8.-12. Eleasias 1360
Die Forscher reisen östlich des Flusses Erech durch die gefrorene Ebene. Seit dem ersten Treffen in Bildoobaris sind schon einige Wochen vergangen, und am Lagerfeuer tauscht man sich untereinander aus.
Die Gruppe besteht aus dem betagten aber reiseerfahrenen Vryll Quorkaull, seinem muskulösen aber unbewaffneten Leibwächter Daek Aschemantel, der friedfertig wirkenden Aasimar Arkami Silberspeer, dem für einen Elfen sehr geselligen Magier Arinar Tult’Uth, der stolzen und recht brüsken Kriegerin Aline Rüstungsbrecher, dem alles um sich genau aufnehmenden Halbelfen Alviss En Vel und schließlich noch dem recht unterschiedlichen Paar aus einheimischen Führern, einerseits der eher kühlen und reservierten Wychlaran Sirasi Solem, und andererseits dem sehr wortreichen und neugierigen Kyrol Chergoba. Angeführt von Daek und Kyrol macht die Gruppe gute Fortschritte in Richtung ihres fernen Ziels, dem befestigten Handelsposten Nathoud weit im Osten, mitten in der endlosen Ödnis, am Fuße des Eisrandgebirges. Einladend. Doch trotz anhaltend schönen Wetters ist die gute Stimmung schon am zweiten Tage dahin, am Horizont werden Rauchsäulen gesichtet, und sowohl Aline als auch Arinar erkennen, dass hier kein Waldbrand (Steppenbrand?) am glosen ist, sondern ein großes, künstliches, aber trotzdem unkontrolliertes Feuer. Alviss kann sogar aus dem Gedächtnis zitieren welches spezifische winzige Dorf dort hinter den Hügeln liegen sollte, was alle Anwesenden einigermaßen beeindruckt, vor allem Kyrol und Sirasi, die zwar aus Rashemen sind, aber von dem Ort Gjoch noch nie etwas gehört haben. Und anscheinend wird auch nie wieder jemand etwas von Gjoch hören, denn Alviss und Arinar sichten auf einem nahen Hügel einige berittene Späher, ein weiteres Anzeichen das hier eine größere Gruppe Krieger unterwegs ist. Daek vollführt einige komplexe Zeichen in der Luft, welche von Kyrol übersetzt werden: Hier sind Nars unterwegs, die marodierenden Barbaren aus dem Westen, welche in regelmäßigen Abständen Rashemen überfallen. Die Gruppe sieht zu, dass sie weiterkommt, hier ist es zum Eingreifen ohnehin zu spät. Aber sowohl dem Mönch als auch dem Schurken fällt auf, dass sie verfolgt werden, eine kleinere Gruppe hält sich parallel zum Weg der Helden, welche auf Grund ihres Wagens langsamer vorankommen als die flinken Barbaren, die zum Teil mit hartgesottenen Kriegsponys ausgerüstet sind.
Obwohl die Späher ihre
Arbeit gut machen wird bald klar, dass ein Kampf unausweichlich ist. Und
während die Gruppe sich noch um den Wagen formiert, kommen die ersten
Nar-Barbaren wild kreischend durch den Schnee gestürmt, während die hartgesottenen
Kriegsponys und Bluthunde von der Flanke heranstürmen. Nachdem Alviss ein kleines dunkles Fläschchen entkorkt und den Inhalt in sich geschüttet hatte, wurden seine Arme plötzlich unnatürlich lang, allerdings auch etwas spröde, was wohl an den eisigen Temperaturen in diesem Land liegen mag.Von Magie getrieben
wachsen sowohl Aline als auch Alviss zu gigantischer Größe, was sie im ersten
Moment zu beliebten Zielen für die Bogenschützen auf ihren hartgesottenen
Kriegsponys macht. Einige Helden verursachen mit Magie oder Bogen ersten Schaden,
doch dann sind die Barbaren heran und das Handgemenge beginnt. Die gewaltige Form von Aline stürzte in den Schnee, und auch Sirasi wird zu Fall
gebracht. Die Barbaren kämpfen mit dem Mut von Wahnsinnigen, doch die Helden
sind aus härterem Holz geschnitzt und überstehen die erste Angriffswelle.
Einerseits dank dem alten Vryll, der beweist, dass er bei weitem nicht so
gebrechlich ist wie er aussieht, und seine von Oghma gegebene Magie einsetzt um
die Helden zu stärken und die Nars zu strafen. Ein ruhigerer aber extrem
wichtiger Beitrag komm von Arkami, die leise betend im Zentrum der Gruppe steht,
während sich überall auf ihrem Körper Wunden öffnen statt auf den Leibern ihrer
Gefährten aufzutauchen, bevor sie sich magisch wieder verschließen. Erste
Erfolge werden von Siraris Magie und den Klingen der Anderen erzielt, und die
Nars beißen sich an der vermeintlich leichten Beute die Zähne aus. Von Arinar beschworene
Vipern bringen einige ihrer Hunde zu Fall, andere werden vom gigantischen Alviss, mit seinen gummiartigen Gliedmaßen, und der wieder auf die Beine gekommenen Aline trotz heftiger Gegenwehr
erledigt. Als dann Barbarenblut beginnt den Schnee zu tränken und einige Krieger
tot von ihren hartgesottenen Kriegsponys davongeschleift werden bricht die
Moral der Marodeure so schnell wie sie aufgeputscht war, und sie wenden sich zur
Flucht, woraufhin die meisten von ihnen sofort niedergemacht werden. Die
Leichen werden geplündert, der Versuch ein verwirrt umherwanderndes
hartgesottenes Kriegspony einzufangen scheitert leider. Außerdem konnte mindestens
einer der Reiter entkommen. Daeks komplexe Handzeichen werden wieder von Kyrol
übersetzt, der dem Mönch zustimmt, dass es das Beste wäre die Spuren zu verwischen
und abzuhauen, was beides laut Meinung der Helden halbwegs gut funktioniert. Tut
es anscheinend tatsächlich, denn die nächste Nacht vergeht extrem kalt, aber
ohne Zwischenfall. Auch am nächsten Tag werden keine Barbaren gesichtet, doch
die vermehrten Schneewehen machen ein Vorankommen schwer. Während der Großteil
der Gruppe die mittlerweile oft verfluchte Kutsche immer wieder aus dem Schnee
befreit, hat sich Alviss etwas abgesondert um nach möglichen Hinterhalten zu
spähen. Alles ruhig, niemand zu sehen. So vergeht eine weitere Nacht unter
sternenklarem Himmel. Am nächsten Tag finden die Späher endlich einen nutzbaren
Pfad, und die Gruppe macht enorme Fortschritte.
Gegen Abend kommen die Helden schließlich
an ihrem ersten Etappenziel an, der Taverne zum wandernden Geweih an der großen
Kreuzung! Ja, DER großen Kreuzung. Die Atmosphäre ist ausgelassen, und die
Menge von Karawanenleuten, Rashemikriegern und Händlern bunt, mit Wesen aller
Länder und Farben. Sogar ein Magier aus dem fernen Thay ist mit seinen
grimmigen Leibwächtern anwesend, was Kyrols Laune offensichtlich sofort in den
Keller rauschen lässt, doch vorerst sagt er nichts. Der Abend schreitet schnell
voran, und während der alte Gelehrte und die junge Hexe sich auf ihre Zimmer
zurückziehen macht der Rest der Abenteurer ausgelassen einen drauf und feiert die
erste gewonnene Schlacht. Aline freundet sich mit einigen Dajemmareisenden, Gnudjeth,
Jolle und Thyondor, an und macht eine Weile bei ihren Wettbewerben mit bevor
ihr langweilig wird und sie in die Wärme der Taverne zurückkehrt, die Annäherungsversuche
der Betrunkenen fallen Arinar fast mehr auf als ihr. Alviss hört sich derweilen
bei den Anwesenden um und kann erfahren, dass die Barbaren aus Nar, welche die
Gruppe getroffen hat, Teil einer losen Ansammlung mehrerer Banden sind die sich
in der Gegend herumtreiben. Das Angebot der Händler sie gegen großzügige Entlohnung
zurück zu begleiten schlägt er aber aus. Er versucht auch mehr über den roten
Magier Szytesi Nut herauszufinden, der hinterlistige Glatzkopf dreht dem an
sich wortgewandten Investigator aber just jedes derselben im Mund um und
erfährt mehr über den Halbelfen als dieser erzählen wollte. Bevor hier jedoch
mehr passieren kann herrscht plötzlich Tumult im Schankraum. Kyrol ist mit Yuild,
dem Inhaber des wandernden Geweihs und einer Legende unter den Rashemi, ins Gespräch
gekommen und fragt ihn zuerst unschuldig über den roten Magier, bevor er recht
unverblümt seine Meinung zu den Thays ausgibt, was Yuild in Rage bringt, da er
einer derer ist, der einen der seltenen Händler aus dem eigentlich verfeindeten
Thay bei sich beherbergt. Kyrol’s Stimme bleibt zwar eher ruhig, er lässt aber
nicht locker, weshalb der mittlerweile fuchsteufelswild herumbrüllende Wirt ihn
vor die Tür setzt, was Kyrol mit wenig Protest über sich ergehen lässt. Das
Blut des jungen Kriegers ist aber am Kochen, seiner Meinung nach verrät hier
ein Held der Rashemi aus Profitgier all seine Prinzipien, und das Yuild ihn im
Endeffekt ein dummes Kind schimpft hilft auch nicht, so geht er ohne zu zögern
auf die anhaltenden Beleidigungen des ehemaligen Berserkers ein. Ein Wort gibt
das andere, und für Nichteingeweihte sieht es aus, als ob ein Kampf auf Leben
und Tod bevor stünde, während Kyrol sich vorbereitet im Namen der Ehre eine
Tracht Prügel einzustecken, denn hier nachgeben ist in dieser Situation für
einen Nordländer undenkbar, auch wenn Yuild ihm körperlich haushoch überlegen
ist.
Doch zum entscheidenden Handgemenge kommt
es nicht, Arinar mischt sich gut gemeint ein und belegt Kyrol mit einem
Schlafzauber, worauf Yuild unter wüstem Schimpfen in die Taverne zurückkehrt,
während Daek schnell Vryll aufweckt, der verhindern kann das die Situation
weiter eskaliert. Auch Sirasi wird geweckt und versucht Kyrol zu
beschwichtigen, der zwar zugibt überreagiert zu haben, sich in der ganzen Sache
aber von den Anderen unverstanden fühlt und schwer enttäuscht von seinem
Kindheitshelden in sein Zelt verschwindet wo er eine lange kalte Nacht mit Grübeln
verbringt. Am nächsten Tag stellt ihn dann auch noch Vryll zur Rede und leiert
die alte Litanei über Verständnis und Bedachtsamkeit herunter, bevor er meint
das Yuild schon weiß was er tut. „Ja, das denkt er garantiert.“, gibt Kyrol
knapp zurück, bevor er in den Schnee spuckt und missmutig zu Daek an der Spitze
der Gruppe aufschließt. Außer dem Mönch hört niemand seine folgenden Worte „Das
alte Sprichwort stimmt eben doch, lern deine Helden niemals persönlich kennen.“
So geht die Reise weiter durch den tief
verschneiten Norden des magischen und komplizierten Landes Rashemen.