TL;DR: Der Kampf geht recht ausgeglichen von statten, Sirasi legt Throl dann aber mit meisterhaften Hex schlafen, Kyrol tranchiert den Frosch dann per coup de grace. Mit dem Kopf von Throl im Schlepptau gehts aus dem Tal, wo wir einen Fuchs treffen der in echt ein Silberdrache ist, eher Drachin, die uns ihre Hilfe anbietet. Die nehmen wir gerne an, aber in der Zwischenzeit kommts zum Zwischenfall zwischen zwei zwieträchtigen Leuten, Ulgan und Aline haben einen unschönen Zwischenfall. In der Nacht drauf überfällt uns der leibhaftigte Wendigo, dem wir knapp entkommen, ohne Ulgan und Orjun, die wir ihrem Schicksal überlassen, mangels anderer Möglichkeiten. Tags drauf Cliffhanger bei einer Rhaumatari-Ruine, von der uns die Drachin erzählt hat.
15.-16. Ches 1361
Fürs Erste ist in der Kammer des Throl alles ruhig, nur die
übernatürlich scharfen und mit Restlichtverstärkung ausgestatteten Augen von
Alviss können im Zwielicht ein paar kleiner Frösche erspähen, die keine
Anstalten machen vorzurücken. Klein ist zwar relativ, auch diese haben einen
Durchmesser von fast 2 Metern, sind so aber noch immer um einiges kleiner als
die von vorhin. Sirasis anhaltende und halblaute Beschwerden, dass man dann ja
eigentlich noch Pause machen hätte können, um sich magisch auf den Kampf
vorzubereiten, werden schnell vom Geräusch einer Person in Plattenrüstung im
vollen Lauf übertönt. Areel, der Aasimar der die Helden gesucht hat, kommt mit
leicht gerötetem Gesicht um die Ecke gescheppert, und warnt die Helden vor
einer nachrückenden Welle Frösche, die Orjun und Ulgan so gut und solange es
geht aufhalten werden.
Voraus ist außer den misstrauisch schauenden kleineren Fröschen nichts
zu sehen, die Kammer ist fast ganz dunkel, nur mit etwas Mühe und dank dem über
allem liegenden magischen Glanz können ihre ungefähren Umrisse ausgemacht
werden. In der Mitte liegt ein zugefrorener Teich, der sich einige Dutzend
Meter in die Länge erstreckt und ungefähr die Hälfte davon in die Breite. Einige
riesige Steine liegen im Raum verstreut, durch das sie überziehende Eis zu Säulen
und Stalagmiten verwandelt, die grob zwei Tunnel flankieren, welche im Norden
und Süden aus dem Raum führen. Weiter hinten steigt der gesamte Raum etwas an
und bildet eine Art erhöhtes Podest, macht aber auch eine Kurve, so dass die
hinterste Ecke nicht einsehbar ist.
Ein Schatten an einem der vorderen Steine wird etwas größer, als er von
Kyrol Gesellschaft bekommt. Alviss versucht dem Schurken zu folgen, ein ungünstiger
Schritt auf eine von Firn bedeckte Eisplatte schickt ihn dabei auf seinen Ermittlerhintern,
das leise Gefluche darüber wird aber von sonorem Gesang aus den hintern Reihen
unterbrochen, als Areel seine göttliche Magie gegen die wilden Anomalien im lokalen
magischen Gewebe stemmt. Der Gesang wiederum wird beantwortet und übertönt von
gutturalem Gequake tief aus der Höhle, dass die kleineren Fröschen weiter vorne
ebenfalls aufnehmen, bis eine Kakophonie aus Quaken von den Wänden hallt, laut
genug, um einige Eiszapfen von der Decke zu lösen und zu Boden krachen zu
lassen. Nichts gegen das Krachen, mit dem eine Gletscherkröte durch das Eis des
Teichs in der Mitte bricht, um sich auf die Helden zu stürzen, während eine Zweite
aus dem nördlichen Gang kommt und Alviss anvisiert. In ihrem Schatten bringt
sich eine Kleinkröte in Position, und visiert Daek an. Sie holt tief Luft und macht
Anstalten einen Eiszapfen, scheinbar aus ihrem Atem geformt, nach dem Mönch zu
spucken. Doch ist sie zu hektisch, und das Geschoss flutscht rückwärts in ihren
Rachen. Das fügt der Kröte zwar keinen Schaden zu, sie wird aber von einem
amphibischen Hustenanfall gebeutelt. Die Schrecksekunde ist vorbei, und die
Helden selbst springen in Aktion, im Fall von Daek im wahrsten Sinn des Wortes,
denn er überbrückt die Distanz zwischen sich und dem würgenden Kleinfrosch mit
einem Satz und wendet ein alles andere als freundliches Heimlichmanöver an, was
den Eiszapfen aus dem Froschmaul befördert, begleitet von einer dünnen Blutfontäne.
Aline baut sich mit dem Schwert in Händen inmitten des Kampfes auf, der
Eisfläche voraus nicht ganz trauend, bereit jeden Gegner zu zerhacken, der sich
an sie heranwagt. Am nördlichen Gang schwingt eine große, blau-rote Zunge im
hohen Bogen um eine Säule, und wird in letzter Sekunde von einem Rapier
abgewehrt, der dann wie ein Reiherschnabel vorschnellt und dem Besitzer der
Zunge eine tiefe Wunde zufügt, was vermutlich wütendes aber definitiv schmerzerfülltes
Gequake hervorruft. Ein anderer Kleinfrosch, der sich bisher etwas zurückgehalten
hat, hat dort Erfolg wo sein Artgenosse grade versagte, und Aline kann einen
armdicken Eiszapfen grade so noch abwehren, was ihr einiges an Schmerzen zufügt,
bevor sie sofort wieder in Bereitschaftshaltung geht, den Übeltäter finster
anstarrend.
An dieser Stelle tritt der Herr der Grotte aus seinem Domizil auf der Erhöhung
am hinteren Ende der Eishöhle. Throl höchstselbst gibt sich die Ehre, und lässt
seine beeindruckend Masse im schwachen Licht seines Reiches schimmern. Er baut
sich mit aufgeblähtem hellblauen Kehlsack majestätisch auf und scheint auf
einen würdigen Herausforderer zu warten. Zur Antwort hebt sich Sirasi auf einer
Fontäne aus Schneeflocken in die Lüfte, und ein Hagel aus Steinen und Eisbrocken
geht über den Dienern von Throl nieder. Jenseits dieser kosmetischen Effekte hatte
die wilde Magie bisher wenig Einfluss auf die Zauberei der Wychlaran. Auch Kyrol
hat bisher Glück mit seinen Zaubern, und versucht an seine Erfolge im letzten
Kampf anzuknüpfen, als er sich hinter einer Säule hervorlehnt und eine
Säurekugel nach dem Frosch wirft, der sich gerade einen Rapierstich in seiner
Seite reibt. Die faustgroße, giftgrün leuchtende Kugel durchschlägt das linke
Auge der Kröte mit einem lauten Zischen und tritt einen Herzschlag später knapp
über dem rechten wieder aus, alles zwischen diesen beiden Punkten zersetzend.
Für einen Sekundenbruchteil scheint dies den gigantischen Frosch nicht sehr zu
stören, dann bricht er in sich zusammen. Wie zur Antwort darauf ertönen aus dem
Gang hinter der Gruppe plötzlich immer lautere Geräusche, die nach über Eis und
Fels hüpfenden Kreaturen klingen. Einige sind wohl an Ulgan und Orjun vorbeigekommen,
oder sind die beiden am Ende gefallen? Keine Zeit nachzusehen. Areel bewegt die
Finger in einer komplexen Geste, und trotz Widerstandes des auf Eismagie
geeichten Ortes entsteht eine lodernde Flammenwand, die den Gang komplett
ausfüllt, und schlagartig einige Kubikmeter Eis zu Dampf verwandelt. Mit einem
ähnlichen Zischen schleudert sich einer der Kleinfrösche auf Aline, und wird
sofort mit einem Aufwärtshieb empfangen, der das stumpfe Froschmaul knapp vor den
eng beieinander liegenden, hervorquellenden Augen spaltet. Das Wesen landet
krachend auf dem Boden und reibt unter Klagelauten seine Schnauze, ist aber gleich
wieder kampfbereit, während sein größerer Artgenosse versucht an Aline Rache zu
nehmen. Das Wesen holt tief Luft und schließt das Maul. Seine die Augen quellen
sogar noch mehr hervor, als es sich mit einem ledrigen Geräusch ruckartig aufbläht,
und eine Wolke aus magischen Eis in alle Richtungen verbreitet. Unter der
Deckung dieser Attacke schießt der Frosch mit seiner Zunge nach Aline, die
prompt an dem ekelhaften Organ hängen bleibt, und sich mit beiden Beinen
dagegen stemmt, in das Maul der Kreatur gezogen zu werden. Ungeachtet dessen
schnappt Daek den von ihm flüchtenden Kleinfrosch, und schleudert ihn mit aller
Kraft hinter dem zuvor ausgespuckten Eiszapfen her gegen die nächste Wand, wo
er als Sack aus gebrochenen Knochen liegenbleibt. Noch bevor der Kadaver am
Boden aufschlägt ist Daek schon weitergelaufen, und zertrümmert dem Frosch den
Aline verletzt hat mit einem Tritt das Rückgrat. Einen kleinen Frosch gibt es
aber noch, und der hat auf die aufsteigende Wychlaran gelauert, die in seinen
Augen wie eine saftige Libelle über einem Teich zur Decke aufsteigt. Die Augen
des Frosches sind größer als sein Magen, und auch als seine Zielsicherheit. Die
Zunge entrollt sich, und bleibt für einen Sekundenbruchteil ungefähr einen
Meter vor Sirasi in der Luft hängen, bevor sie mit elastischem Schwung in die
andere Richtung saust wo sie mit einem lauten Klatschen im Gesicht ihres
Besitzers landet. Ein eindeutig verächtliches Grunzen ertönt vom einem der
größeren Frösche, der zeigt wie es geht, als er seine eigene Zunge zielsicher
und für alle sichtbar mitten ins Gesicht von Alviss schießt, um ihn dann in
einem Happs zu verspeisen. Das war zumindest sein Plan, und um ein Haar hätte
er Erfolg gehabt, aber da hat er die Rechnung ohne die halbphänomenalen, fast
kosmischen Kräfte der Panasche gemacht. Denn Alviss kann den Treffer grade so
abfälschen, weshalb die Zunge quer über seinen Körper schleimt, wo die dank
Extrakt dort sprießenden alchemischen Stacheln ihr tiefe Schnitte zufügen. Auch
im Reich der Gletscherkrötenfroschunken kommt Hochmut vor dem Fall.
Um diesen auf Seiten der Helden gleich präemptiv zu verhindern demonstriert
Throl denselben Trick wie die Kröte bei Aline, nur dass die hier beschworene
Eiswolke vom Meister und nicht vom Gesellen kommt. Die Temperatur in der Höhle
fällt nochmal um einige Dutzend Grade, und selbst die mit Frostwiderstand
gesegneten Helden merken, dass ihre magischen Defensivkräfte bis aufs Äußerste strapaziert
werden. Der Eisnebel wabert in wilden, arkanen Mustern durch die Höhle, und
sowohl die Schülerin der Geister von Rashemen als auch der Schüler magischer
Akademien von Aglarond wissen, Throl manipuliert die wilde Magie an diesem Ort
gegen die Helden, er hat sie wohl an sich gebunden, und ist zu einem lebenden
Nexus wilder Macht geworden. Dadurch wird Zaubern an diesem Ort für jeden, der
nicht auf die Eismagie der Froschkröten eingestimmt ist, um einiges
schwieriger. Alviss und Sirasi machen sich bereit, nach dieser Erkenntnis auf
Fähigkeiten zurückzufallen, welche die Magie selbst umgehen können. Für den
Ermittler bedeutet das Extrakte und der kalte Stahl seines Rapiers, für Sirasi
die aus ihrer Verbindung mit den Knochen des Landes geschmiedeten Zaubermale
und Flüche, denn alles andere hat kaum Aussicht, dem magischen Würgegriff des
Throl zu entwischen. Leider teilen die Beiden diese tiefe esoterische
Erkenntnis niemandem mit, weshalb Kyrol vortritt, einige arkane Gesten macht
und…nichts passiert. Er steht kurz etwas verdattert da, was nur sichtbar ist da
er entgegen seinen Erwartungen selbst sichtbar bleibt. Sirasi bemerkt dass dann
doch, und ruft ihm die Sache mit der wilden Magie zu. Der Winkel der Säule vor
dem Schurken bewirkt, dass außer der Hexe niemand seinen anschließenden Gesichtsausdruck
sehen kann, was Sirasi irgendwie schade findet. Alviss ergreift hier die
Initiative und tritt an den Platz, an den der Schurke eigentlich wollte, wo er
sich weiter für den vorherigen Zungenkuss bedankt, indem er den Frosch vor sich
einige Male in schneller Abfolge perforiert. Areel versucht sich am anderen Ende des
Kampfes in eine bessere Position zu bringen, was den Frosch der Aline gerade
fressen wollte dazu veranlasst, sie loszulassen, um reflexartig nach dem
Aasimar zu beißen, wobei er aber größtenteils nur Rüstungsplatten erwischt, weshalb
Areel sich gleich aus der Umklammerung befreien kann. Jetzt hat der Frosch plötzlich
zwei Gegner vor sich, und Aline nutzt ihre neu gewonnene Freiheit, um kräftig
auf das Wesen vor sich einzuhacken. Ihre Hiebe sind kraftvoll, und trotz der
eisharten Haut öffnet sich nach wiederholten Treffern an derselben Stelle eine tiefe
Wunde, aus der ein Schwall purpurrotes Blut zu fließen beginnt. Der schwer verletzte
Frosch fährt herum und versucht Aline erneut mit seiner Zunge zu
neutralisieren, sie ist aber diesmal bereit und rollt sich geschickt unter dem
herumpeitschenden Greiforgan durch. Genau vor das Maul des letzten Kleinfrosches,
der mit neuem Mut die vorherige Selbstdemütigung überspielen will, aber wieder
nur ein großes Maul voll Luft erwischt.
Daek turnt unterdessen geschickt vom Hauptkampf weg, um Throl direkt
anzugehen. Ob er Sirasis Warnung über die Magie nicht gehört hat, oder ob es
ihm egal ist, ist schwer zu sagen, aber Daek Aschemantel versucht im Reich des
Eisfroschkönigs die Antithese zu Eis zu beschwören, seine patentierten Feuerstrahlen.
Das Auge Oghmas liegt wohlwollend auf seinem Jünger, und zwei lodernde Strahlen
versengen dem legendären Amphibium einiges an Haut. Throl scheint ob dieser
Entwicklung sehr perplex, tut aber vorerst nichts, außer Daek etwas erzürnt
anzustarren. Vermutlich konzentriert er sich auf Sirasi, die an der Decke
schwebt und versucht eine größere Flammenkugel in den Kampf zu schicken. Die
Flammensphäre beginnt zu erblühen, da wickeln sich eisblaue Fasern um die rote
Kugel und verwandeln sie in einen Schauer grüner Funken, der zielsicher in die
Wunden ihrer umstehenden Kameraden eindringt und diese schließt, was vor allem
für Aline ein extrem praktischer Zufall ist. Das Land ist Sirasi also weiter
hold, aber das war eine gewichtige Erinnerung, sich mit der wilden Magie vielleicht
doch nicht anzulegen. Throl ist wenig erfreut darüber, das in seinem Hause so
gezaubert wird, und er ignoriert den anmaßenden Kerl mit nacktem Oberkörper
neben sich, wendet seinen Leib etwas, bläht kurz die Nüstern und spuckt dann
mit einem lauten Rülpsen eine Wolke ultragekühlter Luft über die Hexe und ihre
Kameraden. Sirasi ist aber gerade so außer Reichweite, und auch sonst übersteht
die Gruppe diesen Angriff glimpflich. Kyrol findet wie immer eine Spalte die groß
genug ist ihn vollständig zu verbergen, obwohl sie noch vor einer Sekunde absolut
nicht sichtbar war, und Areel kann sich rechtzeitig hinter einen toten Frosch
werfen, der auch Aline genug Deckung gibt, um sie vor dem meisten Schaden zu
schützen. Aber der Druck steigt trotzdem, den mit einem wütend-schmerzerfüllten
Quaken hüpft ein Gletscherfrosch durch Areels Flammenwand, und geht sofort zum
Angriff über.
Während unter ihr die Schlacht wogt durchkramt Sirasi unterdessen ihren Geist
für eine Antwort auf die Eiswolke, und entscheidet sich zu einem riskanten Plan.
Mit geistigen Fingern greift sie nach dem Verstand des Throl, und versucht die
Stelle zu finden wo man drücken muss, um den riesigen Kerl schlafen zu legen. Unwahrscheinlich
sie in so einem chaotischen Kampf zu finden, noch unwahrscheinlicher dass so
ein mächtiges Wesen nicht einfach widersteht, aber es muss versucht werden. Hierhin
und dorthin windet sich das silbrige Etwas, als das der Verstand der Bestie vor
ihrem geistigen Auge auftaucht, doch sie kann keine Lücke finden, durch die sie
eindringen kann. Doch halt, da ist ein dunkler Fleck, eine Spalt, eine winzige
Lücke, wie ein Haarriss in einer Gletscherwand. Tief in diesen pflanzt sie
magisch einen kleinen Keim der Müdigkeit, und wie eine Blume im Frühling das
Eis durchbricht, um zu blühen, umwickelt die Magie Throls Bewusstsein. Der
gewaltige Frosch schielt theatralisch, gähnt laut und schläft ein. Sirasi kann
es kaum fassen.
Das ist die Chance für einen Todesstoß, sieht sie, und gestikuliert wild
in Richtung Frosch und dann in Richtung Kyrol, dem der Gedanke fast zeitgleich gekommen
ist und der die Gesten sofort als den Befehl interpretiert, der sie sind. Er
nickt knapp Alviss zu, der in diesem Moment den Frosch vor ihnen abserviert,
und so den Weg freimacht. Dann aktiviert er mit einem geflüsterten „Nesiri“ sein
magisches Dryadenamulett, und dank der Schnelligkeit der Natur und des Jägers
tanzt er über das Eis und die Trümmer, um mit gezogenem Schwert neben dem hoch
aufragenden schlafenden Leib zu landen. Am anderen Ende der Höhle lässt Areel derweil
einen Hagel aus Flegelschlägen auf den Frosch vor sich niederprasseln. Die Kette
der Waffe rasselt, als ihr mit kurzen Stacheln bewehrter Kopf immer und immer
wieder in weiten Bögen herumfliegt, um mit dumpfem Klatschen auf den großen
Frosch zu treffen, bis dieser sich nicht mehr rührt. Der Aasimar ist aber noch
nicht fertig, und mit rechtschaffendem Zorn teilt er seine restlichen Schläge
auf, wobei ihm auf dem Höhepunkt seiner Attacke eine kurze Vision des fetten
Barbaren durch den Kopf fährt, der an der Seite des dürren Kerls mit der
Armbrust Frösche in Stücke haut. Sie leben also noch, denkt sich der Aasimar,
und wirbelt seinen Flegel weiter. Der vom Pech verfolgte kleine Frosch mit den
großen Augen und dem leeren Magen kann einem der Schläge noch ausweichen, der
nächste trifft ihn hart genug, um ihn ein paar Meter zu werfen. Von wo er
sofort zurückspringt, um Areel zu beißen. Aber wieder verschätzt er sich in der
Distanz und landet krachend auf dem Eis, wonach er einige Knochensplitter aus seiner
Kauleiste ausspuckt. Seinem von der Flammenwand angesengten Kameraden geht es
aber noch schlechter, Aline tritt vor, tritt dem Frosch gegen das Maul, und
sticht diesem, als er es fauchend öffnet, durch den Gaumen ins Gehirn. Als Dank
erscheint dann aber ein bis dato nicht in Erscheinung getretener kleiner Frosch
aus einem Seitengang und beißt sie in die Hand. Ein Schwall aus kreativen rashemitischen
Flüchen erfüllt den vorderen Teil der Höhle.
Weiter hinten ist sich Kyrol dem sanften Druck der auf ihm lastenden Verantwortung
bewusst, auch ganz ohne die entsprechenden Hinweise von irgendwo hinter ihm in
der Luft. Er überlegt kurz angestrengt, wo an einem riesigen, legendären
Gletscherfrosch die verwundbarste Stelle ist, die vagen Androhungen was
passiert, wenn er diese mit all der Macht der Wychlaran ermöglichte Chance
vergeigt, ignorierend. Sein antikes, vor Magie summendes Schwert fährt geleitet
zu gleichen Teilen von seiner ureigenen Macht und dem Anatomieverständnis des
Schurken vor. Umspielt von einer Aura aus kleinsten Blitzen fährt es durch die gepanzerte,
warzige Haut des legendären Gletscherfrosches als wäre sie nichts als
Morgennebel, und sinkt bis zum Heft in dessen Rumpf, wo die hungrige Klinge aus
kaltem Stahl das Herzblut des Wesens trinkt. Für einen kurzen Moment scheint
die ganze Welt Atem zu holen, und der magische Druck steigt exponentiell an, bevor
sich die in Throl gesammelte Macht schlagartig und in der bisher größten
Eisexplosion des Tages entlädt. Kopfgroße Eisbrocken und Eiszapfen in der Größe
von Schwertklingen fliegen in alle Richtungen, begleitet von einem Schauer
halbgefrorener magischer Eingeweide und jeder Menge Schnee.
Unter Sirasis Jubel klettert Kyrol anschließend unversehrt aus einem
Schneehaufen hervor, was er gerade mit der Hexe gemeinsam vollbracht hat wird ihm
erst langsam greifbar. Alviss schüttelt die Ehrfurcht über den Tod der ersten
legendären Bestie so locker ab wie den durch das Eis an ihm entstandenen
Schaden, tritt vor und beendet die Pechsträhne des Kleinfroschs bei Areel sehr
endgültig mit einem gezielten Stich, während Aline sich für den Biss in die
Hand damit bedankt, dem Besitzer des Mauls selbiges in mehrere Streifen zu
schneiden, bevor sie ihn mit einem Überkopfschlag spaltet. Ihr Blick fährt
schnell in der Höhle herum, aber außer einem Halbelf und einem Aasimar, welche jeweils
aus Erfahrung und Instinkt Abstand zu einer wütenden Aline halten, ist niemand
zu sehen. Daek hat es südlich des Epizentrums des Throlkraters plötzlich mit
einem weiteren großen Frosch zu tun, der nach seiner Hand schnappt. Diese
bekommt er auch, sehr schnell, mehrfach, und gemeinsam mit ihrem Kameraden, um
den Schädel geworfen, bis dieser sich unter der gepanzerten Haut praktisch verflüssigt.
Sein Gegner geht mit tödlichem Schädel-Hirn Trauma zu Boden, doch im Gang
hinter ihm vernimmt das scharfe Mönchsgehör einiges. Ein ebenso scharfer Pfiff
lenkt Kyrols Aufmerksamkeit auf den Oghmadiener, der eine schnelle Abfolge von
Handzeichen hochwirft. Kyrol übersetzt sinngemäß: Da kommt einiges an Fröschen
aus dem Gang im Süden! Mit geschickten Fingern und scharfem Messer trennt Kyrol
den Kopf des Throl mit der Hilfe von Daek von dessen Leib, und übergibt ihn
schließlich in die wesentlich stärkeren Arme von Aline, während er einer Sache
nachgehen muss. Er hat bei seiner blutigen Arbeit auf der Plattform, von der
Throl kam, das untrügliche Glänzen von Gold gesehen. Viel Zeit ist nicht, aber
der Hort muss zumindest etwas geplündert werden, sonst verzeiht Ulgan dass der
Gruppe nie. Kyrol klettert geschickt auf die vereiste Plattform, und erblickt
einen wahrhaft gewaltigen Berg aus Münzen und Juwelen, sowie einigen wenigen
Gegenständen, allesamt unter zentimeterdickem Eis gefangen. Seine Hand fährt
zum Gürtel, er holt eine Phiole Alchemistenfeuer hervor, und leert sie
geschickt über die Stellen, wo das Eis am schwächsten ist, ein Trick den er von
Alviss gelernt hat. Der ist unterdessen auch angekommen, aber am Fuß der
Plattform, auf dem Gesicht. So war das nicht geplant, er rappelt sich auf,
wischt sich den Schnee aus den Augen und startet einen zweiten Versuch. Der knapp
unter der Kante wieder im Fehlschlag endet, und diesmal zieht sich der
Ermittler auch noch eine kleine Platzwunde zu. Im Schnee sitzend hört er die
Rufe seines Schurkenfreundes, dass in all dem Schnee und Eis auch Zauberstäbe
und Roben liegen. Die müssen offensichtlich magisch sein, das alchemistische
Feuer hat ihnen gar nichts ausgemacht. Ob dieser möglichen Misshandlung von
magischen Gegenständen angespornt zaubert Alviss sich die heilige Macht des
Affenfisches auf den Leib und läuft die Wand hoch, wo er dann nach kurzer
Unterredung mit Kyrol über die Feinheiten der Enteisung wichtiger Ausrüstung
seinen eigenen Rat frei interpretiert und alles mit Flammenatem im Eilzugstempo
freischmilzt, als weitere Froschgeräusche aus dem östlichen Gang ertönen. Wie
auf Stichwort kollabiert justament hier die Flammenwand von Areel, und gibt den
Blick auf Ulgan und Orjun frei. Das dynamische Duo sprintet etwas angeschlagen
in die Höhle und verkündet, dass auch im Osten eine Horde an Fröschen heranhüpft,
vom Tod ihres Anführers in Rage gebracht. Vielleicht, oder vielleicht auch nur
sehr hungrig.
Daek, Alviss und Kyrol schaufeln mit geübten Griffen so viele Münzen in
Taschen und Säcke wie die Zeit zulässt, dann gibt man Fersengeld und flüchtet auf
Geheiß von Sirasi durch den nördlichen Gang, aus dem keine Geräusche ertönen.
Wie erhofft führt der Gang zu einem von den Fröschen ungenutzten Teil des
Höhlenlabyrinthes, und Kyrol kann mit geübtem Auge auch noch einen Pfad finden,
der Richtung Oberfläche führt. Auf dem Weg dorthin läuft der kampfgezeichnete
und breit grinsende Ulgan neben Aline, und bietet ihr an, den Schädel des Throl
für sie zu tragen. Die Verwünschungen, die ihm danach an den Kopf fliegen,
lassen sein Grinsen sogar noch breiter werden. Unverbesserlich, dieser Ulgan.
An der Oberfläche angekommen kann sich Alviss blitzartig anhand der umliegenden
Gipfel orientieren, setzt sich neben Kyrol an die Spitze der Gruppe, und die
beiden führen mit vereinten Kräften die Gruppe aus dem Tal hinaus auf ein
Plateau dahinter in Sicherheit.
Dort wird kurz verschnauft, es werden Kampfgeschichten und freundliche
Beleidigungen ausgetauscht, während das Adrenalin langsam von der kalten
Bergluft und der Freude über einen weiteren überstandenen Kampf aus der Blutbahn
gewaschen wird. Da rucken die Köpfe der aufmerksameren Helden aber schon herum,
denn sie werden beobachtet. Von einem Schneefuchs. Schon wieder, denn einige
erinnern sich, auch bei der Hütte war ein Schneefuchs. Und vor dem ersten
Angriff durch den Ijiraq war ebenfalls ein Fuchs gesichtet worden. Und davor
vielleicht auch. So viele Zufälle gibt es nicht, ist sich Sirasi sicher, und
sie versucht, den Schleier der Illusion um den Fuchs zu durchschauen. Aber nein,
das ist ein ganz normaler Fuchs, ganz sicher. Ein ganz normaler Fuchs der sich
an genau dieser Stelle in einen Drachen verwandelt. Es ist aber zur
Erleichterung aller ein silberner Drache, unter den generell für ihre ehrenhaftere
und Sterblichen gegenüber wohlwollendere Art bekannten metallischen Drachen die
mitunter standhaftesten Streiter für das Gute. Das wissen einige der
Anwesenden, und erinnern mit sehr pointierten Gesten auch die Gruppenmitglieder
daran, die beispielsweise wie Ulgan den Drachen etwas unpassend beutegierig
anstarren. Aber selbst der sonst in jeder Hinsicht von sich überzeugte Drachentöter
von Kette lässt die Hand schnell wieder vom Griff der Axt sinken. Nicht nur,
weil hier ein Wesen des absoluten Guten vor ihnen steht, sondern auch weil der
Drache fast sechs Meter groß ist, und das mit eingefalteten Flügeln und im
Sitzen. Im harten Kontrast zur gewaltigen und wehrhaften Gestalt vor ihnen ertönt
eine Stimme wie von einem jungen Mädchen in den Köpfen der Anwesenden, die aber
gleichzeitig zu ihrem jugendlichen Klang unterlegt ist von der stählernen
Entschlossenheit einer Veteranin vieler Schlachten und mit der Weisheit vieler Lebensjahre.
Sie stellt sich als Lothrirhaira vor, und beim Klang dieses Namens sinken die
Drachenkundigen fast vor Ehrfurcht auf ein Knie. Ihr Name ist auf Grund des verhältnismäßig
jungen Alters der Drachin zwar nur in diesen Landen bekannt, doch ist sie ein
Sprössling des legendären Umbizumbi Stahlfrostschuppe, einem der mächtigsten Silberdrachen
des Nordens, der weit über die Grenzen von Rashemen hinaus bekannt ist,
zumindest bei den wahrhaft interessierten Gelehrten.
Die leichte Ehrfurcht mit einem verlegenen Flügelzucken abtuend fährt
sie fort, und entschuldigt sich, beobachtet hat sie die Helden tatsächlich eine
Weile. Sie musste sich sicher sein, dass sie ihrer Sache dienlich wären, denn
auch ein Drache hat Feinde die er, wenn schon nicht fürchtet, respektiert. Die
Gruppe ist involviert mit einigen sehr mächtigen Feinden der Lothrirhaira, und deshalb
konnte sie sich nicht früher offen zeigen. Überhaupt ist sie hier in den
Eisgratgipfeln sehr angreifbar, und nur weil sie die große Not spürte, hat sie
sich überhaupt gezeigt. Alviss hört sich diese Ausführungen genau an, und ist
sich absolut und tausendprozentig sicher, dass das wahr ist. Hilfe durch einen
Drachen! Endlich einmal gute Nachrichten. Der Ermittler trägt der Drachin vor,
was die Gruppe hier oben zu tun hat, was eine Weile dauert, und gelegentlich
von den anderen Mitgliedern der Gruppe ergänzt wird. Die Geschichte beginnt weit
in der Vergangenheit am Anfang der Reise, weshalb es etwas dauert, auch weil Lothrirhaira
immer wieder Detailfragen stellt. Dabei driftet ihr Blick immer öfter hinter
die Humanoiden vor ihr, wo die Geräusche eines Faustkampfes laut werden, was
die Helden bisher absichtlich ignorieren.
Aline hat, vermutlich gelangweilt von dem ewig langen und größtenteils
telepathisch geführten Gespräch, Ulgan mit einem Hinterwackeln geködert, der
ihr auch prompt auf selbigen klopfte, was ein metallisches Geräusch und einen
Vorwand für einen Kampf hervorbrachte. Kurz darauf rollen die beiden sich wild
balgend durch den Schnee, beiläufig beobachtet von einer sehr streng schauenden
Sirasi und einem eher desinteressierten Orjun. Der Rest der Gruppe lenkt die
Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch, und schließlich kommt die Drachin zum Schluss,
und zu ihrem Hilfsangebot. Zuerst wichtige Informationen. Das Tal vor den
Helden ist das Duigantal, in dem sich eine uralte aber teilweise noch aktive
Festung der Rhaumatari befindet, wo dereinst mächtige Gegenstände versteckt
wurden. Am interessantesten für die Helden wäre sicherlich das „blinde Auge von
Rhaumatar“ welches seinen Träger und dessen Gefährten vor Entdeckungsmagie verbirgt,
was angesichts der roten Magier, welche die Helden unter Anderem verfolgen, alles
andere als unpraktisch ist. Angesprochen auf magische Gegenstände kann sie auch
ein paar Dinge aus ihrem Hort zum Tausch anbieten, falls die Gruppe ihre Kräfte
etwas feineinstellen will. Letztlich kann sie noch mehr Informationen über die
beiden anderen legendären Bestien bringen und bietet als finalen Paukenschlag
an, Tukesh für die Gruppe zu holen.
An dieser Stelle wird der Kampf hinter der Verhandlungsgruppe mit einem
Mal alles andere als freundlich, und alle fahren herum, einige sogar mit den
Händen an den Waffen, nur um eine mit zornrotem Gesicht aus dem Schnee
aufstehende Aline und einen mit teilweise heruntergelassenen Hosen etwas
betreten dastehenden Ulgan zu sehen. Aus dem anschließenden lauten Streit lässt
sich folgendes eruieren. Ulgan konnte den Ringkampf gegen Aline zu seiner und
ihrer Überraschung erfolgreich für sich entscheiden und Aline am Boden festhalten.
Derart in Siegestaumel und Liebesrausch, dachte er allen Ernstes, das sei eine eindeutige
Aufforderung zum sofortigen Vollzug der noch-nicht Ehe, weshalb er das auch vor
allen einfach so getan hätte, wies halt bei ihm daheim üblich ist. Eine
ausnehmend dämliche Aussage, deren Richtigkeit aber von Sirasi ohne Zweifel bestätigt
wird, die Sitten von Ulgans Dorf sind wirklich so rau und er ist wirklich so
ein Idiot. Selbst der sonst eher zurückhaltende Orjun schüttelt bei einem Blick
seines Chefs und Mitstreiters nur traurig mit dem Kopf, die anderen entspannen
sich etwas. Ulgan ist die Sache entgegen aller Wahrscheinlichkeit tatsächlich peinlich,
er entschuldigt sich bei Aline, die verständlicherweise wesentlich frostiger
ist und wesentlich weniger geneigt ihm das alles zu glauben, wollte er sich aus
ihrer Sicht doch gerade an ihr vergehen. Er gelobt Besserung, verkleinert
seinen Anteil an der Beute (und unwissend auch gleich den von Orjun, was zu
dessen Erleichterung kompensiert wird) bevor er mit einem schwer zu lesenden
Gesichtsausdruck auf Abstand geht.
Die Drachendame hat die seltsamen und verworrenen Balzgewohnheiten von Säugetieren
höflich beobachtet und nicht einmal versucht zu verstehen was vorgefallen ist,
weshalb das Gespräch nahtlos fortgesetzt wird. Lothrirhaira gibt einen längeren
Vortrag über Stärken und Schwächen der Chimäre, erinnert alle an die Macht der
Feenlinien, mit denen die Gruppe nun vertraut ist, und legt ihnen beschwörend
nahe, diese besser zu nutzen. Dazu sollen sie auch, eben mittels der
Feenlinien, im Feywild die Stadt Thes’Kaltera besuchen, um zu lernen wie man
die Macht dieser uralten Kraftfelder manipulieren kann. Zu welchem Zwecke oder
in welchem Ausmaß dies möglich ist, das traut sich die Drachin nicht zu spekulieren,
sie will keine Unwahrheit erzählen, denn auch sie weiß nur das es möglich ist,
aber nicht mehr. Bei der abschließenden Fragerunde wird einem Gedankengang von
Kyrol und Areel nachgegangen, nämlich wie lang so ein Froschkopf haltbar ist.
Laut Kyrol bleiben nur ein paar Tage, und unhandlich ist er auch noch, weshalb
mit etwas Geschick Lothrirhaira überredet wird, einen Umweg über Nathoudt zu
machen und den Kopf der Froschbestie bei der alten Jhukaf unterzubringen, sie
wird wissen was zu tun ist. Am Ende des Tages und der Unterredung werden noch Gegenstände
verglichen und getauscht, bevor Lothrirhaira, Tochter von Umbizumbi
Stahlfrostschuppe, alle auf die gute Sache und den guten Kampf gegen das Böse
einschwört, ein Schwur der von allen feierlich getätigt wird. Außer von Ulgan
von Kette, der ihn feierlich-mürrisch und mit offensichtlichem Unwillen tätig.
Man macht sich noch aus, sich in elf Tagen, am 26., mit dem Leib von Tukesh im
Schlepptau wieder zu treffen, dann springt das majestätische Wesen mit einer
Bewegung wie von einer gewaltigen Katze in einem Satz ein halbes Dutzend Meter
in die Höhe, breitet mit einem Knall wunderschön blau—silbrig schimmernde Flügel
aus und gleitet über das Tal davon, einen langen, klagenden Schrei ausstoßend.
Ein erhebender Anblick, und eine Belohnung für überstandenes Mühsal.
Der Rest des Tages vergeht routiniert. Man findet ein gutes Lager, lässt
sich für die Nacht nieder, stellt Zelte auf und breitet Schlafmatten aus, bevor
Abendessen gekocht wird. Doch trotz gewonnener Schlacht, Etappensieg in Form
von Throl, und dem Gewinnen einer neuen, extrem mächtigen Verbündeten, kommt nicht
so wirklich Feierlaune auf. Der Vorfall zwischen Ulgan und Aline überschattet alles.
Der Barbar versucht die Wogen zu glätten, und stellt sich dabei in etwa so
geschickt an wie ein betrunkener Eisbär im Tränkeladen. Aline sieht sich
gerechtfertigt als das Fast-Opfer von Ulgans Trieben, gibt ihm aber im Gegenzug
auch sehr seltsame gemischte Signale, mit ihren Hinweisen auf ihre verletzte zarte
Weiblichkeit, während sie ihren Plattenpanzer ausbeult und von Knochen und Organresten
ihrer letzten Opfer befreit. Das Gespräch endet nicht katastrophal, aber auch alles
andere als gut, und so zieht Ulgan von Kette geknickt in ein nahes Wäldchen, um
seinen Kummer zu ertränken. Der Rest der Gruppe ist aus diversen Gründen eher
nicht in Trinklaune oder trinkt sowieso kategorisch nicht (was bei Daek
bekannt, aber bei Orjun neu ist), weshalb Kyrol fast allein überbleibt, auf den
Sieg des Tages anzustoßen. Dafür kann er seinen Jhuild wenigstens trinken wie
er ihn am liebsten hat, mit Eis, ohne dauernd von den anderen dabei komisch
angeschaut zu werden. Während Kyrol beweist, dass er immer den Silberdrachen in
der Gewitterwolke sehen kann, ist Sirasi besorgt über Ulgan. Spätestens als der
erste Baum im nahen Wald mit einem Krachen gefällt wird, sind es die anderen
auch, irgendwie. Lim spioniert für Sirasi, der dicke Barbar torkelt besoffen
und axtschwingend durch den Wald, während er mit sich selbst redet. Sirasi geht
zu ihm, um ihn dazu zu bringen, wenigstens mit dem saufen aufzuhören. Er macht
ihr zuerst halbwegs freundlich, bei anhaltendem Druck dann alles andere als
freundlich klar, dass er keine Hilfe wünscht. Sirasi will ihn zu seinem eigenen
Schutz in magischen Schlaf versetzen, aber der Zauber zeigt einmal mehr, dass
er sehr ambivalent ist, denn er schlägt fehl. Weshalb ein in Rage geratener
Ulgan ein Messer nach dem Baum knapp neben einer Wychlaran wirft. Eine Tat, auf
die in den strengen Gegenden von Rashemen zu Tode foltern mit anschließender
Schändung als Höchststrafe steht, eine Sache über die ein gewisser Rei Sono ein
Lied singen könnte, so er noch am Leben wäre und sein Körper noch eine Zunge und
Lippen hätte. Hier oben gesteht sich die einzig anwesende Wychlaran aber ein, dass
hier nichts mehr auszurichten ist, und lässt den alten Bären in seinem verwundeten
Stolz allein.
Er kehrt dann aber finster und wortkarg, aber anscheinend relativ bei
klarem Verstand zum Lager zurück, als es Zeit wird Wachen auszumachen. Er und
Orjun übernehmen die zweite, sagt Orjun, und auch der Rest teilt sich auf. Bei
so vielen Leuten können vier volle Wachen eingeteilt werden, und den Helden
steht nach so einem anstrengenden Tag endlich wohlverdienter langer Schlaf bevor.
Nacht auf den 16. Ches 1361
Oder so dachten sie.
Alviss wacht mitten in der Nacht auf, und ein Blick aus dem Zelt zeigt,
dass etwas nicht stimmt. Orjun und Ulgan sind nirgends zu sehen, und das
heruntergebrannte Feuer deutet an, dass sie schon seit einer Weile verschwunden
sind. Er weckt schnell seine Kamerade, und alle machen sich ans Werk das Lager
zu sichern, während es immer stärker schneit. Areel sucht rund um das Lager
nach Spuren im Schnee, findet aber nichts was nicht schon von den immer dichter
fallenden Flocken verdeckt wurde. Kyrol kann unterdessen mit Mühe und Not das
Feuer wieder entfachen, und in seinem Schein wird langsam klar, dass es hier
nicht mit rechten Dinge zugeht. Der Schneefall ist unnatürlich dicht, und die
Nacht ringsum selbst für den hohen Norden ungewöhnlich stürmisch. Da ertönt ein
Heulen in der Nacht. Noch recht weit weg, und etwas undeutlich geht es aber
allen trotzdem irgendwie durch Mark und Bein. Alviss ist mit einem Mal
sämtliche Reste seiner südländischen Bräune los und lauscht angestrengt mit den
anderen in die heulende Schwärze. Es kann nicht sein. Es darf nicht sein. Ist
es doch? Ein zweites Heulen ertönt. Viel näher. Diesmal zucken alle zusammen.
Das Geräusch kam aus keiner lebenden Kehle und man spürt es eher als dass man
es hört. Es fährt mit rohen und urtümlichen Visionen von Hunger, Gewalt und
Wahn die Wirbelsäule auf und ab, und im ältesten Teil der Hirne aller Anwesenden,
egal ob Elf oder Mensch, regen sich Erinnerungen des Rassegedächtnisses, als
ihre weit entfernten Vorfahren in Höhlen hockten und fast ohne Sprache an ihre
noch kaum geformten Götter beteten, in dieser Nacht verschont zu bleiben von
den Dingen im finsteren Wald. Furcht gräbt eiskalte Finger in selbst die
tapfersten Heldenherzen, und unwillkürlich erinnern sich vor allem die Rashemi
der Gruppe an die alten Geschichten, die tief in der Nacht bei
heruntergebranntem Feuer im Flüsterton erzählt werden. Die Geschichten die man
nicht wirklich hören will, wo die Jäger nicht mit erlösender Beute zurückkehren,
wo das Tauwetter keine frühen Triebe freilegt, wo in gnadenlosen, nicht enden wollenden
und finsteren Winternächten Wahnsinn, Hunger und Verzweiflung die Leute im
Namen des reinen Überlebens zu Taten bringt, über die man selbst hier oben nicht
spricht. Geschichten an deren Ende im Frühling Dörfer gefunden werden, leer bis
auf zertrümmerte Schädel in den Töpfen und geschändete Gräber. Geschichten die
immer ein Wort enthalten. Für eine Sekunde ebbt der Wind ab, es ist verdächtig ruhig.
„Wendigo.“, durchbricht Alviss heisere Stimme die plötzliche Stille.
Das langgezogene, von reinem Wahnsinn gezeichnete Heulen ertönt erneut,
diesmal sehr nahe, wie von einem gemarterten Tier, das unter schrecklichen
Schmerzen und nagendem Hunger nach Blut schreit. Nur die durch jahrelanges
Abenteurerdasein gestählte Entschlossenheit aller Anwesenden verhindert, dass jemand
schreiend in die Nacht flieht. Hektisch aber ohne Fehler werden die Zelte umgestürzt,
eingerollt und über die Schulter geworfen. Alle Rucksäcke werden beladen und
dank Sirasi können Aline und Areel sogar notdürftig ihre Rüstungen anlegen,
obwohl Alviss, der von allen am hektischsten arbeitet und sich diesmal wünscht,
etwas weniger Details über ein Wesen zu wissen, sich nicht verkneifen kann zu
bemerken, dass selbst eine Plattenrüstung gegen die quasigöttliche
Manifestation des Kannibalismus und Hungers herzlich wenig bringt. Seine Worte
gehen teilweise im lauter werdenden Sturm unter. Innerhalb weniger Minuten sind
alle abmarschbereit, und Kyrol bleibt sogar noch die Zeit und Contenance für
eine abfällige Bemerkung darüber, was er macht wenn sich das Ganze als Scherz von
Ulgan und Orjun herausstellt. Ein Witz über den keiner lachen kann, der aber alle
ins hier und jetzt zurückholt.
Möglichkeiten zur Flucht gibt es wenige. In eine Richtung liegt der
offensichtliche Rückweg, das Tal der Frösche, in der Finsternis ein
gefährlicher Abstieg in feindliches Gelände. Auf der anderen Seite liegt der
Weg ins Duigantal, weniger steil aber komplett unbekannt, und ebenfalls alles
andere als ungefährlich, selbst im Tageslicht. Die dritte Seite ist eine gerade
Klippe nach unten, und auch wenn auf der letzten Seite ein sanfter Abstieg in
einen kleinen Wald lockt, von dort kam das Heulen. Mangels Alternativen fleht
Kyrol seine Ahnen um Hilfe an, und versucht einen Weg ins Tal Duigan zu finden.
Aline unterstützt ihn dabei nach und mit Leibeskräften, und gemeinsam finden
sie einen gangbaren Pfad, der sogar so vom Wind geschützt ist, dass man mehr
als auf Armeslänge sieht und sich fast mit normaler Geschwindigkeit bewegen
kann. Dieser Fluchtweg war der richtige, und man hat ihn gerade rechtzeitig
erreicht. Kaum dass alle in dem Hohlweg verschwunden sind ertönt das Heulen
wieder, ziemlich sicher am Ort des vorherigen Lagers. Frustriert und fast noch
wütender als vorher verklingt es hinter den sich jetzt extrem schnell
bewegenden Helden. Der Rest der Nacht bis zum Sonnenaufgang vergeht mit
angespanntem Klettern in fast totaler Finsternis, doch dank gegenseitiger Hilfe
und einigen halblegalen Aufputschmitteln ermüdet keiner der Helden so sehr,
dass er den Weg nicht fortsetzen könnte. Das Heulen ertönt nicht mehr, was
niemanden so richtig beruhigt. Kurz nach Sonnenaufgang hört der Sturm auf, und
die Helden finden sich auf einem von mehreren kleinen Tälern zerfurchten Berghang,
die sich weiter unten zu einem breiten Tal vereinen. Hier wachsen seltsame
Tannen, normal bis auf ihre eigentümliche Farbe, von Alviss als „Petrol“ identifiziert,
doch das ignorieren die Helden vorerst, in einem beispiellosen Gewaltmarsch
erreicht man in weniger als einer weiteren Stunde die Talsohle, wo mit letzter
Kraft ein Lager aufgeschlagen wird und alle für den Rest der Nacht und des
Morgens erschöpft zusammenbrechen, Wendigo oder auch keiner, es geht nicht
weiter.
16. Ches 1361
Der nächste Tag beginnt am späteren Vormittag ohne weitere Zwischenfälle.
Beim Frühstück wird wenig gesprochen, allen sitzt der Schreck tief in den Knochen.
Es traut sich kaum einer einen Blick zurück auf den Berg zu werfen, doch dort
scheint alles normal, als wären die Schrecken der letzten Nacht nie passiert.
Keiner will das Gespräch darauf lenken, doch allen steht ins Gesicht
geschrieben was sie sich fragen: Was ist mit Orjun? Und Ulgan? War das wirklich
der Wendigo? Alviss ist sich sicher, also ja, aber warum hier? Und warum jetzt?
Soll man zurück und nach den beiden anderen suchen? Kann man überhaupt? Und was
wird man finden?
Antworten wird man hier auf keine dieser Fragen finden, und auf den Berg
zurückkehren klingt für alle gerade extrem unattraktiv. Also bricht man das
Lager diesmal in Ruhe ab, verstaut alles richtig, überprüft nochmal auffallend
akribisch die Rationen, und zieht weiter, düstere Gedanken an das Schicksal
ihrer Reisegefährten auf einen späteren Zeitpunkt verschiebend. Das Wetter ist
heute schön, und der Tannenwald scheint zwar seltsam gefärbt, aber sonst normal
zu sein, weshalb der Vormittag mit einer angenehm ereignislosen Wanderung durch
einen Hochwald vergeht. Dieser endet sehr abrupt, er geht wie abgeschnitten von
voll erwachsenen Bäumen in eine von Schnee bedeckt Ebene über, ohne die am
Waldrand üblichen Sträucher und Jungbäume. In einigen hundert Meter Entfernung findet
sich, wie von Lothrirhaira beschrieben, eine Steilwand, in deren fast vertikale
Seite Wachtürme in uraltem Stil geschlagen wurden, und davor ein großer Platz,
perfekt rechteckig und wie aus schimmerndem Marmor gefertigt. Die gesamte
Fläche ist in etwa 90x90 Fuß groß, schneefrei und hochgradig verdächtig. Einiges
von diesem Gefühl geht aus von den aus einem nicht näher ersichtlichen Material
gefertigten schwarzen Kugeln, welche an dem den Helden zugewandten Ende der
Fläche absolut regungslos über den Spitzen von großen Steinsäulen schweben, und
ebenso über den beiden Türmen in der Ferne.
Die Zauberkundigen und Rhaumatariexperten (eine starke Überschneidung
besteht zwischen den beiden Gruppen) sehen sich das ganze an und kommen zu dem
etwas offensichtlich wirkenden Schluss, dass die Kugeln wohl teil magischer
Fallen sind, die nach all den Jahren noch immer aktiv zu sein scheinen und von
der Kunst der Rhaumatari zeugen. Wie sie allerdings funktionieren, und wie man
in die mögliche Festung dahinter kommt, das ist von hier aus weniger
ersichtlich. Während man noch überlegt, finden Alviss unglaublich scharfe Augen
etwas abseits einige Formen im Schnee, an einer Stelle wo wohl seit der Zeit
der Erbauung dieser Festung kein Tauwetter mehr war. Es finden sich unter
steinhartem Firn einige Eismumien, ihrem Zustand nach seit mehr als 120 Jahren
tot, und der Kleidung nach Priester der einen oder anderen Art. Sie tragen
einiges an noch brauchbaren magischen Materialien bei sich, darunter auch ein komplexer,
aus Metall gefertigter Runenschlüssel, der sehr wahrscheinlich für die Vordertür
der Feste ist, laut Ermittler.
Mit diesem wichtigen Gegenstand in der Hand wird ein Plan geschmiedet, was
als nächstes zu tun ist…