Tuesday, August 9, 2022

Vom Fall der ersten legendären Bestie, von rauen Sitten im raueren Norden, dem Wendigo und baufälligen Überresten der Rhaumatari.

 TL;DR: Der Kampf geht recht ausgeglichen von statten, Sirasi legt Throl dann aber mit meisterhaften Hex schlafen, Kyrol tranchiert den Frosch dann per coup de grace. Mit dem Kopf von Throl im Schlepptau gehts aus dem Tal, wo wir einen Fuchs treffen der in echt ein Silberdrache ist, eher Drachin, die uns ihre Hilfe anbietet. Die nehmen wir gerne an, aber in der Zwischenzeit kommts zum Zwischenfall zwischen zwei zwieträchtigen Leuten, Ulgan und Aline haben einen unschönen Zwischenfall. In der Nacht drauf überfällt uns der leibhaftigte Wendigo, dem wir knapp entkommen,  ohne Ulgan und Orjun, die wir ihrem Schicksal überlassen, mangels anderer Möglichkeiten. Tags drauf Cliffhanger bei einer Rhaumatari-Ruine, von der uns die Drachin erzählt hat.

15.-16. Ches 1361

Fürs Erste ist in der Kammer des Throl alles ruhig, nur die übernatürlich scharfen und mit Restlichtverstärkung ausgestatteten Augen von Alviss können im Zwielicht ein paar kleiner Frösche erspähen, die keine Anstalten machen vorzurücken. Klein ist zwar relativ, auch diese haben einen Durchmesser von fast 2 Metern, sind so aber noch immer um einiges kleiner als die von vorhin. Sirasis anhaltende und halblaute Beschwerden, dass man dann ja eigentlich noch Pause machen hätte können, um sich magisch auf den Kampf vorzubereiten, werden schnell vom Geräusch einer Person in Plattenrüstung im vollen Lauf übertönt. Areel, der Aasimar der die Helden gesucht hat, kommt mit leicht gerötetem Gesicht um die Ecke gescheppert, und warnt die Helden vor einer nachrückenden Welle Frösche, die Orjun und Ulgan so gut und solange es geht aufhalten werden.

Voraus ist außer den misstrauisch schauenden kleineren Fröschen nichts zu sehen, die Kammer ist fast ganz dunkel, nur mit etwas Mühe und dank dem über allem liegenden magischen Glanz können ihre ungefähren Umrisse ausgemacht werden. In der Mitte liegt ein zugefrorener Teich, der sich einige Dutzend Meter in die Länge erstreckt und ungefähr die Hälfte davon in die Breite. Einige riesige Steine liegen im Raum verstreut, durch das sie überziehende Eis zu Säulen und Stalagmiten verwandelt, die grob zwei Tunnel flankieren, welche im Norden und Süden aus dem Raum führen. Weiter hinten steigt der gesamte Raum etwas an und bildet eine Art erhöhtes Podest, macht aber auch eine Kurve, so dass die hinterste Ecke nicht einsehbar ist.

Ein Schatten an einem der vorderen Steine wird etwas größer, als er von Kyrol Gesellschaft bekommt. Alviss versucht dem Schurken zu folgen, ein ungünstiger Schritt auf eine von Firn bedeckte Eisplatte schickt ihn dabei auf seinen Ermittlerhintern, das leise Gefluche darüber wird aber von sonorem Gesang aus den hintern Reihen unterbrochen, als Areel seine göttliche Magie gegen die wilden Anomalien im lokalen magischen Gewebe stemmt. Der Gesang wiederum wird beantwortet und übertönt von gutturalem Gequake tief aus der Höhle, dass die kleineren Fröschen weiter vorne ebenfalls aufnehmen, bis eine Kakophonie aus Quaken von den Wänden hallt, laut genug, um einige Eiszapfen von der Decke zu lösen und zu Boden krachen zu lassen. Nichts gegen das Krachen, mit dem eine Gletscherkröte durch das Eis des Teichs in der Mitte bricht, um sich auf die Helden zu stürzen, während eine Zweite aus dem nördlichen Gang kommt und Alviss anvisiert. In ihrem Schatten bringt sich eine Kleinkröte in Position, und visiert Daek an. Sie holt tief Luft und macht Anstalten einen Eiszapfen, scheinbar aus ihrem Atem geformt, nach dem Mönch zu spucken. Doch ist sie zu hektisch, und das Geschoss flutscht rückwärts in ihren Rachen. Das fügt der Kröte zwar keinen Schaden zu, sie wird aber von einem amphibischen Hustenanfall gebeutelt. Die Schrecksekunde ist vorbei, und die Helden selbst springen in Aktion, im Fall von Daek im wahrsten Sinn des Wortes, denn er überbrückt die Distanz zwischen sich und dem würgenden Kleinfrosch mit einem Satz und wendet ein alles andere als freundliches Heimlichmanöver an, was den Eiszapfen aus dem Froschmaul befördert, begleitet von einer dünnen Blutfontäne. Aline baut sich mit dem Schwert in Händen inmitten des Kampfes auf, der Eisfläche voraus nicht ganz trauend, bereit jeden Gegner zu zerhacken, der sich an sie heranwagt. Am nördlichen Gang schwingt eine große, blau-rote Zunge im hohen Bogen um eine Säule, und wird in letzter Sekunde von einem Rapier abgewehrt, der dann wie ein Reiherschnabel vorschnellt und dem Besitzer der Zunge eine tiefe Wunde zufügt, was vermutlich wütendes aber definitiv schmerzerfülltes Gequake hervorruft. Ein anderer Kleinfrosch, der sich bisher etwas zurückgehalten hat, hat dort Erfolg wo sein Artgenosse grade versagte, und Aline kann einen armdicken Eiszapfen grade so noch abwehren, was ihr einiges an Schmerzen zufügt, bevor sie sofort wieder in Bereitschaftshaltung geht, den Übeltäter finster anstarrend.

An dieser Stelle tritt der Herr der Grotte aus seinem Domizil auf der Erhöhung am hinteren Ende der Eishöhle. Throl höchstselbst gibt sich die Ehre, und lässt seine beeindruckend Masse im schwachen Licht seines Reiches schimmern. Er baut sich mit aufgeblähtem hellblauen Kehlsack majestätisch auf und scheint auf einen würdigen Herausforderer zu warten. Zur Antwort hebt sich Sirasi auf einer Fontäne aus Schneeflocken in die Lüfte, und ein Hagel aus Steinen und Eisbrocken geht über den Dienern von Throl nieder. Jenseits dieser kosmetischen Effekte hatte die wilde Magie bisher wenig Einfluss auf die Zauberei der Wychlaran. Auch Kyrol hat bisher Glück mit seinen Zaubern, und versucht an seine Erfolge im letzten Kampf anzuknüpfen, als er sich hinter einer Säule hervorlehnt und eine Säurekugel nach dem Frosch wirft, der sich gerade einen Rapierstich in seiner Seite reibt. Die faustgroße, giftgrün leuchtende Kugel durchschlägt das linke Auge der Kröte mit einem lauten Zischen und tritt einen Herzschlag später knapp über dem rechten wieder aus, alles zwischen diesen beiden Punkten zersetzend. Für einen Sekundenbruchteil scheint dies den gigantischen Frosch nicht sehr zu stören, dann bricht er in sich zusammen. Wie zur Antwort darauf ertönen aus dem Gang hinter der Gruppe plötzlich immer lautere Geräusche, die nach über Eis und Fels hüpfenden Kreaturen klingen. Einige sind wohl an Ulgan und Orjun vorbeigekommen, oder sind die beiden am Ende gefallen? Keine Zeit nachzusehen. Areel bewegt die Finger in einer komplexen Geste, und trotz Widerstandes des auf Eismagie geeichten Ortes entsteht eine lodernde Flammenwand, die den Gang komplett ausfüllt, und schlagartig einige Kubikmeter Eis zu Dampf verwandelt. Mit einem ähnlichen Zischen schleudert sich einer der Kleinfrösche auf Aline, und wird sofort mit einem Aufwärtshieb empfangen, der das stumpfe Froschmaul knapp vor den eng beieinander liegenden, hervorquellenden Augen spaltet. Das Wesen landet krachend auf dem Boden und reibt unter Klagelauten seine Schnauze, ist aber gleich wieder kampfbereit, während sein größerer Artgenosse versucht an Aline Rache zu nehmen. Das Wesen holt tief Luft und schließt das Maul. Seine die Augen quellen sogar noch mehr hervor, als es sich mit einem ledrigen Geräusch ruckartig aufbläht, und eine Wolke aus magischen Eis in alle Richtungen verbreitet. Unter der Deckung dieser Attacke schießt der Frosch mit seiner Zunge nach Aline, die prompt an dem ekelhaften Organ hängen bleibt, und sich mit beiden Beinen dagegen stemmt, in das Maul der Kreatur gezogen zu werden. Ungeachtet dessen schnappt Daek den von ihm flüchtenden Kleinfrosch, und schleudert ihn mit aller Kraft hinter dem zuvor ausgespuckten Eiszapfen her gegen die nächste Wand, wo er als Sack aus gebrochenen Knochen liegenbleibt. Noch bevor der Kadaver am Boden aufschlägt ist Daek schon weitergelaufen, und zertrümmert dem Frosch den Aline verletzt hat mit einem Tritt das Rückgrat. Einen kleinen Frosch gibt es aber noch, und der hat auf die aufsteigende Wychlaran gelauert, die in seinen Augen wie eine saftige Libelle über einem Teich zur Decke aufsteigt. Die Augen des Frosches sind größer als sein Magen, und auch als seine Zielsicherheit. Die Zunge entrollt sich, und bleibt für einen Sekundenbruchteil ungefähr einen Meter vor Sirasi in der Luft hängen, bevor sie mit elastischem Schwung in die andere Richtung saust wo sie mit einem lauten Klatschen im Gesicht ihres Besitzers landet. Ein eindeutig verächtliches Grunzen ertönt vom einem der größeren Frösche, der zeigt wie es geht, als er seine eigene Zunge zielsicher und für alle sichtbar mitten ins Gesicht von Alviss schießt, um ihn dann in einem Happs zu verspeisen. Das war zumindest sein Plan, und um ein Haar hätte er Erfolg gehabt, aber da hat er die Rechnung ohne die halbphänomenalen, fast kosmischen Kräfte der Panasche gemacht. Denn Alviss kann den Treffer grade so abfälschen, weshalb die Zunge quer über seinen Körper schleimt, wo die dank Extrakt dort sprießenden alchemischen Stacheln ihr tiefe Schnitte zufügen. Auch im Reich der Gletscherkrötenfroschunken kommt Hochmut vor dem Fall.

Um diesen auf Seiten der Helden gleich präemptiv zu verhindern demonstriert Throl denselben Trick wie die Kröte bei Aline, nur dass die hier beschworene Eiswolke vom Meister und nicht vom Gesellen kommt. Die Temperatur in der Höhle fällt nochmal um einige Dutzend Grade, und selbst die mit Frostwiderstand gesegneten Helden merken, dass ihre magischen Defensivkräfte bis aufs Äußerste strapaziert werden. Der Eisnebel wabert in wilden, arkanen Mustern durch die Höhle, und sowohl die Schülerin der Geister von Rashemen als auch der Schüler magischer Akademien von Aglarond wissen, Throl manipuliert die wilde Magie an diesem Ort gegen die Helden, er hat sie wohl an sich gebunden, und ist zu einem lebenden Nexus wilder Macht geworden. Dadurch wird Zaubern an diesem Ort für jeden, der nicht auf die Eismagie der Froschkröten eingestimmt ist, um einiges schwieriger. Alviss und Sirasi machen sich bereit, nach dieser Erkenntnis auf Fähigkeiten zurückzufallen, welche die Magie selbst umgehen können. Für den Ermittler bedeutet das Extrakte und der kalte Stahl seines Rapiers, für Sirasi die aus ihrer Verbindung mit den Knochen des Landes geschmiedeten Zaubermale und Flüche, denn alles andere hat kaum Aussicht, dem magischen Würgegriff des Throl zu entwischen. Leider teilen die Beiden diese tiefe esoterische Erkenntnis niemandem mit, weshalb Kyrol vortritt, einige arkane Gesten macht und…nichts passiert. Er steht kurz etwas verdattert da, was nur sichtbar ist da er entgegen seinen Erwartungen selbst sichtbar bleibt. Sirasi bemerkt dass dann doch, und ruft ihm die Sache mit der wilden Magie zu. Der Winkel der Säule vor dem Schurken bewirkt, dass außer der Hexe niemand seinen anschließenden Gesichtsausdruck sehen kann, was Sirasi irgendwie schade findet. Alviss ergreift hier die Initiative und tritt an den Platz, an den der Schurke eigentlich wollte, wo er sich weiter für den vorherigen Zungenkuss bedankt, indem er den Frosch vor sich einige Male in schneller Abfolge perforiert. Areel versucht sich am anderen Ende des Kampfes in eine bessere Position zu bringen, was den Frosch der Aline gerade fressen wollte dazu veranlasst, sie loszulassen, um reflexartig nach dem Aasimar zu beißen, wobei er aber größtenteils nur Rüstungsplatten erwischt, weshalb Areel sich gleich aus der Umklammerung befreien kann. Jetzt hat der Frosch plötzlich zwei Gegner vor sich, und Aline nutzt ihre neu gewonnene Freiheit, um kräftig auf das Wesen vor sich einzuhacken. Ihre Hiebe sind kraftvoll, und trotz der eisharten Haut öffnet sich nach wiederholten Treffern an derselben Stelle eine tiefe Wunde, aus der ein Schwall purpurrotes Blut zu fließen beginnt. Der schwer verletzte Frosch fährt herum und versucht Aline erneut mit seiner Zunge zu neutralisieren, sie ist aber diesmal bereit und rollt sich geschickt unter dem herumpeitschenden Greiforgan durch. Genau vor das Maul des letzten Kleinfrosches, der mit neuem Mut die vorherige Selbstdemütigung überspielen will, aber wieder nur ein großes Maul voll Luft erwischt.

Daek turnt unterdessen geschickt vom Hauptkampf weg, um Throl direkt anzugehen. Ob er Sirasis Warnung über die Magie nicht gehört hat, oder ob es ihm egal ist, ist schwer zu sagen, aber Daek Aschemantel versucht im Reich des Eisfroschkönigs die Antithese zu Eis zu beschwören, seine patentierten Feuerstrahlen. Das Auge Oghmas liegt wohlwollend auf seinem Jünger, und zwei lodernde Strahlen versengen dem legendären Amphibium einiges an Haut. Throl scheint ob dieser Entwicklung sehr perplex, tut aber vorerst nichts, außer Daek etwas erzürnt anzustarren. Vermutlich konzentriert er sich auf Sirasi, die an der Decke schwebt und versucht eine größere Flammenkugel in den Kampf zu schicken. Die Flammensphäre beginnt zu erblühen, da wickeln sich eisblaue Fasern um die rote Kugel und verwandeln sie in einen Schauer grüner Funken, der zielsicher in die Wunden ihrer umstehenden Kameraden eindringt und diese schließt, was vor allem für Aline ein extrem praktischer Zufall ist. Das Land ist Sirasi also weiter hold, aber das war eine gewichtige Erinnerung, sich mit der wilden Magie vielleicht doch nicht anzulegen. Throl ist wenig erfreut darüber, das in seinem Hause so gezaubert wird, und er ignoriert den anmaßenden Kerl mit nacktem Oberkörper neben sich, wendet seinen Leib etwas, bläht kurz die Nüstern und spuckt dann mit einem lauten Rülpsen eine Wolke ultragekühlter Luft über die Hexe und ihre Kameraden. Sirasi ist aber gerade so außer Reichweite, und auch sonst übersteht die Gruppe diesen Angriff glimpflich. Kyrol findet wie immer eine Spalte die groß genug ist ihn vollständig zu verbergen, obwohl sie noch vor einer Sekunde absolut nicht sichtbar war, und Areel kann sich rechtzeitig hinter einen toten Frosch werfen, der auch Aline genug Deckung gibt, um sie vor dem meisten Schaden zu schützen. Aber der Druck steigt trotzdem, den mit einem wütend-schmerzerfüllten Quaken hüpft ein Gletscherfrosch durch Areels Flammenwand, und geht sofort zum Angriff über.

Während unter ihr die Schlacht wogt durchkramt Sirasi unterdessen ihren Geist für eine Antwort auf die Eiswolke, und entscheidet sich zu einem riskanten Plan. Mit geistigen Fingern greift sie nach dem Verstand des Throl, und versucht die Stelle zu finden wo man drücken muss, um den riesigen Kerl schlafen zu legen. Unwahrscheinlich sie in so einem chaotischen Kampf zu finden, noch unwahrscheinlicher dass so ein mächtiges Wesen nicht einfach widersteht, aber es muss versucht werden. Hierhin und dorthin windet sich das silbrige Etwas, als das der Verstand der Bestie vor ihrem geistigen Auge auftaucht, doch sie kann keine Lücke finden, durch die sie eindringen kann. Doch halt, da ist ein dunkler Fleck, eine Spalt, eine winzige Lücke, wie ein Haarriss in einer Gletscherwand. Tief in diesen pflanzt sie magisch einen kleinen Keim der Müdigkeit, und wie eine Blume im Frühling das Eis durchbricht, um zu blühen, umwickelt die Magie Throls Bewusstsein. Der gewaltige Frosch schielt theatralisch, gähnt laut und schläft ein. Sirasi kann es kaum fassen.

Das ist die Chance für einen Todesstoß, sieht sie, und gestikuliert wild in Richtung Frosch und dann in Richtung Kyrol, dem der Gedanke fast zeitgleich gekommen ist und der die Gesten sofort als den Befehl interpretiert, der sie sind. Er nickt knapp Alviss zu, der in diesem Moment den Frosch vor ihnen abserviert, und so den Weg freimacht. Dann aktiviert er mit einem geflüsterten „Nesiri“ sein magisches Dryadenamulett, und dank der Schnelligkeit der Natur und des Jägers tanzt er über das Eis und die Trümmer, um mit gezogenem Schwert neben dem hoch aufragenden schlafenden Leib zu landen. Am anderen Ende der Höhle lässt Areel derweil einen Hagel aus Flegelschlägen auf den Frosch vor sich niederprasseln. Die Kette der Waffe rasselt, als ihr mit kurzen Stacheln bewehrter Kopf immer und immer wieder in weiten Bögen herumfliegt, um mit dumpfem Klatschen auf den großen Frosch zu treffen, bis dieser sich nicht mehr rührt. Der Aasimar ist aber noch nicht fertig, und mit rechtschaffendem Zorn teilt er seine restlichen Schläge auf, wobei ihm auf dem Höhepunkt seiner Attacke eine kurze Vision des fetten Barbaren durch den Kopf fährt, der an der Seite des dürren Kerls mit der Armbrust Frösche in Stücke haut. Sie leben also noch, denkt sich der Aasimar, und wirbelt seinen Flegel weiter. Der vom Pech verfolgte kleine Frosch mit den großen Augen und dem leeren Magen kann einem der Schläge noch ausweichen, der nächste trifft ihn hart genug, um ihn ein paar Meter zu werfen. Von wo er sofort zurückspringt, um Areel zu beißen. Aber wieder verschätzt er sich in der Distanz und landet krachend auf dem Eis, wonach er einige Knochensplitter aus seiner Kauleiste ausspuckt. Seinem von der Flammenwand angesengten Kameraden geht es aber noch schlechter, Aline tritt vor, tritt dem Frosch gegen das Maul, und sticht diesem, als er es fauchend öffnet, durch den Gaumen ins Gehirn. Als Dank erscheint dann aber ein bis dato nicht in Erscheinung getretener kleiner Frosch aus einem Seitengang und beißt sie in die Hand. Ein Schwall aus kreativen rashemitischen Flüchen erfüllt den vorderen Teil der Höhle.

Weiter hinten ist sich Kyrol dem sanften Druck der auf ihm lastenden Verantwortung bewusst, auch ganz ohne die entsprechenden Hinweise von irgendwo hinter ihm in der Luft. Er überlegt kurz angestrengt, wo an einem riesigen, legendären Gletscherfrosch die verwundbarste Stelle ist, die vagen Androhungen was passiert, wenn er diese mit all der Macht der Wychlaran ermöglichte Chance vergeigt, ignorierend. Sein antikes, vor Magie summendes Schwert fährt geleitet zu gleichen Teilen von seiner ureigenen Macht und dem Anatomieverständnis des Schurken vor. Umspielt von einer Aura aus kleinsten Blitzen fährt es durch die gepanzerte, warzige Haut des legendären Gletscherfrosches als wäre sie nichts als Morgennebel, und sinkt bis zum Heft in dessen Rumpf, wo die hungrige Klinge aus kaltem Stahl das Herzblut des Wesens trinkt. Für einen kurzen Moment scheint die ganze Welt Atem zu holen, und der magische Druck steigt exponentiell an, bevor sich die in Throl gesammelte Macht schlagartig und in der bisher größten Eisexplosion des Tages entlädt. Kopfgroße Eisbrocken und Eiszapfen in der Größe von Schwertklingen fliegen in alle Richtungen, begleitet von einem Schauer halbgefrorener magischer Eingeweide und jeder Menge Schnee.

Unter Sirasis Jubel klettert Kyrol anschließend unversehrt aus einem Schneehaufen hervor, was er gerade mit der Hexe gemeinsam vollbracht hat wird ihm erst langsam greifbar. Alviss schüttelt die Ehrfurcht über den Tod der ersten legendären Bestie so locker ab wie den durch das Eis an ihm entstandenen Schaden, tritt vor und beendet die Pechsträhne des Kleinfroschs bei Areel sehr endgültig mit einem gezielten Stich, während Aline sich für den Biss in die Hand damit bedankt, dem Besitzer des Mauls selbiges in mehrere Streifen zu schneiden, bevor sie ihn mit einem Überkopfschlag spaltet. Ihr Blick fährt schnell in der Höhle herum, aber außer einem Halbelf und einem Aasimar, welche jeweils aus Erfahrung und Instinkt Abstand zu einer wütenden Aline halten, ist niemand zu sehen. Daek hat es südlich des Epizentrums des Throlkraters plötzlich mit einem weiteren großen Frosch zu tun, der nach seiner Hand schnappt. Diese bekommt er auch, sehr schnell, mehrfach, und gemeinsam mit ihrem Kameraden, um den Schädel geworfen, bis dieser sich unter der gepanzerten Haut praktisch verflüssigt. Sein Gegner geht mit tödlichem Schädel-Hirn Trauma zu Boden, doch im Gang hinter ihm vernimmt das scharfe Mönchsgehör einiges. Ein ebenso scharfer Pfiff lenkt Kyrols Aufmerksamkeit auf den Oghmadiener, der eine schnelle Abfolge von Handzeichen hochwirft. Kyrol übersetzt sinngemäß: Da kommt einiges an Fröschen aus dem Gang im Süden! Mit geschickten Fingern und scharfem Messer trennt Kyrol den Kopf des Throl mit der Hilfe von Daek von dessen Leib, und übergibt ihn schließlich in die wesentlich stärkeren Arme von Aline, während er einer Sache nachgehen muss. Er hat bei seiner blutigen Arbeit auf der Plattform, von der Throl kam, das untrügliche Glänzen von Gold gesehen. Viel Zeit ist nicht, aber der Hort muss zumindest etwas geplündert werden, sonst verzeiht Ulgan dass der Gruppe nie. Kyrol klettert geschickt auf die vereiste Plattform, und erblickt einen wahrhaft gewaltigen Berg aus Münzen und Juwelen, sowie einigen wenigen Gegenständen, allesamt unter zentimeterdickem Eis gefangen. Seine Hand fährt zum Gürtel, er holt eine Phiole Alchemistenfeuer hervor, und leert sie geschickt über die Stellen, wo das Eis am schwächsten ist, ein Trick den er von Alviss gelernt hat. Der ist unterdessen auch angekommen, aber am Fuß der Plattform, auf dem Gesicht. So war das nicht geplant, er rappelt sich auf, wischt sich den Schnee aus den Augen und startet einen zweiten Versuch. Der knapp unter der Kante wieder im Fehlschlag endet, und diesmal zieht sich der Ermittler auch noch eine kleine Platzwunde zu. Im Schnee sitzend hört er die Rufe seines Schurkenfreundes, dass in all dem Schnee und Eis auch Zauberstäbe und Roben liegen. Die müssen offensichtlich magisch sein, das alchemistische Feuer hat ihnen gar nichts ausgemacht. Ob dieser möglichen Misshandlung von magischen Gegenständen angespornt zaubert Alviss sich die heilige Macht des Affenfisches auf den Leib und läuft die Wand hoch, wo er dann nach kurzer Unterredung mit Kyrol über die Feinheiten der Enteisung wichtiger Ausrüstung seinen eigenen Rat frei interpretiert und alles mit Flammenatem im Eilzugstempo freischmilzt, als weitere Froschgeräusche aus dem östlichen Gang ertönen. Wie auf Stichwort kollabiert justament hier die Flammenwand von Areel, und gibt den Blick auf Ulgan und Orjun frei. Das dynamische Duo sprintet etwas angeschlagen in die Höhle und verkündet, dass auch im Osten eine Horde an Fröschen heranhüpft, vom Tod ihres Anführers in Rage gebracht. Vielleicht, oder vielleicht auch nur sehr hungrig.

Daek, Alviss und Kyrol schaufeln mit geübten Griffen so viele Münzen in Taschen und Säcke wie die Zeit zulässt, dann gibt man Fersengeld und flüchtet auf Geheiß von Sirasi durch den nördlichen Gang, aus dem keine Geräusche ertönen. Wie erhofft führt der Gang zu einem von den Fröschen ungenutzten Teil des Höhlenlabyrinthes, und Kyrol kann mit geübtem Auge auch noch einen Pfad finden, der Richtung Oberfläche führt. Auf dem Weg dorthin läuft der kampfgezeichnete und breit grinsende Ulgan neben Aline, und bietet ihr an, den Schädel des Throl für sie zu tragen. Die Verwünschungen, die ihm danach an den Kopf fliegen, lassen sein Grinsen sogar noch breiter werden. Unverbesserlich, dieser Ulgan. An der Oberfläche angekommen kann sich Alviss blitzartig anhand der umliegenden Gipfel orientieren, setzt sich neben Kyrol an die Spitze der Gruppe, und die beiden führen mit vereinten Kräften die Gruppe aus dem Tal hinaus auf ein Plateau dahinter in Sicherheit.

Dort wird kurz verschnauft, es werden Kampfgeschichten und freundliche Beleidigungen ausgetauscht, während das Adrenalin langsam von der kalten Bergluft und der Freude über einen weiteren überstandenen Kampf aus der Blutbahn gewaschen wird. Da rucken die Köpfe der aufmerksameren Helden aber schon herum, denn sie werden beobachtet. Von einem Schneefuchs. Schon wieder, denn einige erinnern sich, auch bei der Hütte war ein Schneefuchs. Und vor dem ersten Angriff durch den Ijiraq war ebenfalls ein Fuchs gesichtet worden. Und davor vielleicht auch. So viele Zufälle gibt es nicht, ist sich Sirasi sicher, und sie versucht, den Schleier der Illusion um den Fuchs zu durchschauen. Aber nein, das ist ein ganz normaler Fuchs, ganz sicher. Ein ganz normaler Fuchs der sich an genau dieser Stelle in einen Drachen verwandelt. Es ist aber zur Erleichterung aller ein silberner Drache, unter den generell für ihre ehrenhaftere und Sterblichen gegenüber wohlwollendere Art bekannten metallischen Drachen die mitunter standhaftesten Streiter für das Gute. Das wissen einige der Anwesenden, und erinnern mit sehr pointierten Gesten auch die Gruppenmitglieder daran, die beispielsweise wie Ulgan den Drachen etwas unpassend beutegierig anstarren. Aber selbst der sonst in jeder Hinsicht von sich überzeugte Drachentöter von Kette lässt die Hand schnell wieder vom Griff der Axt sinken. Nicht nur, weil hier ein Wesen des absoluten Guten vor ihnen steht, sondern auch weil der Drache fast sechs Meter groß ist, und das mit eingefalteten Flügeln und im Sitzen. Im harten Kontrast zur gewaltigen und wehrhaften Gestalt vor ihnen ertönt eine Stimme wie von einem jungen Mädchen in den Köpfen der Anwesenden, die aber gleichzeitig zu ihrem jugendlichen Klang unterlegt ist von der stählernen Entschlossenheit einer Veteranin vieler Schlachten und mit der Weisheit vieler Lebensjahre. Sie stellt sich als Lothrirhaira vor, und beim Klang dieses Namens sinken die Drachenkundigen fast vor Ehrfurcht auf ein Knie. Ihr Name ist auf Grund des verhältnismäßig jungen Alters der Drachin zwar nur in diesen Landen bekannt, doch ist sie ein Sprössling des legendären Umbizumbi Stahlfrostschuppe, einem der mächtigsten Silberdrachen des Nordens, der weit über die Grenzen von Rashemen hinaus bekannt ist, zumindest bei den wahrhaft interessierten Gelehrten.

Die leichte Ehrfurcht mit einem verlegenen Flügelzucken abtuend fährt sie fort, und entschuldigt sich, beobachtet hat sie die Helden tatsächlich eine Weile. Sie musste sich sicher sein, dass sie ihrer Sache dienlich wären, denn auch ein Drache hat Feinde die er, wenn schon nicht fürchtet, respektiert. Die Gruppe ist involviert mit einigen sehr mächtigen Feinden der Lothrirhaira, und deshalb konnte sie sich nicht früher offen zeigen. Überhaupt ist sie hier in den Eisgratgipfeln sehr angreifbar, und nur weil sie die große Not spürte, hat sie sich überhaupt gezeigt. Alviss hört sich diese Ausführungen genau an, und ist sich absolut und tausendprozentig sicher, dass das wahr ist. Hilfe durch einen Drachen! Endlich einmal gute Nachrichten. Der Ermittler trägt der Drachin vor, was die Gruppe hier oben zu tun hat, was eine Weile dauert, und gelegentlich von den anderen Mitgliedern der Gruppe ergänzt wird. Die Geschichte beginnt weit in der Vergangenheit am Anfang der Reise, weshalb es etwas dauert, auch weil Lothrirhaira immer wieder Detailfragen stellt. Dabei driftet ihr Blick immer öfter hinter die Humanoiden vor ihr, wo die Geräusche eines Faustkampfes laut werden, was die Helden bisher absichtlich ignorieren.

Aline hat, vermutlich gelangweilt von dem ewig langen und größtenteils telepathisch geführten Gespräch, Ulgan mit einem Hinterwackeln geködert, der ihr auch prompt auf selbigen klopfte, was ein metallisches Geräusch und einen Vorwand für einen Kampf hervorbrachte. Kurz darauf rollen die beiden sich wild balgend durch den Schnee, beiläufig beobachtet von einer sehr streng schauenden Sirasi und einem eher desinteressierten Orjun. Der Rest der Gruppe lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch, und schließlich kommt die Drachin zum Schluss, und zu ihrem Hilfsangebot. Zuerst wichtige Informationen. Das Tal vor den Helden ist das Duigantal, in dem sich eine uralte aber teilweise noch aktive Festung der Rhaumatari befindet, wo dereinst mächtige Gegenstände versteckt wurden. Am interessantesten für die Helden wäre sicherlich das „blinde Auge von Rhaumatar“ welches seinen Träger und dessen Gefährten vor Entdeckungsmagie verbirgt, was angesichts der roten Magier, welche die Helden unter Anderem verfolgen, alles andere als unpraktisch ist. Angesprochen auf magische Gegenstände kann sie auch ein paar Dinge aus ihrem Hort zum Tausch anbieten, falls die Gruppe ihre Kräfte etwas feineinstellen will. Letztlich kann sie noch mehr Informationen über die beiden anderen legendären Bestien bringen und bietet als finalen Paukenschlag an, Tukesh für die Gruppe zu holen.

An dieser Stelle wird der Kampf hinter der Verhandlungsgruppe mit einem Mal alles andere als freundlich, und alle fahren herum, einige sogar mit den Händen an den Waffen, nur um eine mit zornrotem Gesicht aus dem Schnee aufstehende Aline und einen mit teilweise heruntergelassenen Hosen etwas betreten dastehenden Ulgan zu sehen. Aus dem anschließenden lauten Streit lässt sich folgendes eruieren. Ulgan konnte den Ringkampf gegen Aline zu seiner und ihrer Überraschung erfolgreich für sich entscheiden und Aline am Boden festhalten. Derart in Siegestaumel und Liebesrausch, dachte er allen Ernstes, das sei eine eindeutige Aufforderung zum sofortigen Vollzug der noch-nicht Ehe, weshalb er das auch vor allen einfach so getan hätte, wies halt bei ihm daheim üblich ist. Eine ausnehmend dämliche Aussage, deren Richtigkeit aber von Sirasi ohne Zweifel bestätigt wird, die Sitten von Ulgans Dorf sind wirklich so rau und er ist wirklich so ein Idiot. Selbst der sonst eher zurückhaltende Orjun schüttelt bei einem Blick seines Chefs und Mitstreiters nur traurig mit dem Kopf, die anderen entspannen sich etwas. Ulgan ist die Sache entgegen aller Wahrscheinlichkeit tatsächlich peinlich, er entschuldigt sich bei Aline, die verständlicherweise wesentlich frostiger ist und wesentlich weniger geneigt ihm das alles zu glauben, wollte er sich aus ihrer Sicht doch gerade an ihr vergehen. Er gelobt Besserung, verkleinert seinen Anteil an der Beute (und unwissend auch gleich den von Orjun, was zu dessen Erleichterung kompensiert wird) bevor er mit einem schwer zu lesenden Gesichtsausdruck auf Abstand geht.

Die Drachendame hat die seltsamen und verworrenen Balzgewohnheiten von Säugetieren höflich beobachtet und nicht einmal versucht zu verstehen was vorgefallen ist, weshalb das Gespräch nahtlos fortgesetzt wird. Lothrirhaira gibt einen längeren Vortrag über Stärken und Schwächen der Chimäre, erinnert alle an die Macht der Feenlinien, mit denen die Gruppe nun vertraut ist, und legt ihnen beschwörend nahe, diese besser zu nutzen. Dazu sollen sie auch, eben mittels der Feenlinien, im Feywild die Stadt Thes’Kaltera besuchen, um zu lernen wie man die Macht dieser uralten Kraftfelder manipulieren kann. Zu welchem Zwecke oder in welchem Ausmaß dies möglich ist, das traut sich die Drachin nicht zu spekulieren, sie will keine Unwahrheit erzählen, denn auch sie weiß nur das es möglich ist, aber nicht mehr. Bei der abschließenden Fragerunde wird einem Gedankengang von Kyrol und Areel nachgegangen, nämlich wie lang so ein Froschkopf haltbar ist. Laut Kyrol bleiben nur ein paar Tage, und unhandlich ist er auch noch, weshalb mit etwas Geschick Lothrirhaira überredet wird, einen Umweg über Nathoudt zu machen und den Kopf der Froschbestie bei der alten Jhukaf unterzubringen, sie wird wissen was zu tun ist. Am Ende des Tages und der Unterredung werden noch Gegenstände verglichen und getauscht, bevor Lothrirhaira, Tochter von Umbizumbi Stahlfrostschuppe, alle auf die gute Sache und den guten Kampf gegen das Böse einschwört, ein Schwur der von allen feierlich getätigt wird. Außer von Ulgan von Kette, der ihn feierlich-mürrisch und mit offensichtlichem Unwillen tätig. Man macht sich noch aus, sich in elf Tagen, am 26., mit dem Leib von Tukesh im Schlepptau wieder zu treffen, dann springt das majestätische Wesen mit einer Bewegung wie von einer gewaltigen Katze in einem Satz ein halbes Dutzend Meter in die Höhe, breitet mit einem Knall wunderschön blau—silbrig schimmernde Flügel aus und gleitet über das Tal davon, einen langen, klagenden Schrei ausstoßend. Ein erhebender Anblick, und eine Belohnung für überstandenes Mühsal.

Der Rest des Tages vergeht routiniert. Man findet ein gutes Lager, lässt sich für die Nacht nieder, stellt Zelte auf und breitet Schlafmatten aus, bevor Abendessen gekocht wird. Doch trotz gewonnener Schlacht, Etappensieg in Form von Throl, und dem Gewinnen einer neuen, extrem mächtigen Verbündeten, kommt nicht so wirklich Feierlaune auf. Der Vorfall zwischen Ulgan und Aline überschattet alles. Der Barbar versucht die Wogen zu glätten, und stellt sich dabei in etwa so geschickt an wie ein betrunkener Eisbär im Tränkeladen. Aline sieht sich gerechtfertigt als das Fast-Opfer von Ulgans Trieben, gibt ihm aber im Gegenzug auch sehr seltsame gemischte Signale, mit ihren Hinweisen auf ihre verletzte zarte Weiblichkeit, während sie ihren Plattenpanzer ausbeult und von Knochen und Organresten ihrer letzten Opfer befreit. Das Gespräch endet nicht katastrophal, aber auch alles andere als gut, und so zieht Ulgan von Kette geknickt in ein nahes Wäldchen, um seinen Kummer zu ertränken. Der Rest der Gruppe ist aus diversen Gründen eher nicht in Trinklaune oder trinkt sowieso kategorisch nicht (was bei Daek bekannt, aber bei Orjun neu ist), weshalb Kyrol fast allein überbleibt, auf den Sieg des Tages anzustoßen. Dafür kann er seinen Jhuild wenigstens trinken wie er ihn am liebsten hat, mit Eis, ohne dauernd von den anderen dabei komisch angeschaut zu werden. Während Kyrol beweist, dass er immer den Silberdrachen in der Gewitterwolke sehen kann, ist Sirasi besorgt über Ulgan. Spätestens als der erste Baum im nahen Wald mit einem Krachen gefällt wird, sind es die anderen auch, irgendwie. Lim spioniert für Sirasi, der dicke Barbar torkelt besoffen und axtschwingend durch den Wald, während er mit sich selbst redet. Sirasi geht zu ihm, um ihn dazu zu bringen, wenigstens mit dem saufen aufzuhören. Er macht ihr zuerst halbwegs freundlich, bei anhaltendem Druck dann alles andere als freundlich klar, dass er keine Hilfe wünscht. Sirasi will ihn zu seinem eigenen Schutz in magischen Schlaf versetzen, aber der Zauber zeigt einmal mehr, dass er sehr ambivalent ist, denn er schlägt fehl. Weshalb ein in Rage geratener Ulgan ein Messer nach dem Baum knapp neben einer Wychlaran wirft. Eine Tat, auf die in den strengen Gegenden von Rashemen zu Tode foltern mit anschließender Schändung als Höchststrafe steht, eine Sache über die ein gewisser Rei Sono ein Lied singen könnte, so er noch am Leben wäre und sein Körper noch eine Zunge und Lippen hätte. Hier oben gesteht sich die einzig anwesende Wychlaran aber ein, dass hier nichts mehr auszurichten ist, und lässt den alten Bären in seinem verwundeten Stolz allein.

Er kehrt dann aber finster und wortkarg, aber anscheinend relativ bei klarem Verstand zum Lager zurück, als es Zeit wird Wachen auszumachen. Er und Orjun übernehmen die zweite, sagt Orjun, und auch der Rest teilt sich auf. Bei so vielen Leuten können vier volle Wachen eingeteilt werden, und den Helden steht nach so einem anstrengenden Tag endlich wohlverdienter langer Schlaf bevor.

Nacht auf den 16. Ches 1361

Oder so dachten sie.

Alviss wacht mitten in der Nacht auf, und ein Blick aus dem Zelt zeigt, dass etwas nicht stimmt. Orjun und Ulgan sind nirgends zu sehen, und das heruntergebrannte Feuer deutet an, dass sie schon seit einer Weile verschwunden sind. Er weckt schnell seine Kamerade, und alle machen sich ans Werk das Lager zu sichern, während es immer stärker schneit. Areel sucht rund um das Lager nach Spuren im Schnee, findet aber nichts was nicht schon von den immer dichter fallenden Flocken verdeckt wurde. Kyrol kann unterdessen mit Mühe und Not das Feuer wieder entfachen, und in seinem Schein wird langsam klar, dass es hier nicht mit rechten Dinge zugeht. Der Schneefall ist unnatürlich dicht, und die Nacht ringsum selbst für den hohen Norden ungewöhnlich stürmisch. Da ertönt ein Heulen in der Nacht. Noch recht weit weg, und etwas undeutlich geht es aber allen trotzdem irgendwie durch Mark und Bein. Alviss ist mit einem Mal sämtliche Reste seiner südländischen Bräune los und lauscht angestrengt mit den anderen in die heulende Schwärze. Es kann nicht sein. Es darf nicht sein. Ist es doch? Ein zweites Heulen ertönt. Viel näher. Diesmal zucken alle zusammen. Das Geräusch kam aus keiner lebenden Kehle und man spürt es eher als dass man es hört. Es fährt mit rohen und urtümlichen Visionen von Hunger, Gewalt und Wahn die Wirbelsäule auf und ab, und im ältesten Teil der Hirne aller Anwesenden, egal ob Elf oder Mensch, regen sich Erinnerungen des Rassegedächtnisses, als ihre weit entfernten Vorfahren in Höhlen hockten und fast ohne Sprache an ihre noch kaum geformten Götter beteten, in dieser Nacht verschont zu bleiben von den Dingen im finsteren Wald. Furcht gräbt eiskalte Finger in selbst die tapfersten Heldenherzen, und unwillkürlich erinnern sich vor allem die Rashemi der Gruppe an die alten Geschichten, die tief in der Nacht bei heruntergebranntem Feuer im Flüsterton erzählt werden. Die Geschichten die man nicht wirklich hören will, wo die Jäger nicht mit erlösender Beute zurückkehren, wo das Tauwetter keine frühen Triebe freilegt, wo in gnadenlosen, nicht enden wollenden und finsteren Winternächten Wahnsinn, Hunger und Verzweiflung die Leute im Namen des reinen Überlebens zu Taten bringt, über die man selbst hier oben nicht spricht. Geschichten an deren Ende im Frühling Dörfer gefunden werden, leer bis auf zertrümmerte Schädel in den Töpfen und geschändete Gräber. Geschichten die immer ein Wort enthalten. Für eine Sekunde ebbt der Wind ab, es ist verdächtig ruhig.

„Wendigo.“, durchbricht Alviss heisere Stimme die plötzliche Stille.

Das langgezogene, von reinem Wahnsinn gezeichnete Heulen ertönt erneut, diesmal sehr nahe, wie von einem gemarterten Tier, das unter schrecklichen Schmerzen und nagendem Hunger nach Blut schreit. Nur die durch jahrelanges Abenteurerdasein gestählte Entschlossenheit aller Anwesenden verhindert, dass jemand schreiend in die Nacht flieht. Hektisch aber ohne Fehler werden die Zelte umgestürzt, eingerollt und über die Schulter geworfen. Alle Rucksäcke werden beladen und dank Sirasi können Aline und Areel sogar notdürftig ihre Rüstungen anlegen, obwohl Alviss, der von allen am hektischsten arbeitet und sich diesmal wünscht, etwas weniger Details über ein Wesen zu wissen, sich nicht verkneifen kann zu bemerken, dass selbst eine Plattenrüstung gegen die quasigöttliche Manifestation des Kannibalismus und Hungers herzlich wenig bringt. Seine Worte gehen teilweise im lauter werdenden Sturm unter. Innerhalb weniger Minuten sind alle abmarschbereit, und Kyrol bleibt sogar noch die Zeit und Contenance für eine abfällige Bemerkung darüber, was er macht wenn sich das Ganze als Scherz von Ulgan und Orjun herausstellt. Ein Witz über den keiner lachen kann, der aber alle ins hier und jetzt zurückholt.

Möglichkeiten zur Flucht gibt es wenige. In eine Richtung liegt der offensichtliche Rückweg, das Tal der Frösche, in der Finsternis ein gefährlicher Abstieg in feindliches Gelände. Auf der anderen Seite liegt der Weg ins Duigantal, weniger steil aber komplett unbekannt, und ebenfalls alles andere als ungefährlich, selbst im Tageslicht. Die dritte Seite ist eine gerade Klippe nach unten, und auch wenn auf der letzten Seite ein sanfter Abstieg in einen kleinen Wald lockt, von dort kam das Heulen. Mangels Alternativen fleht Kyrol seine Ahnen um Hilfe an, und versucht einen Weg ins Tal Duigan zu finden. Aline unterstützt ihn dabei nach und mit Leibeskräften, und gemeinsam finden sie einen gangbaren Pfad, der sogar so vom Wind geschützt ist, dass man mehr als auf Armeslänge sieht und sich fast mit normaler Geschwindigkeit bewegen kann. Dieser Fluchtweg war der richtige, und man hat ihn gerade rechtzeitig erreicht. Kaum dass alle in dem Hohlweg verschwunden sind ertönt das Heulen wieder, ziemlich sicher am Ort des vorherigen Lagers. Frustriert und fast noch wütender als vorher verklingt es hinter den sich jetzt extrem schnell bewegenden Helden. Der Rest der Nacht bis zum Sonnenaufgang vergeht mit angespanntem Klettern in fast totaler Finsternis, doch dank gegenseitiger Hilfe und einigen halblegalen Aufputschmitteln ermüdet keiner der Helden so sehr, dass er den Weg nicht fortsetzen könnte. Das Heulen ertönt nicht mehr, was niemanden so richtig beruhigt. Kurz nach Sonnenaufgang hört der Sturm auf, und die Helden finden sich auf einem von mehreren kleinen Tälern zerfurchten Berghang, die sich weiter unten zu einem breiten Tal vereinen. Hier wachsen seltsame Tannen, normal bis auf ihre eigentümliche Farbe, von Alviss als „Petrol“ identifiziert, doch das ignorieren die Helden vorerst, in einem beispiellosen Gewaltmarsch erreicht man in weniger als einer weiteren Stunde die Talsohle, wo mit letzter Kraft ein Lager aufgeschlagen wird und alle für den Rest der Nacht und des Morgens erschöpft zusammenbrechen, Wendigo oder auch keiner, es geht nicht weiter.

16. Ches 1361

Der nächste Tag beginnt am späteren Vormittag ohne weitere Zwischenfälle. Beim Frühstück wird wenig gesprochen, allen sitzt der Schreck tief in den Knochen. Es traut sich kaum einer einen Blick zurück auf den Berg zu werfen, doch dort scheint alles normal, als wären die Schrecken der letzten Nacht nie passiert. Keiner will das Gespräch darauf lenken, doch allen steht ins Gesicht geschrieben was sie sich fragen: Was ist mit Orjun? Und Ulgan? War das wirklich der Wendigo? Alviss ist sich sicher, also ja, aber warum hier? Und warum jetzt? Soll man zurück und nach den beiden anderen suchen? Kann man überhaupt? Und was wird man finden?

Antworten wird man hier auf keine dieser Fragen finden, und auf den Berg zurückkehren klingt für alle gerade extrem unattraktiv. Also bricht man das Lager diesmal in Ruhe ab, verstaut alles richtig, überprüft nochmal auffallend akribisch die Rationen, und zieht weiter, düstere Gedanken an das Schicksal ihrer Reisegefährten auf einen späteren Zeitpunkt verschiebend. Das Wetter ist heute schön, und der Tannenwald scheint zwar seltsam gefärbt, aber sonst normal zu sein, weshalb der Vormittag mit einer angenehm ereignislosen Wanderung durch einen Hochwald vergeht. Dieser endet sehr abrupt, er geht wie abgeschnitten von voll erwachsenen Bäumen in eine von Schnee bedeckt Ebene über, ohne die am Waldrand üblichen Sträucher und Jungbäume. In einigen hundert Meter Entfernung findet sich, wie von Lothrirhaira beschrieben, eine Steilwand, in deren fast vertikale Seite Wachtürme in uraltem Stil geschlagen wurden, und davor ein großer Platz, perfekt rechteckig und wie aus schimmerndem Marmor gefertigt. Die gesamte Fläche ist in etwa 90x90 Fuß groß, schneefrei und hochgradig verdächtig. Einiges von diesem Gefühl geht aus von den aus einem nicht näher ersichtlichen Material gefertigten schwarzen Kugeln, welche an dem den Helden zugewandten Ende der Fläche absolut regungslos über den Spitzen von großen Steinsäulen schweben, und ebenso über den beiden Türmen in der Ferne.

Die Zauberkundigen und Rhaumatariexperten (eine starke Überschneidung besteht zwischen den beiden Gruppen) sehen sich das ganze an und kommen zu dem etwas offensichtlich wirkenden Schluss, dass die Kugeln wohl teil magischer Fallen sind, die nach all den Jahren noch immer aktiv zu sein scheinen und von der Kunst der Rhaumatari zeugen. Wie sie allerdings funktionieren, und wie man in die mögliche Festung dahinter kommt, das ist von hier aus weniger ersichtlich. Während man noch überlegt, finden Alviss unglaublich scharfe Augen etwas abseits einige Formen im Schnee, an einer Stelle wo wohl seit der Zeit der Erbauung dieser Festung kein Tauwetter mehr war. Es finden sich unter steinhartem Firn einige Eismumien, ihrem Zustand nach seit mehr als 120 Jahren tot, und der Kleidung nach Priester der einen oder anderen Art. Sie tragen einiges an noch brauchbaren magischen Materialien bei sich, darunter auch ein komplexer, aus Metall gefertigter Runenschlüssel, der sehr wahrscheinlich für die Vordertür der Feste ist, laut Ermittler.

Mit diesem wichtigen Gegenstand in der Hand wird ein Plan geschmiedet, was als nächstes zu tun ist…