28.12.1360
Trotz Schneegestöber können die von jahrelanger Erfahrung im eisigen
Norden und/oder halblegalen alchemischen Substanzen geschärften Sinne von
Sirasi, Alviss und Kyrol einen der Wölfe sofort ausmachen. Ob es Rodan oder
Kanan ist interessiert erstmal keinen, denn die Wölfe stellen sich auf, um
ihren Frostatem auf die Gruppe zu werfen, ihr Signaturangriff. Alviss aktiviert
die Macht des spröden Gummimanns, Kyrol wird unsichtbar, und Arinar
teleportiert sich durchs Getümmel, um die Wölfe in Reichweite der schwarzen
Tentakel der unangenehmen Berührung zu bekommen. Ein überraschtes, peinlich berührtes
Jaulen von Rodan zeugt vom vorläufigen Erfolg dieser Strategie, aber Kanan kann
die Gruppe trotzdem mit einer Eisschicht überziehen. Die ganze Gruppe? Nein.
Kyrol erscheint neben ihm aus dem Schneegestöber und sticht ihm heftig in die
Seite. Rodan entkommt den Tentakeln schneller als gedacht, flankiert geschickt
und feuert seinen Atem etwas verspätet ab. Kyrol kann wieder zur Seite hechten,
Daek ist knapp hinter ihm und pflückt sogar noch den sonst einem frostigen Tod
geweihten Lim aus der Luft, aber Arinar erwischt es voll, wonach er regungslos
an die Wand des Riesenbaus gefroren zurückbleibt. Auf einen Befehl von Sirasi
entflieht Lim in die eisige Nacht, die im Vergleich zum Frostatem wohlig warm
erscheint, bevor sie sich ebenfalls in die Lüfte erhebt. Alivss langer Arm der Macht rast
aus der Finsternis und spießt Kanan auf, dessen Gegenangriff richtet sich auf
Daek, der ihm als Dank fast das Kiefer bricht. Kyrol kann dem vor Wut und Schmerz um
sich beißenden Wolf geschickt ausweichen, sticht ihm in die andere Seite. Kanan
ist knapp vorm Ende, und ruft seinem Gefährten den Rückzugsbefehl zu. Rodan türmt,
ruft etwas von einem Treffen an den Siebensteinhügeln, doch dazu kommt es nicht
mehr. Kanan kann zwar Daek und Kyrol entkommen, aber ein gezielter Steinhagel von
schräg oben beendet seine lügnerische Existenz. Rodan hingegen kann sich noch
etwas halten, und mehrfach wirkt es als würde er dem Abfangkommando aus Alviss,
Arkami und Kyrol entkommen. Schließlich sieht er aber ein, dass die Zeit für
das letzte Gefecht gekommen ist. Ehrenhaft für seine Verhältnisse stellt er
sich und lacht „Hätte nie gedacht, dass ich einmal neben Norsu liege!“ Alviss
lenkt den Riesenwolf kurz ab, was lang genug ist, damit Sirasi in Reichweite
kommt und ein weiterer Steinhagel einen Wolf zu seinen Ahnen schickt. Man nimmt an, dass Norsu das Mastodon war, so genau wissen tut man das aber nicht.
Damit hat Sirasi ihre Ansage von kurz vorhin erfüllt, Kyrol noch nicht
ganz, weshalb er ein sehr scharfes, sehr fies aussehendes Messer zieht. Während
Arinar mit wärmender und heilender Magie von der Wand gelöst und wieder
aufgetaut wird zieht der Schurke sowohl Rodan als auch Kanan unter Anleitung
von Arkami im wahrsten Sinne des Wortes das Fell über die Ohren, bevor die blutigen
Reste den Aasfressern des hohen Nordens überlassen werden. Kyrol hält zwischendurch
kurz inne und sinniert mit Alviss darüber, ob es moralisch vertretbar ist etwas
zu häuten, dass sprechen kann. Sowohl Arkami als auch Sirasi bejahen das, Letztere etwas heftiger als Erstere, und die Arbeit geht weiter. Als die Gruppe
sich dann wieder dem Festungsiglu des Eisriesen zuwendet werden leise
schnatternde Stimmen im Schnee hörbar, und die Goblins sind wieder da. Wie
schön. Sirasi will sie vom Fleck weg adoptieren, der Rest der Gruppe eher nicht
so. Die Dreierbande will sich nach allen Regeln der Kunst einschleimen, weshalb
Kyrol zur gemeinsten aller Waffen greift: Der Wahrheit. Er erzählt ihnen in
knappen Worten wohin die Gruppe bald unterwegs ist und was dort wartet, und die
Haudraufs bieten sich sofort großzügig als neue Statthalter der örtlichen
Festung an, die Helden sind natürlich immer eingeladen.
Der Rest der Nacht vergeht mit dem üblichen Heldenhandwerk. Das Mastodon
wird ebenfalls von seinem Fell und seinen wertvollen Stoßzähnen befreit und
teilweise zu Proviant verarbeitet (man will ja nichts verschwenden), die
Gefangenen finden sich auch noch, sogar dort wo es die Goblins beschrieben
haben. Die beiden sind halb erfroren und übel zugerichtet, aber am Leben. So werden
sie geheilt, und man hört sich ihre Geschichte an. Thyria und Folin heißen sie,
sind sehr dankbar, und bitten die Gruppe, sie zu ihrem Onkel, der nahe Nathoud
lebt, zu bringen. Alviss kennt den Onkel sogar aus Erzählungen (weil natürlich
tut der das), er hat Vergangenheit in den Hordelands und eine etwas ungesunde
Obsession mit Bronzedrachen. Man zieht sich in die vergleichsweise warme
Haupthalle zurück, und untersucht die dort festgefrorenen Helden. Wer sie sind,
oder eher waren, kann nicht mehr so richtig festgestellt werden, aber ihre
Ausrüstung ist offensichtlich mächtig, vieles magisch. Mit der „Hilfe“ der
Goblins, die immer wieder Dinge von den abenteuerlichen Eiszapfen abbrechen und
fast alles schön brav auflegen (sie müssen tatsächlich nur ein Mal gezwungen
werden ihre Taschen zu entleeren, als sie dann doch etwas frech werden) wird
ein beeindruckender Berg aus magischer Beute zusammengetragen, der von den Helden untersucht wird. Die Reise zu diesem seltsamen Ort hat
sich ausgezahlt, auch wenn die Gefahren groß waren, und die hier zu einem
anonymen und unrühmlichen Ende gekommene Abenteurergruppe den Helden zu denken gibt.
Einigen von ihnen jedenfalls. Es ist schon spät, und es wird klar, dass die Nacht zwangsläufig hier verbracht wird. Mit einigen Vorsichtsmaßnahmen mehr als sonst (Arinar beschwört einen Rope
trick und setzt sich hinein, die Goblins finden das toll und folgen ihm, Arinar
toleriert sie, die anderen entscheiden sich draußen zu schlafen) verbringt man
sie mäßig gemütlich.
29.12.1360
Das Wetter ist besser als gestern, und die Gruppe sagt König Horgi dem
I, Herrscher des Todesiglus, Lebewohl, bevor Kyrol alle in Rekordtempo zurück
nach Nathoud bringt, bevor Sirasi die Goblins doch einfach einpackt. Die
Stimmung dort ist seltsam angespannt, obwohl die Tuigan einen Feiertag haben
und kaum einer von ihnen zu sehen ist. Oder vielleicht deswegen. Thyria und Folin werden zu ihrem Onkel gebracht,
der sich als ein sehr großer und sehr seltsamer Mann herausstellt, der in einem
magisch feucht-warm gehaltenen und nach Ozean riechenden Haus lebt. Er ist auf
jeden Fall extrem dankbar, und er schuldet den Helden jetzt einen Gefallen, was
sie sich fürs erste merken und sich verabschieden. Man beschließt nochmal etwas
zu feiern und am nächsten Tag wieder loszureisen, was alle außer Daek
enthusiastisch annehmen. Daek ist schon den ganzen Weg nach Nathoud seltsam
(sogar für seine Verhältnisse) eher abwesend und noch verschlossener als sonst.
Alle reden mehr oder wenig sanft auf ihn ein, und schließlich kann ihm entlockt
werden, dass er eine Vision von Vryll hatte. Was er darin sah, das sagt er
nicht, er will aber lieber beim Haus in Nathoud bleiben. Ihn umzustimmen ist unmöglich,
als lässt man ihm seinen Willen.
30.-31.12 1360
In der Früh verabschiedet man sich von Daek, und kann wenigstens sicher sein, dass keiner ins Haus einbrechen wird. Jedenfalls nicht zwei Mal. Die letzten beiden Tage des Jahres vergehen ohne Zwischenfälle, die
Gruppe kommt gut voran und in der Silvesternacht wird ein großes Feuer
entfacht, um das man (verdünnten) Jhuild trinkend tanzt und feiert. Die Funken steigen in
den sternenklaren Himmel, enthusiastischer und teilweise sogar halbwegs melodischer
Gesang ertönt, und die Geister finden das gut, weshalb die Helden ihren Segen
erhalten, für das was nun kommen möge.
Und so beginnt das Jahr 1361 nach dem Kalender der Talländer, Jahr der
Maiden, in der Ära des Umbruchs.
Bzw. Jahr der Goldenen Entdeckung nach den Nachtschriften des Propheten
Augathra, das Jahr 3497 laut der Langzählung von Mulhorand, 1161 laut den Schamanen
der Moonshaes, 1431 laut dem Zeitgesang des Serôs, 1573 laut dem Königskalender
von Thetyr, etc. etc.
01.01.1361
Die Heldengruppe erreicht mit halbwegs klaren Köpfen das Wäldchen, in
dem sich der geheime Eingang der Festung Malma befinden soll. Man sucht ein wenig
hin und her, und es wird klar, wie schwer es ist eine geheime Tür zu finden,
wenn man so gar keine Anhaltspunkte hat. Dann aber schütteln sich die Bäume
ringsherum plötzlich, und beginnen die Gruppe einzukreisen. Hirtenbäume, das
wissen die Naturkundigen, keine Treants an sich, aber von solchen oft
beschworen. Sirasi wird vorgeschoben, sie soll mit den Bäumen reden. Die junge
Wychlaran protestiert, aber bevor noch alle zu streiten anfangen ertönt eine
Stimme aus dem Wald „Niemand darf durch den Wald, nur die Malma!“ Alle sind
sich sicher, das ist Zapfenrinde persönlich. Er ist es auch, und ragt plötzlich
in all seiner Macht vor der Gruppe auf, einen Menhir als Keule in der einen knorrigen
Hand. Was positiverweise bedeutet, dass man auf der richtigen Spur ist.
Negativerweise ist er aber eher nicht zu Verhandlungen bereit, und schickt die
Bäume zum Angriff. Arkami bannt kurzerhand die Magie des uralten Treants in
einer gewaltigen arkanen Kraftanstrengung, und die aggressiven Bäume kehren
wieder zu ihren Lieblingsbeschäftigungen zurück, Photosynthese und regungslos herumstehen.
Zapfenrinde ist jetzt erst so richtig sauer, aber Alviss kann dank der Macht
seiner Ahnen und seines jahrelangen Geschicks in Verhandlung, welches er sich
an den byzantinischen Adelshöfen seines Heimatlandes angeeignet hat, den alten
Baum tatsächlich im letzten Moment von der Rechtschaffenheit der Queste überzeugen.
Er lässt uns passieren, mürrisch aber doch. Er gibt ihnen sogar noch mit, sich vor
„den Zaubern der Malma“ in Acht zu nehmen, bevor er mit schweren Schritten in
den Tann entfleucht.
Die Tür, also besser gesagt das gut getarnte Loch in einem Hang, wird lokalisiert.
Und Sirasi sieht sich die Sache an. Hier entfalten sich Sinne, die sie seit
ihrer Ausbildung selten gebraucht hat, und Wissen von lang zurückliegenden, und
halb verschlafenen, Vorträgen über die antiken Wychlaran regt sich in fernen Ecken
des Verstandes. Geleitet von allen Müttern, Schwestern und Tanten, die das
Handwerk vor ihr erlernt haben, dröselt Sirasi die machtvollen und tödlichen
Verzauberungen an der Tür auf, als wären sie Spinnweben im Morgenlicht, und mit
einer den Augen schmerzenden Verdrehung des Bodens, begleitet von steinernem Knirschen
und dem organischen Knacken von sich neu anordnenden, uralten Baumwurzeln, geht
der Weg auf. Und offenbart einen recht unspektakulären Höhleneingang. Lichtzauber
und Laternen werden entzündet, Infiltrationsformation α1 eingenommen, und die
Gruppe verschwindet in der Höhle, nichts als vage Spuren und das Schweigen des
winterlichen Waldes zurücklassend.
Drinnen ist es kalt und trocken, und immer noch eine an sich nicht ungewöhnliche
Höhle. Der Weg soll ja auch noch sehr lang sein. Man erreicht nach einigem
Marsch eine Klippe, die von den meisten mit irgendeiner Art magischem Trick
überwunden wird. Kyrol, dem weder Teleportation noch die Macht des
Affenfisches, noch sonst etwas zur Verfügung steht, braucht am längsten, aber
schließlich sind alle wohlbehalten unten, und die Reise ins Dunkel geht weiter.
Eine Meile später findet sich die erste Gefahr, ein Bereich aus porösem und
trügerischen Bruchstein, den man dank Alviss erkennen und umgehen kann. Der Weg
geht nun stetig bergauf, und der immer wandelbare Ermittler aus Aglarond
offenbart seine zwergische Seite, als er die Gruppe ebenso stetig problemlos vorwärts
lotst, alle Gefahren umgehend.
Fast alle Gefahren. Voraus ist ein Hinterhalt durch Höhlenbewohner, das kann Alviss anhand der Spuren in der Umgebung sagen, was sie genau sind aber nicht, und es führt kein Weg an ihnen vorbei. Mit gezückten Waffen schleicht man voraus, und der Feind offenbart sich als eine Kolonie mobiler wie ekelhafter Purpurpilze, welche Tentakel schwingend auf die Helden zuschleimen.
Einer wird sogleich von
einem Flammenpfeil, den Kyrol nach ihm schießt, aufgespießt und geröstet, einige
weitere werden von den Tentakeln die Arinar beschwört gebunden, Alviss zerlegt
einen, der zu nahe gekommen ist. Da ertönt ein die Kaverne erschütternden
Urschrei, und ein gewaltiges, ogerhaftes Wesen mit sechs Augen und grauer Haut
bricht aus den umliegenden, nicht-magischen Pilzen hervor. Ein grauer Reißer,
rufen die Gelehrten der Gruppe, ein Wesen, dass sich instinktiv eine Gruppe
anderer Wesen sucht, und diese dann bis zum Tod verteidigt. Aline zerteilt vor
lauter Schreck gleich noch einen Pilz, Arkami zückt ihre im Todesiglu gefundene
Rod of Wonder, richtet sie auf den grauen Hünen, und drückt die Aktivierungsrune, ob
der vielen Möglichkeiten, was als nächstes passieren könnte breit grinsend. Was
passiert ist eher unkreativ, aber so spektakulär wie praktisch. Eine kleine glühende
Perle schießt aus dem Ende der Rod, und landet mitten auf der Brust des Reißers,
wo sie zu einem Feuerball erblüht, der ihn und einige nahe Pilze einhüllt. Ein
Geruch, der den eher vegetarisch veranlagten Helden das Wasser im Mund
zusammenlaufen lässt, erfüllt die Höhle. Arinar beginnt eine Beschwörung zu
spinnen, Kyrol kommt dem Render etwas zu nahe und wird von einem Rückhandschlag
durch die Luft und gegen eine Wand geschleudert, wo er erstmal kurz Pause macht
um sich zu sammeln. Aline wird von einem der Pilze mit giftigen Sporen
beschossen, und trotz ihrer legendären Widerstandskraft merkt sie, wie ihren
Gliedern die Kraft entweicht, als ihre Muskeln beginnen, gegen ihren Willen zu
erschlaffen. Alviss duelliert sich unterdessen mit dem riesigen Wesen, das
rechtzeitig, bevor es den Ermittler unangespitzt in den Boden rammt, von einem
kräftigen Biss in den Hintern abgelenkt wird. Der stammt von einem himmlischen
Krokodil, welches von Arinar beschworen mit einem Krachen auf einigen Pilzen
landet und sofort angreift. Die Pilze haben mittlerweile in der Deckung ihres
riesigen Beschützers die Reihen der Helden erreicht und der Kampf versinkt im
Chaos. Arkami aktiviert wieder die Rod, aber was auch immer sie für einen
Effekt auf das Wesen wirft, es hat keinen Effekt. Aline schüttelt das Gift
größtenteils ab und erzeugt rasend schnell einen sich ausweitenden Bereich aus
Pilzragout. Sirasi ist zu beschäftigt den fungoiden Angreifern auszuweichen, um
Magie zu beschwören. Alviss kann trotz allem Geschick den herumgreifenden
Klauen des Reißers nicht ausweichen, welcher ihn an den Beinen packt und Anstalten
macht, ihn als Keule gegen das Krokodil zu verwenden. Hier meldet sich Kyrol
zurück, der den Bogen weggesteckt und das Schwert gezückt hat. Dank der Deckung
des himmlischen Reptils turnt er geschickt an einigen Pilzen vorbei, klettert an
den Rückenstacheln des grauen Ungetüms hinauf, und rammt ihm glorreich sein Schwert
bis zum Anschlag in eines der sechs Augen, was es tödlich getroffen zu Boden
krachen lässt. Die Helden ziehen sich zurück, während das vom Gift der Pilze unbeeindruckte
Krokodil selbige aufreibt, dann ist alles ruhig, bis auf gelegentliche
gurgelnde Geräusche aus der abkühlenden Reißerleiche. Arkami kann die Muskelkraft
von Aline wieder vollständig herstellen, und die Reise geht weiter.