26.07.1361
Auf der Reise erwacht Sirasi mitten in der Nacht in ihrem
Zelt, weil sie leises singen vernimmt. Instinktiv tastet sie unter den Fellen nach
ihrer magischen Fackel, aber das Zelt ist schon schwach erleuchtet. Ein kleines
Wesen, rudimentär humanoid, mit einem Hirschgeweih, und für ihr geübtes Auge
eindeutig als Domovoy erkennbar, steht neben ihrem Schlafsack und summt eine
alte Weise, bevor es sie begrüßt, und plötzlich mit der Stimme von Hyorga
spricht. Alles ist jetzt anders, Hyorga wird bei Nathoud bleiben und die Stadt
und das Umland bewachen, Sirasi soll sich also keine Sorgen darum machen, was
in ihrer Abwesenheit passiert. Dies berichtet sie am nächsten Morgen den
anderen, und während sie selbst das komplett positiv sieht, sind Alviss und
Kyrol etwas skeptisch, ob das nicht ein versteckter Zweifel an der Kompetenz
der Statthalterin ist. Aber einerlei, vermutlich ist es einfach ein Zeichen der
Wichtigkeit von Nathoud für Immilmar und eine Absicherung gegen die Schrecken,
die von den Niedernebelfeldern aus Richtung Thirri wandeln.
Am nächsten Tag wird man die unmittelbare Nähe der Festung
erreichen, also wird ums Lagerfeuer an diesem Abend noch gegrübelt. Von den in
der Ingenieurskunst bewanderten über die Beschaffenheit der Festung, von denen
die von den Ebenen wissen über Dämonen, und Arkami befragt die Orakel, also größtenteils
sich selbst.
Die Ergebnisse sind nicht bahnbrechend, es wird definitiv
Dämonen geben, und rote Magier sowie Narbarbaren die sich insofern gut
ergänzen, dass sie alle an Dämonenbeschwörung interessiert sind, inklusive der
Dämonen. Die Barbaren werden definitiv Späher ausgeschickt haben, und es wird
magisch finster sein. Die Festung an sich ist bekannt, inklusive der ungenutzten
Höhlenkomplexe der Hobgoblins. Tarek, der schon ein paar Bier intus hat, ist
dafür im Sinne des Gottes der Stürme als unaufhaltsame Welle gegen die Tore zu
branden, die Wälle zu schleifen und alle zu vernichten. Vulgo: Sturmangriff.
Sirasi gibt ihm aus Langeweile recht, wissend, dass sich bis morgen ohnehin
alles ändern wird. Apropos ändern, laut den Überlebenden der Garnison wurde das
Haupttor zerstört, ebenso der südwestliche Turm sowie das Bollwerk an der
obersten Ebene, es dürfte aber in der Zwischenzeit sicher Reparaturen seitens
der Thay gegeben haben. Also ist Alviss Plan das Haupttor zu erobern unter Umständen
nicht so suizidal wie er scheint, aber Erkundung wird sehr wichtig sein, und
die soll mittels Windwalk bewerkstelligt werden.
28.07.1361
Die Armee setzt sich nach Norden auf den Marsch. Eine kurze
Beschwörung verwandelt die Helden zu magischen Wolken, die mit enormer
Geschwindigkeit davonrasen. Auf dem Weg sichtet die Gruppe einen weißen
Drachen, der vermutlich nichts mit Karkalok zu tun hat, und nachdem auf einem
nahen Gipfel Verstärkungszauber gesprochen wurden, nähert man sich der Festung.
Es sind viele Lagerfeuer zu sehen in der
Festung und der Schlucht davor, schemenhafte Gestalten auf dem Boden, aber
keine Spur von roten Magiern. Es gibt gut und gerne 60 Barbaren, und nochmals
dieselbe Menge Zombies, die wie Nar angezogen wurden und auf den ersten Blick auch
so wirken, wahrscheinlich sind sie aber rein als Ablenkung und zum optischen
Vergrößern der Armee aufgestellt, es sind sonst normale Zombies. Viel
problematischer ist die Situation punkto extraplanarer Eindringlinge. Mehrere Dämonen
sind zu sehen, unter ihnen ein und ein Schattendämon, die über der Feste ihre
Kreise ziehen. Letzterer ist scharfäugig genug, um die Wolkentarnung zu durchschauen,
also bleiben die Helden auf Abstand.
Es wird schnell offensichtlich, dass die Magier das Haupttor
nicht nur wieder aufgebaut haben, sondern obendrein noch verstärkt, nach dieser
Erkenntnis und einem kurzen Rundflug zieht sich die Gruppe zurück. Dieser
schnelle und vorsichtige Rückzug wird von den sieben Schatten sofort als Anlass
für weitere Beschwerden und Zweifel am Mut der Helden genommen, als diese beim
Camp zurück sind. Dezente Hinweise darauf, dass gewisse Möchtegernhelden sehr
gerne und sehr oft davon reden wie mächtig sie sind und trotzdem dauernd Betreuung
und Verstärkung von außen brauchen und obendrein keine eigenen Pläne oder
Reisezauber haben, lassen das nichtige Gejammer schnell leiser werden. Ganz reißt
es aber nicht ab, und wird sowohl konkreter als auch etwas gerechtfertigter.
Während Alviss und Kyrol der Armee vorauseilen, um das Gelände auszukundschaften,
spricht die ebenfalls mitgekommene Emri sie darauf an, was bei der Feste denn
nun konkret der Plan wäre. Kyrol geht auf, dass ein Scheinangriff vielleicht
einiges an Truppen ins Offene lockt, aber dafür sollte man sich die vielen
Lagerfeuer in der Schlucht ansehen, wo anscheinend das Gros der Armee lagert.
Da die Windläuferform noch eine Weile anhält meldet Kyrol sich freiwillig als Experte
in Heimlichkeit nochmals die Festung auszuspähen.
Diese Mission bringt schon wesentlich mehr Informationen. In
der Schlucht ist ein Wirrwarr aus großen Fußspuren von Riesen diverser Art, und
ein gut getarntes Nest aus Schattendämonen überwacht südwestlich des
Höhlenkomplexes der Hobgoblins den Hauptpfad. Beim Höhlenkomplex selbst findet
sich dann auch am Fuß der Klippe darunter ein großer Eingang, ob dieser neu
geschaffen wurde oder bisher einfach sehr gut getarnt war ist nicht klar, er
könnte mit den oberen Höhlen verbunden sein. Jedenfalls ist er oft benutzt,
soviel verraten die Spuren, welche die vorsichtig von Deckung zu Deckung
huschende Kyrolwolke findet. Nahe des Eingangs lagert gut ein Dutzend Hügelriesen,
von denen einige grob gefertigte Rüstungen und Waffen tragen, was darauf
hindeutet, dass sie jemand entweder magisch intelligenter gemacht hat, oder mit
VIEL Geduld trainiert hat die Stachelkeulen am stumpfen Ende zu halten und die
Lederrüstungen nicht zu verspeisen. Hinter diesem Lager, und vielleicht der
Grund dafür, ist ein weiterer Höhleneingang der zuvor nie aufgefallen ist, und
hier sind Spuren eines heftigen Kampfes. Am Boden finden sich noch Reste von
Ritualsymbolen, Kerzen und unheiliger Kreide, hier war wohl der Ort, wo die
Flammenzähne ihr letztes Gefecht ausgetragen haben, der Ort aus Arkamis Vision.
Die Wand dahinter ist eingebrochen und mit Magie bearbeitet worden, um eine für
Riesen proportionierte Treppe zu erschaffen, die steil nach oben führt und dem
Winkel nach eventuell in der Festung endet, wodurch sie als Ausfalltor für die Riesen
dienen könnte. Kyrol traut sich zwar nicht in den Treppenschacht, zu groß die Gefahr
magischer Fallen und Sensoren, aber er sieht sich die Riesen nochmal genauer
an. 17 Stück sind hier, und abgesehen von den bewaffneten und gerüsteten sind
drei weitere dabei, die sich für Hügelriesen sehr seltsam verhalten. Sie zeigen
offensichtliches Interesse an ihrer Umgeben, sehen sich scharfäugig um und
gehen sogar fast aufrecht, während sie eher für sich und den anderen fern
bleiben. Diese Riesen könnten von Dämonen besessen sein, oder auch
gestaltwandelnde Magier, bei den Thay ist alles möglich.
Jetzt entdeckt zu werden, würde sämtliche bisher gesammelten
Informationen wertlos machen, also kehrt Kyrol schnell zurück und berichtet.
Diese Informationen kommen bei allen, sogar bei den Schatten, gut an, treten
aber eine Diskussion über den besten Angriffsplan vom Stapel, die lang bis in
die folgende Nacht hinein dauert, mitunter sehr hitzig ist, und öfters kleinere
Subdiskussionen hervorbringt, die wieder zur Hauptgruppe zurückkehren. Aline
ist geradezu besessen von der Idee, den Angriff zu verzögern, bis der Uhrwerkdrache
aus der alten Rhaumatarifeste geholt werden kann, ein Plan den Alviss
angesichts absolut mangelnder Logistik und einer miserablen Position der Angriffsarmee
im Falle eines Gegenangriffs nach langem diskutieren abschmettert. Der vage Plan
der sich ergibt ist, dass die sieben Schatten plus der Barbaren einen Angriff
auf die unteren Bereiche und Lager starten werden, bevor die Rashemenforscher
sich mittels Windlauf oder Teleportation auf die Wälle begeben werden, um dem
Rest das Haupttor zu öffnen. Die Schatten für ihren Teil bleiben ihrem Motto
treu und müssen als starke, überaus mächtige und enorm kompetente Abenteurer bis
zum letzten Schritt an der Hand geführt werden, schlussendlich werden ihre
Bedenken mit diversen Schutzzaubern und vielen Zugeständnissen zerstreut. Die
letzte Nacht vor dem Sturm auf die Feste ist unruhig, wenige Sterne funkeln am Himmel,
und ein kalter Wind fährt von Norden zwischen den Zelten herum, der scheinbar
finsteres Flüstern und Unheil mit sich trägt. Doch abgesehen von allgemein
schlechten Omen verläuft die Nacht ruhig.
29.07.1361
Im grauen Licht des Morgens startet der letzte Teil der Reise,
die Späher, allen voran Alviss, sehen keine Hindernisse und Probleme, also wird
weitermarschiert. Alviss enorm scharfe Augen sehen in 130 Fuß Höhe in einem
Felsen fast unsichtbar verborgen einen Schattendämon, der die Gruppe
offensichtlich ebenfalls erblickt hat, also muss schnell gehandelt werden,
bevor das Wesen sich mittels Teleportation davonstiehlt. Alviss teilt das enorm
unauffällig Kyrol mit, der sich extrem unauffällig umdreht und es noch unauffälliger
an Arkami weitergibt, die dann den Dämon ebenfalls sieht. Ohne langes zaudern
reißt sie die Hand hoch und schleudert dem Wesen heilige Magie mitten in die
Brust, weshalb der Dämon erstmal mit einem lauten Schrei komplett sichtbar
wird. Kyrol jagt ihm noch einen magischen Pfeil durch die Brust, der trotz
Treffers keinen Schaden macht, doch bevor das Wesen noch groß feiern kann fährt
ein spektraler Hammer durch seinen Kopf, und Arkamis Magie hat einen weiteren
Dämon gebannt.
Leider sehen Kyrol und Alviss gleich darauf noch einen weiteren Schattendämon,
der sich voraus an der Felswand kurz zeigt, bevor er sich wegteleportiert. Soviel
zum Überraschungsmoment, aber bei einer Armee dieser Größe war das Entdeckt
werden eine Frage des Wann und nicht des Ob. Der Marsch geht weiter, voraus
sichten die Späher zwei Nabassu, die auf der Lauer liegen. Einer erhebt sich
auf ledrigen Schwingen in die Luft und kreischt wie ein aufgeschrecktes dämonisches
Huhn, bevor er von Arkami durch den konzentrierten Einsatz heiliger
Aasimarenergie teilweise geröstet wird, während sein Gefährte sich ebenfalls
erhebt, um außer Reichweite zu kommen. Der Verbrannte Dämon hat anscheinend
genug Schaden genommen und teleportiert sich von Dannen, der andere lacht lauthals
und flattert im Zickzack, sich offensichtlich unerreichbar wähnend. Er stimmt
ein Schmählied an, dass fast niemand versteht, da es auf Abyssal ist, bevor ein
heiliger Flammenschlag seinen Gesang zum Verstummen bringt, und seine Flügel so
schwer beschädigt, dass er bis knapp über den Boden absackt. Alviss und Aline sprinten,
begleitet von einigen Barbaren, bereits in seine Richtung, in Panik wirft der Dämon
lähmende Magie in die Vorauskommandos. Während viele Barbaren paralysiert sind,
lässt die Magie sämtliche Helden absolut kalt. Sirasi und Kyrol schließen auf, Arkami
kann ur dank aller Tricks und der Macht ihrer Ahnen den Spruchwiderstand des
Wesens brechen, bevor sie die heilige Magie dann auch noch teilweise in die
Umgebung verpufft. Dennoch, das Wesen büßt ein Horn ein, das qualmend zu Boden
fällt, und kann sich kaum noch in der Luft halten, weshalb es sich kurz vor den
Klingen der absolut furchtlos heranstürmenden Meute aus bewaffneten Sterblichen
wegteleportiert. Alviss zaubert einen Flugspruch auf sich und Aline, sie
erkennen aus der Luft keine weiteren Dämonen.
An der letzten Kreuzung vor der Feste angekommen überzeugt Alviss
die sieben Schatten, einen Ablenkungsangriff einen kleinen Nebenpfad hinauf zu veranstalten.
Der Rest spaltet sich mehr oder weniger wie geplant auf, und marschiert den
Pfad in Richtung der Rückseite der Festung weiter. Irgendwie wurde der
Schlachtplan in letzter Minute leicht geändert, angeführt von Dunlan und Kyrol
rückt die Armee über den Holzweg an der Seite von Karkalok in einer lang
gestreckten Kolonne vor. Die Vorhut aus Alviss und Aline wird unterdessen
angegriffen, drei Schattendämonen fliegen knapp über dem Boden auf die beiden
zu. Sie weben ihre unheilige Magie, und magische Furcht brandet über die beiden
Helden. Aline verlässt fasst der Mut, und der Griff um ihr Schwert wird für
einen Herzschlag schwächer, bevor der tief im Metall schlummernde Fluch die
schwachen fleischlichen Sinne übertönt, und sich ihre Hände umso härter um den
Griff schließen. Alviss kann dank seiner Ausbildung ebenfalls widerstehen, weshalb
sie die Dämonen gebührend empfangen. Nach einem kurzen, aber heftigen Kampf
sind die Schattendämonen Geschichte, und Ermittler sowie Kriegerin schließen
sich dem Scheinangriff der sieben Schatten an.
So erreichen sie den Scheitel des Weges zum Haupttor, und
als es in Sicht kommt erblicken sie eine magische Steinwand, die vor kurzem hochgezogen
wurde. Auf ihr stehen Hügelriesen, die sofort das tun wofür Riesen bekannt
sind, und gewaltige Steine nach ihnen werfen. Hinter ihnen stehen mehrere Nabassu
oben auf den Wällen, angeführt von einem finsteren Palrethee, der Alviss
unwillkürlich bekannt vorkommt und bereit ist Flammen zu werfen. Dahinter steht
etwas, dass auf den ersten Blick wie ein Mensch wirkt. Auf den zweiten fallen
seltsame Schuppen auf der Haut ebenso auf, wie dass die ganze Gestalt unproportional
ist. Der dritte Blick offenbart, dass dieser offensichtlich dämonisch
veränderte Nar einen seltsam vertrockneten und verkümmerten linken Arm hat, der
komplett von einem hypermuskulären und mit einer Krebsschere ausgestatteten rechten
Arm ausgeglichen wird, in dem sich in diesem Moment der Beginn eines Feuerballs
formt.
Unten im Tal erreicht die Armee unterdessen nach effizientem
Marsch das Nest der Schattendämonen, die trotz aller Vorsicht die Gruppe
anscheinend erwartet haben. Arkami spricht einen magischen Schutzkreis und
Sirasi bannt vorsorglich Furcht auf möglichst viele, was die Wesen zum Anlass
nehmen kurz auf Abyssal vor sich hinzuschnattern, bevor sie angreifen. Wie
erwartet werfen sie magische Furcht in die Gruppe, nebst einem illusionären
Todesstrahl. Beides ist dank magischer Absicherung quasi wirkungslos. Dunlan
Blutaxt ruft die Wut seines Totems an, verschwimmt wie ein Displacer Beast und
donnert in die Gruppe, wobei gleich der erste Dämon mit einem dünnen Schrei und
einem Hagel aus Schattenfetzen vergeht. Das gibt den Ton für diesen Kampf an,
der trotz etwas Schaden an der Vorhut danke heiliger Magie und Wychlaran
Schlafflüchen sehr einseitig zu Gunsten
der Helden ausgeht.
Damit ist die Schlacht um die Feste Karkalok eröffnet.