon seit Äonen das Reich von Auril, der Göttin des Winters. Warum
also solltet ihr euch in einen Krieg mit ihnen Einlassen, der euch letztendlich
nur Schwächen wird. Selbst wenn ihr ihn gewinnen solltet, wird euch das herbe
Verluste einbringen und wofür? Land gibt es hier im Norden genug, seien es Frostriesen,
Gnolle oder Menschen, zumal das Gebiet um den Zapfen Auril’s nicht einmal zu euren
Stammgebieten gehört. Und wirklich behelligt werdet ihr von den ansässigen
Barbaren ebenso wenig.“
Die Jarls der
Frostriesen blicken sich stumm und grimmig an und scheinen ernsthaft über die Argumente
des schlagfertigen Halb-Elfen nachzudenken. Der Rote Magier an der Seite der
Frostriesen lies jedoch keine weitere Denkpause zu und ergriff das Wort: „Denkt
ihr den wirklich, dass wir nicht durch diese hinterhältige Fassade der
Verzweiflung blicken? Nun wo ihr als Eindringline auf diesem Gebiet mit dem Rücken
zur Wand steht, zieht ihr dieses lang vergessene Relikt aus dem Hut und wollt
plötzlich um Frieden verhandeln. Die Barbaren, diese Südländer, sind hier nicht
beheimatet und waren es nie. Sie haben sich lediglich wie eine Krankheit hier ausgebreitet und festgefressen wie ein Schädling. Und seit ihrer Ankunft haben
sie sich nach und nach nur noch mehr in diesem Gebiet breit gemacht und immer mehr Land und Ressourcen
für sich beansprucht, ohne Rücksicht auf die hier lebenden Frostriesen oder
Gnolle. Nun muss diese Plage endlich eingedämmt und ausgemerzt werden, bevor
sie sich ausweitet!“ Jubel und Gegrunze erklingt sofort aus den Heerschaaren
der Gnolle und auch aus einem Teil der Riesen, als der Magier seine Hasstirade
beendete. Als der Lärm etwas abflaut, richtet Alviss seine Worte an den Magier.
„Es ist kein
Wunder hier Rote Magier anzutreffen, denn es ist schließlich euer Verschulden,
dass nicht nur hier Krieg herrscht, sondern auch in vielen anderen Teilen von
Nordost- und Ost-Faerûn. Die Kriegstreiberei der Roten Magier aus Thay, die
sich hier als die wahren Südländer entpuppen, führte erst dazu, dass die südlich
von hier lebenden Völker nach Norden gedrängt wurden. Schon seit Jahrhunderten versucht
euer Zaubererzirkel ihr Reich nach Norden und Westen auszuweiten und besetzt
Land von friedliebenden Völkern, die ihr zu versklaven trachtet. Dagegen hat
bisher niemand etwas unternommen, weil ihr feige und mit großer List stets aus
dem Schatten operiert und eurer Marionette für euch die Drecksarbeit erledigen
lasst. Ihr schickt andere für euch in den Tod, während ihr euch zurücklehnt und
nach getaner Arbeit weitere Intrigen aus dem Hintergrund spinnt und euch selbst
an Machtpositionen einsetzt. Genau dasselbe passiert nun hier in dieser
Auseinandersetzung zwischen Frostriesen, Gnollen und Barbaren. Ihr wartet nur
darauf, dass sich die hier lebenden Völker bekriegen und schwächen, damit ihr
leichtes Spiel im Nachhinein habt, daher ist es euch auch ein Dorn im Auge, dass
die Frostriesen durch die Ernennung eines Königs mit Hilfe dieses heiligen
Artefakts geeint werden sollten.“ Nun rumort es zunehmend in den Reihen der
Frostriesen und Fragen nach der Rolle der Roten Magier in dieser
Auseinandersetzung werden immer lauter. Die Nalfeshnee zollte Alviss
telepathisch ihren Respekt angesichts seiner Wortgewandtheit und Finesse. Im Gegensatz
dazu werden die Gnolle, angestachelt von roten Magiern, die sich in ihre Reihen
gemischt haben, immer gehässiger und stacheln sich gegenseitig an nicht auf die
Eindringlinge zu hören und sie schlicht zu töten und daraufhin zu verspeisen.
Doch noch halten sich die Reihen halbwegs im Zaun.
Der Rote
Magier wollte schon zu einer Antwort ansetzen, da eröffnet die Nalfeshnee
plötzlich ein Wortgefecht mit Alviss: „Nach meinem Wissensstand sind es doch
die Rashemi beziehungsweise ihre Vorfahren die Raumviran die den Krieg im Nordosten
und Osten von Faerûn ursprünglich angezettelt haben. Sie sind über ihre
Nachbarn die Nar hergefallen, als sie bereits durch den Kampf gegen die
Mulhourindi geschwächt waren. Es gibt kaum ein hinterhältigeres Verhalten, um
sich fremdes Land anzueignen, findet ihr nicht? Die unzähligen weitere Kriege,
die die Raumviran angezettelt haben, kosteten nicht nur unzähligen Lebewesen
das Leben, sondern verwüstete auch alle Ländereien, von hier bis nach Mulhorand
und von Damara bis zu den Hordenländern, durch die Beschwörung des Gottes
Kossuth der alles in Feuer hüllte und nur Rauch und Asche hinterließ. Die
Frostriesen konnten sich nur durch die Beschwörung ihres Gottes Kostchtchie
gegen die Überfälle der Raumathari wehren. Schon damals trachteten sie auch
nach diesem Land, dass rechtmäßig den Frostriesen und Gnollen gehört. Und genau
diese hinterlistigen Kriegstreiber der Raumathari sind jene Leute, die die
Begründer der ebenso unehrenhaften Rashemi sind, nachdem sie in aussichtsloser Situation
alles in Schutt und Asche gelegt hatten. Genauso wird es wieder geschehen, wenn
wir ihnen nicht Einhalt gebieten und sie dorthin zurücktreiben, wo sie
herkommen.“ Angeheizt von der Rede der Nalfeshnee und den Stachelleien der
Roten Magier, tobten die Gnolle vor Kriegslust. Die Frostriesen, um dessen
Schicksal es in diesem Wortgefecht hauptsächlich ging und die die
entscheidenden paar Gehirnzellen mehr in dieses Treffen führen als die Gnolle,
begannen allmählich zu verstehen, worum es hier womöglich eigentlich ging.
Alviss
durchsuchte eifrig sein Hirn nach allem, was die Helden bisher über diese
Jahrtausende alte Fehde zwischen Nar und Raumviran wusste und setzte zu seiner
finalen Gegenrede an: „Dass ein Dämon aus dem Abyss das Wortgefecht für die Roten
Magier austragen muss, scheint mir der nächste Beweis dafür zu sein, dass sich dieses
Zaubererpack keine Gelegenheit entgehen lässt, um andere vorzuschicken, die
ihren Willen ausführen. Die Rashemi wehren sich seit Jahrhunderten gegen die
heimtückischen Überfälle der Thay und nach wie vor versuchen sie unser aller
Heimatländer zu unterwandern, sei es Rashemen, Narfell, Thesk oder Aglarond. Und
ich kann allen Anwesenden versichern, dass die Roten Magier es sind, die über
bereits geschwächte Völker herfallen, wie Aasfresser. Sie haben den Vorstoß und
die Verheerung durch die Tuigan genutzt, um sich in Rashemen und Thesk
unbemerkt einzuschleichen und Intrigen zu spinnen. Dasselbe versuchen sie nun
hier in eurem eigenen Heimatland. Für sie steht schließlich nicht viel am
Spiel, denn sie stellen weder Truppen noch Verpflegung zur Verfügung, sondern
befehligen aus sicherer Entfernung und werden bei der erstbesten Möglichkeit
Verrat an euch verüben. Keiner der heutigen Völker des Nordens hat etwas mit
der Großen Feuersbrunst vor über 1500 Jahren zu tun und alle Verantwortlichen
sind bereits lange vergessen und zu Staub zerfallen. Doch die ständige
Bedrohung durch die Roten Magier ist heute realer den je zuvor, für euch ebenso
wie für uns. Darum lasst mich euch Jarls der Frostriesen noch einmal daran erinnern,
dass ihr selbst und nur ihr alleine für euer Schicksal verantwortlich seid und
durch diese Axt, die eurem Vorfahren gehört hat und nun hier vor euren Füßen
liegt, den Fortbestand eurer Clans als ein vereinigten Königreich der
Frostriesen sicher könnt und zu neuen glorreichen Zeiten führen könnt. Lasst
euch nicht von den Hexern aus dem tausende Meilen entfernten Süden blenden, den
sie Nutzen eure bisherige Uneinigkeit aus und versprechen euch etwas was sie
euch nicht geben können, sondern ihr euch heute, hier und jetzt selbst schaffen
könnt. Und zwar nicht in einem blinden verlustreichen Angriffskrieg gegen die Menschen
des Nordens, sondern in der Besinnung auf eure eigenen Stärken und Tugenden,
die euer letzter König vor 3000 Jahren bereits gewürdigt hat. Unsere Übergabe dieses
mächtigen Relikts an euch, welches wir mit Kostchtchie`s Segen aus den Tiefen
des Fjelljarls geborgen haben, soll die Frostriesen daran erinnern, dass ihr eure
eigenen Herrn seid und keine Lakaien, schon gar nicht von machthungrigen Menschen
aus den tiefsten Süden, die die Gebräuche und Riten der Frostriesen des hohen
Nordens nicht kennen und nicht ehren.“ Ein großer Teil der Frostriesen-Horden
stimmte ein inbrünstiges Gebrüll an, dass verdächtig nach Zustimmung auf Alviss
Rede klang. Die Nalfeshnee und die Roten Magier waren unter Zugzwang, aber alle
weiteren Interventionsversuche ihrerseits wurde von Gebrüll und Gedränge
unterbunden. Die Frostriesen ignorierten weitere Ratschläge von Charun Hazzar
und seiner dämonischen Begleiterin, die Alviss erneut telepathisch zum Teilerfolg
gratulierte, wenn auch sehr missmutig. Bereits während des Wortgefechts traten
zwei besonders muskulöse und auffällig mit Tracht behangene Frostriesen in Erscheinung,
die sich die Königswürde untereinander ausmachen durften. Einer der beiden war
der Jarl, der mit Alviss kurz verhandelt hatte. Der zweite war ein etwas
gedrungener und nicht weniger kampferprobt aussehender Jarl eines anderen Clans.
Die beiden Jarls schienen ohnehin nicht sonderlich gut befreundet zu sein und es
wurde auch sofort klar, dass Alviss Gesprächspartner die Fraktion „Frostriesen-Schicksal
in eigene Hände nehmen“ vertrat und der etwas kleinere Jarl vom Team „Make Frost
Giants great again (und zwar mit der Hilfe der Roten Magier)!“ war. Die Regeln
des Kampfes schien den Kontrahenten bereits beim Betreten des Rings aus Zuschauern
klar zu sein. Der Unterlegene wird nicht nur den Besitz über die Axt und somit
die Krone der Frostriesen verspielen, sondern wahrscheinlich auch seinen Rang
und Namen für immer aufgeben müssen.
Die beiden
Jarls gingen in Position und wenige Sekunden darauf zogen sie bereits ihre
Waffen und näherten sich unter tosendem Gejaule, Gebrüll und Gegrunze der Menge
einander vorsichtig. Die Zauberkundigen unter den Helden erkannten allein
anhand der ersten Bewegungen der beiden Riesen, dass sie wahrscheinlich mehrere
Zauber auf sich hatten, die sie im Kampf schneller und treffsicherer machen
würden. Als die Kontrahenten nur mehr wenige Schritte voneinander entfernt
waren, brach der Kampf endlich ungezügelt los. Es schien ein relativ
ausgeglichener Kampf zu sein, bei dem sich kaum Vorteile für eine Seite
ergaben. Nach den ersten paar wuchtigen Hieben, Paraden und Ausweichmanövern
zeigten beide kaum ein paar Kratzer. Jedoch ging es nicht ganz mit rechten
Dingen zu, denn aus der Menge der Gnolle heraus schienen Rote Magier zu
versuchen, die Zauber auf den Jarl, der sich gegen sie gewandt hatte, zu entkräften.
Dies gelang ihnen nach kurzer Zeit auch, sodass der andere Jarl ein paar gute
Schläge an sein Gegenüber brachte und er zurückweichen musste. Der Kampf der beiden
Frostriesen wurde mit einer derartigen Intensität geführt, dass sie den
kompletten frei gehaltenen Kampfring beanspruchten und die Helden sich in die
Reihen der Gnolle eingliedern mussten. Dort war es Sirasi allerdings möglich
ebenfalls einen Zauber auf dem kleineren Jarl aufzuheben, als er nah genug an
ihr dran war und die Kräfteverhältnisse wieder auszugleichen. Der Kampf
verlagerte sich wieder auf die gegenüberliegende Seite des Rings und da die
Helden mitten unter den ihnen besonders feindselig gesinnten Gnollen mitsamt
eingestreuten Roten Magiern standen, versuchten sie im Gänsemarsch entlang der Außenseite
des Kampfrings zum Lager der Frostriesen zu gelangen. Dort war es ihnen
eventuell auch möglich ihren gewünschten Königs-Anwärter mit Zauber auf kurze
Distanz und unbemerkt zu unterstützen. Dieses Unterfangen stellte sich jedoch als
schwieriger heraus als gedacht. Die Gnoll-Scharen waren ziemlich in Aufruhr und
zogen und zerrten teilweise an der Ausrüstung der Helden, als sie sich durch
die vorderen Reihen drängten. Arinar vernahm mit einem Ohr zischende Geräusche,
die sich beim genaueren Hinhören als Hasstiraden gegen die Helden herausstellen,
die die Gnolle dazu animieren sollte über die unerwünschten Abenteurer
herzufallen. Die Gnolle drängten immer mehr auf die Helden ein, kreischten mit
ihren hyänenartigen Mäulern umher und hie und da spürte Aline und Ulgan, die vorneweg
die Gnoll-Meuten auseinanderschoben, Stiche von Messern zu spüren zu bekommen.
Mit einem Auge versuchten die Helden den Ausgang des Kampfes mitzuverfolgen und
es schien in ihrem Sinne zu verlaufen. Ihr bevorzugter Anwärter konnte sich der
Drangphase seines Kontrahenten gut widersetzen und startete seinerseits mit
Hieben auf seinen Gegner einzuprügeln. Sein Gegenüber war bereits sichtlich
gezeichnet von dem Kampf, parierte aber die Schläge mit all seiner Kraft, bis
auf den letzten. Den letzten Streich hatte der angreifende Jarl als schnellen
Stich mit seinem enormen Schwert ausgeführt und stieß seinem Gegner direkt
durch den Oberschenkel, wodurch er kurz zu Boden sank und sich geschickt zu Seite
rollen ließ, um einen vermeintlichen Todesschlag von oben zu entgehen. Dieser
krachte wuchtig neben ihm ins Eis, sodass einige Eissplitter bis an den Rand
des Rings vor die Füße der Zuschauer flogen. Im Getümmel zwischen den Gnollen
war Ulgan bereits dabei sich mit mehreren Gnollen anzulegen und zog erst einmal
unverbindlich seine Axt, um die Gnollen abzuschrecken. Nach einem weiteren Stich
in seine Flanke versenkte er seine Axt verbindlich in der Magengrube eines
Gnolls, der mit einem kurzen und schrillen Jaulen zu Boden ging und vermutlich
unter den Füßen seiner nachdrängenden Artgenossen zertrampelt wurde. Aline
versuchte ihn noch zu beruhigen und dazu zu bringen sich einfach weiter durch
die Menge zu drängen, aber es war kaum mehr möglich durch die angeheizte und
tobende Masse an Gnollen zu kommen. Arinar und Sirasi waren dabei sich von dem
Roten Magier, der versteckt im Gedränge versucht die Menge gegen die Helden
aufzubringen, mit Zaubern einzudecken, was Arkami und vor allem Alviss begrüßen
würden, allerdings würden sie dadurch wahrscheinlich noch mehr Zorn auf sich ziehen,
als sie es ohnehin schon tun. Währenddessen tobte der Kampf um die Königswürde
weiter. Die Wunde des bisweilen unterlegenen Frostriesen, schien doch nicht so
schlimm zu sein, wie zuerst von den Helden vermutet. Entweder haben sie die massive
Stichwunde überschätzt oder es waren wieder einmal die Finger der Roten Magier
im Spiel. Die Situation wurde sowohl für den bevorzugten Anwärter der Rashemen-Forscher
als auch für sie selbst ernster, denn ihre Kräfte drohten zu schwinden und die
hinterlistigen Taktiken der Roten Magier schienen aufzugehen, trotz aller Bemühungen
der Helden. Doch noch gaben sie sich nicht geschlagen und so auch nicht ihr
Jarl.
Die Geschehnisse
der nächsten Sekunden verliefen nun nahezu parallel und waren entscheidend für
den Ausgang des gesamten waghalsigen Unternehmens von der Übernahme der Aufgabe
Aurils bis zu diesem Moment. Arinar, die schon beinahe von den Gnollen erdrückt
wurde, begann einen Zauber zu weben und kurz darauf verdunkelte sich in wenigen
Metern Entfernung der Boden. Plötzlich schossen schwarze Tentakel aus dem verfärbten
Bereich, die mindestens zwei Dutzend Gnolle packten und die umstehenden
Artgenossen in Aufruhr und wildes Geschrei versetzten. Sirasi wurde es
ebenfalls zu viel und sprach einen Flugzauber auf sich. In diesem Moment riss
auch Aline, ebenso wie Ulgan, das letzte Faser ihres einstigen Geduldsfadens.
Sie stieß mehrere Gnolle beiseite, hob ihr mehrfach verzaubertes Bastardschwert
und ließ es in das nächstgelegene hässliche Hyänengesicht sausen, dass sich ihr
anbot. Alviss wollte ebenfalls gerade damit anfangen sich seinen Weg in
Richtung des Roten Magiers freizustechen, als ein markerschütternder Schrei aus
dem Kampfring kurz gefolgt von dem ohrenbetäubenden Grölen Frostriesen zu hören
war. Arkami sah als Erster, wie ihr favorisierter Jarls sein Schwert aus der gespaltenen
Schulter seines Kontrahenten zog und dieser regungslos auf den kalten Boden
fiel. Für einen kurzen Moment verstummten beinahe alle Zuschauer, als der zukünftige
Frostriesen-König, wenige Schritte auf das Artefakt zuging, es mit festem Griff
aus dem Eis zog und siegreich in Höhe stemmte. In diesem kurzen Moment der Ruhe
konnten auch die Helden einen Blick auf den neuen König werfen, bevor ein
riesiger Tumult vor allem unter den Gnollen ausbrach. Erst glaubten die Abenteurer
der erneute Aufruhr sei den Roten Magiern geschuldet, die das Ergebnis des
Entscheidungskampfes irgendwie zu sabotieren versuchten. Aber nicht nur das
lies die Gnolle plötzlich vollkommen durchdrehen und ihre Waffen zückten. Sirasi
flog einige Meter in die Höhe und erspähte dabei einige Stellen in ein paar
hundert Fuß Entfernung, an denen sich die Gnoll-Schaaren regelrecht aufzulösen
schienen und in mehreren Richtung zurückdrängten. Viel mehr konnte sie vorerst
nicht erkennen, auch weil bereits ein Roter Magier das Feuer auf sie eröffnete.
Nun war klar, dass jegliche Semi-Heimlichtuereien über Bord geworfen werden
können. Folglich begannen Ulgan und Aline sich eifrig durch die Reihen der auf
sie zuströmenden Gnolle zu Hacken. Alviss goss zunächst einen rötlichen Trank
in sich hinein, woraufhin er einen feurigen Odem auf einen Mob an Gnollen
losließ. Arinar setzte geistesgegenwärtig eine Wand aus Feuer durch die Reihen
der abscheulichen Hyänenwesen, in der sie mit ihrem leicht entzündlichen Fell
zu dutzenden im Flammeninferno vergingen. Nun trat auch die Nalfeshnee in das
Kampfgeschehen ein, beschwor zwei vrocks, die sofort zu tanzen anfingen, und
flog in Richtung von Alviss, um ihm zumindest im Kampf eine Lektion zu erteilen.
Wohin Charun Hazzar verschwunden ist konnte keiner der Helden herausfinden,
jedoch war es nur zu offensichtlich, dass sich der feige Hund unmittelbar nach
dem Ausbrechen des Tumults wegteleportiert haben dürfte. Sirasi flog im
sicheren Abstand von der Nalfeshnee über eine Horde von Gnollen und ließ einen
gewaltigen Steinhagel über sie niedergehen. Währenddessen ging auch ein eisiger
Kältestrahl durch die Mengen, dessen Ursprung von Arkami ausging. Auch Kyrol
war eifrig damit beschäftigt sich möglichst unsichtbar durch das Getümmel zu
schlagen und hielt auf einen Roten Magier zu, dessen Rücken etwas zu ungedeckt
schien, als ihn unversehrt und ohne einen einzigen Schwertstich zu belassen. Arinar
erspähte an jenen Stellen, wo sich die Gnoll-Scharen zuvor gelichtet hatten, dass
Rashemen-Barbaren wie aus dem Nichts aufgetaucht waren und die Reihen der Gnolle
weiter lichteten. Am anderen Ende des Schlachtfeldes befanden sich nun auch Gnolle
gegen Frostriesen im Kampf miteinander. Auch der eine oder andere Kampf unter
Frostriesen scheint durch den Ausgang des Jarl-Duells entbrannt zu sein. Trotz
der flächigen Zauber und dem unentwegten Spalten von Gnoll-Körper durch die
Helden drangen ständig neue Gegner nach, die vermutlich weiterhin von den Roten
Magiern angestachelt wurden. Also mussten diese in so große Bedrängnis gebracht
werden, dass sie fliehen. Auch die Nalfeshnee auf der Seite der Gnolle war eine
Stütze der Moral. Also richteten die Helden ihre Aufmerksamkeit auf die Dämonin,
sobald sie ausreichend Platz hatten und Arinars Feuerwand die nachkommenden
Feinde etwas aufhielt. Die Nalfeshnee setzte zu einem Angriff auf Alviss an,
der jedoch die ersten beiden Versuche vom Investigator abgewehrt werden konnten
und nur der Dritte Schlag mit einer Klaue sein Ziel fand. Diese Gelegenheit, die
Nalfeshnee so nahe am Boden zu haben nutzten gleich mehrere Helden. Sirasi
schickte einen weiteren Steihagel auf die Dämonin, der ihr erheblich zusetzte.
Arinar hatte inzwischen eine Lillend Azata beschworen, die stimmte ein
bardisches Lied an, dass die Courage der Abenteurer stärkte. Angetrieben von
neuem Mut, nahm Aline Anlauf auf die Dämonin, während Ulgan ihr den Rücken von
den Gnollen freihielt. Aline konnte einen Treffer einer herabhängenden
Fettschwarte der hässlichen Nalfeshnee anbringen, jedoch flog sie noch ein
Stück zu hoch, um einen tödlichen Treffer zu landen. Im Gegenzug ging plötzlich
ein unheiliges Licht von der Nalfeshnee aus und schoss in alle Richtungen, der
vor allem Ulgan und Sirasi wie benommen taumeln ließ. Die übrigen Helden
konnten sich gerade noch erfangen, waren aber ohnehin schon von den Massen an
Gnollen, die sie permanent abwehren mussten angeschlagen. Der Rote Magier in
ihrer Nähe schoss einen Strahl aus dunkler Energie auf Arinar, der ihr gänzlich
die Kraft rauben zu schien und sie schwebte langsam in Richtung Boden. Daraufhin
flog ein weiterer Kältestrahl von Arkami in Richtung des Thayaners, der ihn
kurz zu einer Eissäule erstarren ließ. Ulgan und Sirasi schienen sich von dem
unheiligen Licht noch nicht erholt zu haben und auch Arinar schien schwer
angeschlagen. Ulgan dürfte auch bald die Luft ausgehen, da er unentwegt von Gnollen
bedrängt wurde. Also goss Alviss Aline eine Flugextrakt in den Rachen und schon
mit ihrer nächsten Aktion hieb sie wie wild auf die Nalfeshnee ein, sodass
sogar einer ihrer viel zu kleinen Flügel in blutige Fetzen gehackt wurde. Durch
die schweren Treffer von Aline stark verwundet sank die Dämonin auf den Boden,
wo sie noch versuchte Alviss den Gar auszumachen, bevor sie vermutlich
versuchte zu fliehen. Doch diesmal war der Halb-Elf noch besser gewappnet und
versetzte ihr auf einen ihrer kläglichen Angriffversuche eine ordentliche
Riposte zwischen die Rippen. Arkami torpedierte einstweilen den Roten Magier
mit einem Flammenschlag, während Kyrol gezielt sein Kurzschwert im Rücken des
Magiers versenkte. Dies war wohl mehr als ausreichend für den Magier, um endlich
das Weite zu suchen. Gerade konnte er noch mitverfolgen wie die Nalfeshnee in
einer Kaskade aus Schwerthieben und Rapierstichen unterging und sich in dunklen
Rauch und widerlichen gräulichen Schleim auflöste, bevor er selbst das Bewusstsein
verlor, nachdem ihm grünlich-schwarzer säurehaltiger Ball beim Fluchtversuch hinterherflog.
Die Helden-Gruppe versammelte sich geschunden und gezeichnet nach diesem irrsinnigen Schlachtengetümmel auf einem Fleck, auf dem sich die Gnollleichen nicht ganz so hoch stapelten und empfingen die herannahenden Barbaren mit Freude. Die Gnolle oder zumindest was von ihnen übrig geblieben ist haben sich in alle Himmelsrichtungen verstreut und sind geflohen. Die Frostriesen haben ihren Beitrag dazu geleistet. Die Clans scheinen sich zum Großteil einig darüber zu sein, wie die Entscheidung den Angriff auf Aurils Zapfen sein zu lassen und ein neues Königreich mit Hilfe des wiedergefundenen Artefakts zu gründen gefällt wurde. Zwischen den Barbaren und den Frostriesen wurde ein Pakt vereinbart sich gegenseitig nicht anzugreifen. Dieser sollte zumindest für mehrere Perioden des Frostriesen-Kalenders, umgerechnet etwa 70 Jahre, bestand haben. Nachdem die ersten Wunde versorgt waren, kehrten die Helden mit den Barbaren zurück in die Festung von Auril. Dort wurde ihnen noch ein Festmahl aufgetischt und der Dank Aurils mehrmals ausgesprochen. Der Abschied wirkte jedoch gar ein wenig harsch. Durch die Erfüllung ihrer Aufgabe verloren sie das Zeichen Aurils wieder und die meisten damit einhergehenden Vorteile für die Abenteurer. Des Weiteren durften sie noch eine Nacht hier verweilen, mussten aber innerhalb der kommen 24 Stunden den Zapfen verlassen oder sie werden unter Zwangsmaßnahmen von hier entfernt. Der Dank hielt sich scheinbar doch sehr in Grenzen, was auf Gegenseitigkeit beruhte. Die Helden waren froh diese Aufgabe endlich erfüllt zu haben und sich anderen dringenden Angelegenheiten zu widmen, wie die Vernichtung des Wendigos. Die Roten Magier wurden zumindest von diesem Plan abgebracht und mussten einen herben Rückschlag im Kampf um den Norden hinnehmen. Allerdings wird ihre Rache nicht allzu lange auf sich warten lassen. Wenn auch die Helden nicht direkt davon betroffen sein werden, werden sie ihr Netz an anderer Stelle weiterspinnen und zu einem späteren Zeitpunkt erneut versuchen ihre Fänge nach den Rashemen-Forschern auszustrecken…